Fußball:"Da trifft dich der Hammer"

Lesezeit: 3 min

Oberweikertshofens Landesliga-Spielertrainer Florian Hönisch erzählt, wie er die bitterste Niederlage seiner Fußballer-Karriere verdaut

Interview von Ralf Tögel

Acht Jahre hat Florian Hönisch in der vierthöchsten Fußball-Liga als Stürmer auf dem Buckel, mittlerweile ist er in der vierten Saison Spielertrainer beim SC Oberweikertshofen, wo ihm vor zwei Jahren der Aufstieg in die Landesliga gelang. Man darf den 35-Jährigen getrost als erfahrenen Routinier bezeichnen, den in Sachen Amateurfußball so leicht nichts umhaut. Sollte man meinen, denn vor einer Woche hat er etwas miterleben müssen, was ihm tiefe Falten auf der Stirn beschert hat.

SZ: Wissen Sie noch, was Sie am vergangenen Samstag so gegen vier Uhr nachmittags empfunden haben?

Florian Hönisch: Um fünf nach vier ganz genau, es war große Ratlosigkeit. Und Niedergeschlagenheit.

Ihre Mannschaft hatte gerade das Landesligaspiel in Dinkelsbühl vergeigt, nachdem sie 20 Minuten vor dem Ende den 2:2-Ausgleich geschafft hatte und von diesem Zeitpunkt an mit drei Mann mehr auf dem Platz stand. In der 94. Minute fiel der 3:2-Siegtreffer per Elfmeter - für Dinkelsbühl. Haben Sie so etwas in Ihrer Laufbahn schon mal erlebt?

Nein. So was ist mir noch nie passiert, weder als Spieler, noch als Trainer. Da trifft dich der Hammer.

Sie hatten aber auch Pech, dreimal klärte ein Gegner auf der Linie, zweimal knallte der Ball an den Pfosten, um nur die besten Möglichkeiten zu nennen.

Das müssen wir uns aber schon selbst zuschreiben, Dummheit wird im Fußball eben bestraft.

Mit einem Elfmeter, der keiner war?

Das hat jeder im Stadion gesehen, das war eine Konzessionsentscheidung. Der Schiedsrichter stand nach drei roten Karten für die Heimmannschaft ordentlich unter Druck. Aber wie gesagt, das haben wir schon eigenverantwortlich verbockt.

Sie haben sich selbst nach einer Stunde ausgewechselt. Zu früh?

Nein, Patrick Lapper hat es verdient, er hat auch sehr gut gespielt und das 2:2 geschossen. Bei mir ist es nicht so gut gelaufen, das war schon in Ordnung so.

Er hat auch den Elfmeter verursacht.

Da kann er nichts dafür. Er ist ein junger Spieler, vielleicht wäre ein Routinier ganz weggeblieben. Aber ihn trifft keine Schuld, er war Opfer.

Richtet so eine Niederlage etwas in den Köpfen der Spieler an?

Ich denke schon, jeder hat eine Portion Wut im Bauch. Viel mehr Mist kann man nicht bauen, ich erwarte nun eine Jetzt-erst-recht-Reaktion der Spieler. Das hat jeder Einzelne zu verantworten, diese Wut muss man jetzt auf dem Platz rauslassen. Dann kommen wir da auch wieder raus.

Wie wütend ist der Spielertrainer?

Ich gehe ganz entspannt mit dieser Situation um. Viel schlechter kann es nicht mehr werden, solche Phasen hat jeder Amateurverein schon erlebt. Uns passiert das jetzt gerade, das muss jeder mal erfahren haben. Wir sind halt nicht der FC Bayern, der seit Wochen auf Wolke sieben schwebt. Ich habe aber keine Befürchtungen, dass wir da nicht rauskommen. Im Fußball passieren eben verrückte Sachen, das ist doch das Schöne an diesem Sport.

Florian Hönisch weiß, wie man Tore schießt. 2009 hat er den Wettbewerb "Bayern-Treffer" gewonnen. Vor Marek Mintal und Holger Badstuber. (Foto: Günther Reger)

Durch die Niederlage ist der SC Oberweikertshofen auf Platz zehn zurückgefallen, auch noch hinter den Lokalrivalen Fürstenfeldbruck. Das macht es sicher nicht besser.

Das ist doch völlig uninteressant, diese Rivalität wird von außen hereingetragen. Die Spieler kennen sich alle untereinander, ich habe lange für den SCF in der Oberliga Bayern gespielt. Viel wichtiger ist, dass es endlich ein paar geile Derbys im Landkreis gibt und dass sich das ein paar Zuschauer ansehen wollen. Ich hoffe, dass beide Mannschaften in der Liga bleiben, dann gibt es auch im kommenden Jahr wieder diese coolen Spiele.

Aber vor dem SCF wäre schon schön?

Natürlich ist es ein Anreiz, vorne zu sein. Mal abwarten, das ist jetzt eine Momentaufnahme.

Die Saison begann ja sehr gut für Sie, aber jetzt ist der SCO seit sieben Spielen ohne Sieg, sechs wurden verloren. Was muss passieren, vielleicht vier Platzverweise?

Am Samstag gegen elf Gundelfinger gewinnen. Alles investieren und einen dreckigen Sieg landen. Die Jungs wissen Bescheid, die Geilheit ist da. Solche Zeiten schweißen zusammen, wir kommen da gemeinsam wieder raus.

Aber zumindest bis Samstag bleibt diese schwarze Serie. Wann beginnt in Oberweikertshofen die Trainerdiskussion?

Ich führe viele Gespräche mit den Verantwortlichen, die Trainerdiskussion gibt es also nach jedem Spiel. Im Ernst: Ich denke schon, dass das Vertrauen weiter da ist. Ich versuche immer, etwas Nachhaltiges aufzubauen.

Wenn man sich Ihre Karriere anschaut, waren Sie auch stets länger bei Ihren Klubs: Pipinsried, Fürstenfeldbruck, Aindling und jetzt Oberweikertshofen. Im Schnitt vier Jahre. Sie nähern sich also Ihrem fußballerischen Verfallsdatum.

Da antworte ich mit der Superphrase: Ich habe Vertrag bis Juli, den will ich auch durchziehen.

Dann wird der Trainer Florian Hönisch am kommenden Samstag gegen Gundelfingen auf der Bank sitzen?

Nein, der Spielertrainer Florian Hönisch wird auf dem Platz stehen.

© SZ vom 08.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: