Fußball-Drittligist SpVgg Unterhaching:Zwei Nullen im Kopf

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Trotz eines Zwei-Tore-Rückstands gegen Energie Cottbus holt Haching einen Punkt, rutscht damit aber erneut auf einen Abstiegsplatz. Doch die junge Mannschaft strotzt drei Wochen vor Saisonende vor Selbstvertrauen, allen voran Angreifer Kenny Redondo.

Von Christoph Leischwitz, Unterhaching

Man kann den Fußballern der SpVgg Unterhaching auch nach diesem Spiel so einiges vorhalten. Die chronische Schwäche bei Standardsituationen zum Beispiel, die ihnen diesmal gleich drei Gegentore einbrachte (Ecke, Einwurf, Ecke). Was man dieser Mannschaft aber definitiv nicht unterstellen kann, ist, dass sie angesichts des Abstiegskampfes in irgendeine Form von Panik verfallen würde. Und so steht die Mannschaft seit Samstagnachmittag zwar wieder auf einem Abstiegsplatz in der dritten Liga. Aber sie hat eben auch noch einen Punkt gerettet beim 3:3 (1:2) im Heimspiel gegen Energie Cottbus. "Wie viel der Punkt wert ist, werden wir in drei Wochen sehen", sagte Trainer Claus Schromm kurz nach dem Spiel.

Es gab in der Rückrunde schon den einen oder anderen Moment im Spiel der Unterhachinger, in dem alles Bemühen um einen Verbleib im Profifußball zwecklos wirkte - beim unglücklichen 0:1 in Dortmund zum Beispiel, als Pascal Köpke einen Elfmeter verschoss und im Gegenzug das Siegtor für den BVB fiel. Diesmal gab es solch einen Moment in der 25. Spielminute. Da hatte Marco Holz einen Fallrückzieher zum 2:0 für die Gäste versenkt, eine Viertelstunde zuvor hatte der Cottbusser Robert Berger schon mit einem abgefälschten Schuss vom Strafraumrand getroffen.

Die beiden Tore an sich waren schwer zu verteidigen gewesen, hatten sich aber abgezeichnet: "Wir lagen verdient zurück", fand Schromm. Unterhaching hatte lange ängstlich und gehemmt gewirkt und gegen körperlich überlegene Cottbusser lange kein Mittel gefunden, selbst das Spiel zu machen. "Ich habe uns in der ersten Halbzeit gar nicht mehr wiedererkannt", sagte Abwehrspieler Markus Schwabl mit Blick auf die beiden zurückliegenden Siege.

Womöglich wäre die Partie auch schon entschieden gewesen, hätte Berger nur eine Minute nach dem 0:2 den dritten Cottbusser Treffer erzielt - er stand nach einem Eckball völlig frei am hinteren Pfosten - doch er traf nur die Latte. Wiederum 90 Sekunden später erzielte Kenny Redondo den Anschluss. Er hatte den Ball am Mittelkreis mit einer Grätsche erobert, schnell auf die rechte Seite weitergeleitet und war nach vorne gelaufen. Der 20-jährige Angreifer hätte dann auch noch ablegen können, wagte aber selbst einen verdeckten Schuss. "Ich hatte das Gefühl, es ist mal wieder an der Zeit", sagte er über sein Tor.

Danach lief es deutlich besser, doch Unterhaching verfiel eben auch nicht in blinden Aktionismus. Beweis war das 2:2 in der 52. Minute: Alon Abelski verwandelte mit einem überlegten Lupfer über Torwart Kevin Müller hinweg. Haching war nun feldüberlegen, doch dann gab es wieder einmal eine Ecke für den Gegner, und Uwe Möhrle traf per Kopf (72.).

Die Ruhe hat einen Grund. Schon vor diesem Spiel hatte Schromm verraten, was er seinen Spielern regelmäßig mit auf den Weg gibt: "Im Kopf steht es bei uns immer 0:0. Auch, wenn es 1:0 oder 0:1 steht." Beachtlich ist daran, dass seine jungen Spielern rein nervlich in der Lage sind, das tatsächlich umzusetzen. Und so gelang der erneute Ausgleich: Nach mehreren guten Kontergelegenheiten traf Yannic Thiel nach einem langen Ball von Schwabl (86.). Cottbus-Trainer Stefan Krämer fasste das Spiel hernach für sich wie auch für Schromm zusammen: "Für den neutralen Zuschauer war es bestimmt ein schöner Nachmittag. Für uns eher so na ja." Seine Mannschaft war körperlich überlegen und hatte zudem insgesamt drei Mal das Aluminium getroffen. Unterhaching aber hatte sich zurückgekämpft und war in der Schlussphase läuferisch überlegen. "Wenn man 0:2 zurückliegt und dann noch 3:3 spielt, da würden wir mit dem Ergebnis gerne zufrieden sein", sagte Schromm. Auch wenn er seiner Mannschaft für die zweite Halbzeit Respekt zollte, war seinem Gesicht anzusehen, dass er gar nicht zufrieden war. "Wir müssen einfach unseren Plan gnadenlos durchziehen", sagte Torwart Felix Ruml mit Blick auf die verbleibenden drei Spiele. "Wir müssen einfach so spielen, wie wir es eigentlich auch wollen", sagte Redondo. Nachgehakt: Wie wollen sie denn nun eigentlich spielen, was ist der Plan? Redondo nahm sich Zeit für die Antwort, er sprach so langsam, als wolle er buchstabieren: "Es nennt sich: Scheißhausfliegenmentalität." Einfach immer dran bleiben am Gegner. Und immer daran denken, dass es nullnull steht.

© SZ vom 04.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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