Fußball-Landesliga:Gift und Balsam

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SC Fürstenfeldbruck bezwingt den Nachbarn Oberweikertshofen

Von Karl-Wilhelm Götte, Oberweikertshofen

Das ist Fußball: Die Brucker Spieler hüpften ausgelassen auf dem Rasen herum und brüllten ihre Freude heraus. Ein paar Meter weiter standen die Verlierer bedröppelt herum, gaben nach der 0:1-Heimniederlage im Landesliga-Derby zwischen dem SC Oberweikertshofen und dem SC Fürstenfeldbruck nur noch ein Häufchen Elend ab. Natürlich war es auch um die Frage der fußballerischen Vorherrschaft im Landkreis Fürstenfeldbruck gegangen.

Dabei war Gastgeber Oberweikertshofen vor 420 Zuschauern als Favorit ins Spiel gegangen, rangierte der SCO doch sechs Punkte vor dem Nachbarn SCF. Doch Platzierungen und Punkte waren wieder einmal zweitrangig, der SCF zeigte die reifere Spielanlage, spielte in der zweiten Halbzeit überlegen und gewann die Partie hochverdient.

Auch dank Uli Fries, der SCF-Angreifer durfte sich besonders vieler Glückwünsche der Kameraden erfreuen, obwohl er gar nicht der Torschütze war. Doch ohne ihn hätte es den 1:0-Erfolg nicht gegeben. Denn Fries hatte die gesamte Oberweikertshofer Abwehr auf der linken Seite einfach überrannt und präzise vors Tor geflankt. Dort stieg vier Minuten nach der Pause Marian Meier hoch und vollendete die Vorlage mit einem gekonnten Kopfball. "Das war mein erstes Kopfballtor in dieser Saison", sagte er, wann er zuletzt so getroffen hatte, wollte ihm ad hoc nicht einfallen. Jedenfalls hatte er den SCO-Keeper Tobias Hellmann auf dem falschen Fuß erwischt.

"Das war eine überragende Flanke von Fries", bestätigte auch SCF-Coach Tarik Sarisakal die Leistung seines Stürmers: "Er zeigt absolute Präsenz auf dem Platz, fordert jeden Ball." Für den Brucker Landesligisten ist Fries natürlich ein Glücksfall. Der 26-Jährige, der sich mit 19 kurze Zeit als Profi bei Wacker Burghausen versucht hatte und vom Regionalligisten TSV Buchbach gekommen war, ist der absolute Teamleader. Sein Marktwert wird von transfermarkt.de mit 50 000 Euro beziffert. Dass sich Fries einem Klub wie dem SCF, der Anfang des Jahres kurz vor der Insolvenz stand und den nach wie vor große Geldsorgen plagen, angeschlossen hat, ist sehr verwunderlich. Von Zahlungsausfällen an Spieler, wie im vergangenen Winter kolportiert, ist indes nichts bekannt.

In der Landesliga ist Fürstenfeldbrucks Stürmer Uli Fries eine Ausnahmeerscheinung. Vorerst hat er für eine Saison unterschrieben. (Foto: Johannes Simon)

Fries nennt vielmehr als Grund, dass er aus beruflichen Gründen beim Trainingsaufwand bewusst kürzer treten wollte. Denn er arbeitet im Außendienst für eine Aufzugfirma und ist viel unterwegs. Fries wohnt im Münchner Westen, so dass er in einer halben Stunde in Fürstenfeldbruck sein kann. "Natürlich kommt mir immer wieder in den Kopf, noch einmal höherklassig anzugreifen", sagt der Stürmer, der in dieser Spielklasse nicht nur fußballerisch, sondern auch in puncto Schnelligkeit seinen Gegenspielern überlegen ist. Auf jeden Fall will Fries die Saison beim SCF erst einmal zu Ende spielen: "Ich habe einen Einjahresvertrag, den will ich erfüllen." Mit der Rückkehr in den Profifußball hat Fries jedenfalls abgeschlossen: "Da ist der Zug abgefahren, dafür bin ich zu alt."

Für die Rolle von Fries beim SCF, die Mannschaft mitzureißen, ist beim SC Oberweikertshofen Florian Hönisch zuständig. Doch an diesem Tag blieb der Spielertrainer blass. Besonders in Halbzeit zwei war von den Gastgebern nichts mehr zu sehen, die Gäste zeigten sich in jeder Phase des Spiels handlungsschneller. Hönisch ließ nach dem Spiel kein gutes Haar an seiner Mannschaft: "Kein Spielfluss, kein Mittelfeld - gar nichts", fasste er den missratenen Auftritt des SCO giftig zusammen. Nur ein Tor in den vergangenen vier Spielen verdeutlicht die Harmlosigkeit der Mannschaft. "Wir werden überschätzt", meinte Hönisch und warf den Führungsspielern Versagen vor. Besonders Sebastian Schruff, Ilija Sivonjic und Cenk Imsak dürfen sich angesprochen fühlen.

SCF-Trainer Sarisakal wollte den Sieg im Prestige-Duell nicht überbewerten. Dann sagte er aber noch: "Für den Verein und das Umfeld ist das Balsam für die Seele."

© SZ vom 27.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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