Landesliga Live:Mitspielende Versicherung

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Oft wird Ramon Adofo gedoppelt, gegen Memmingen hatte er hier freie Bahn. Er erzielte zwei Tore. (Foto: Arlet Ulfers)

Ramon Adofo trägt maßgeblich zum Gilchinger Erfolg bei. Der Torschützenkönig der vergangenen Saison macht einfach so weiter.

Von Karl-Wilhelm Götte, Gilching

Stürmer Ramon Adofo wird von so genannten Experten als "Strafraumstürmer" gehandelt. Der Gilchinger Angreifer lehnt eine solche Etikettierung strikt ab. "Ich mag es nicht, wenn ich gelabelt werde", widerspricht er sofort. Dass er sicherlich ein "Knipser" ist, stellte er beim 5:1-Sieg im Landesliga-Heimspiel gegen den FC Memmingen II einmal mehr unter Beweis. Mit zwei Toren, dem 1:1 und 3:1, war der Torjäger selbstverständlich am Kantersieg seines Teams beteiligt. Christian Rodenwald mit einem gekonnten Drehschuss, Maximilian Ruml per raffiniertem Freistoß und Nick Schnöller mit einem Alleingang erzielten die weiteren Treffer zum deutlichen Gilchinger Erfolg.

Das Etikett des Torjägers wird Ramon Adofo natürlich nicht los. In der vergangenen Landesligasaison schoss er 23 Tore und hielt den Aufsteiger TSV Gilching-Argelsried quasi allein in der Liga. "Ramon kann schon eine Lebensversicherung sein", sagt Gilchings Trainer Wolfgang Krebs. Und diese Lebensversicherung funktioniert auch in der laufenden Spielzeit. Mit neun Treffern steht Adofo schon wieder vorne in der Torschützenliste der Landesliga. Er war auch wesentlich daran beteiligt, dass Gilching einen verblüffend guten Start in die Landesligasaison hinlegte und fünf Spieltage an der Tabellenspitze stand. Neben Adofo haben auch die zwei Neuen, Christian Rodenwald und Christoph Meißner, die bereits höherklassig gespielt haben, zur anfänglichen Siegesserie beigetragen. Es folgten drei Niederlagen und ein Remis. Mit dem Sieg gegen Memmingen II hat sich Gilching wieder auf Tabellenplatz drei geschoben.

Adofo ist ein Stürmer mit enormer körperlicher Präsenz. Er ist 1,91 Meter groß und kann 94 Kilogramm Gewicht wuchtig einsetzen. Doch er selbst versteht sich eher als spielender Angreifer: "Ich will mitspielen, möglichst mit nur einen Ballkontakt", sagt er. Am liebsten wartet er auf einen Steilpass aus dem Mittelfeld. Das funktionierte im vergangenen Jahr in Mering ganz besonders gut. Beim 5:1-Sieg der Gilchinger erzielte Adofo alle fünf Tore. Der Fünferpack hatte die Liga aufhorchen lassen. "Da lief alles perfekt, jeder Schuss war drin", erinnert er sich und lacht. "Cool, wenn so etwas noch mal passiert." Fünf Tore am Stück sind es diese Saison noch nicht geworden. Die gegnerischen Mannschaften hätten jetzt ein Auge auf ihn geworfen und würden ihn regelmäßig doppeln, beobachtet Trainer Krebs.

"Natürlich war das erfreulich, vorne zu sein, aber das ist auch überbewertet worden", sagt Krebs rückblickend und dämpft die Euphorie im Nachhinein. "Wir haben knappe Spiele gewonnen und danach einige knapp verloren." Krebs schätzt das Leistungsvermögen seiner Mannschaft irgendwo zwischen Platz sechs und 14 ein, trotz Adofos außergewöhnlicher Torjägerqualitäten. Die haben sich natürlich herumgesprochen; Angebote von anderen Vereinen kamen keineswegs überraschend. "Die waren sportlich aber noch nicht reizvoll", meint der Student der Wirtschaftsinformatik. Adofo ist 27 Jahre alt und kann noch auf ein wirklich reizvolles Angebot eines höherklassigen Vereins warten. Erst einmal fühlt er sich in Gilching sehr wohl, wie er bestätigt. "Natürlich wird er immer an seinen Toren gemessen, aber er ist zwischenmenschlich wahnsinnig wichtig für uns", sagt Krebs, der Gilching seit fast einem Jahrzehnt betreut.

Auch Adofo gehört nicht zu den Wandervögeln im Amateurfußball, die jedes Jahr den Klub wechseln, um ein paar Euro mehr zu verdienen. Aufgewachsen ist er in Germering und verbrachte seine fußballerische Jugend komplett beim SV Germering, bei dem er auch noch eine Saison in der Kreisliga spielte. Es folgten die Stationen TSV Gräfelfing in der Bezirksliga und TSV Oberalting in der Kreisliga, ehe er 2014 nach Gilching in die Bezirksliga wechselte. Wie der Torjäger den Gilchingern auch im kommenden Sommer treu bleibt, hängt sicher von der Qualität künftiger Angebote ab. Trainer Wolfgang Krebs würde seine Lebensversicherung natürlich gerne behalten.

© SZ vom 25.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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