Fußball-Bezirksliga-Serie, Teil 8:Reisinger statt Lanzinger

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Der FC Moosinning hält mit neuem Coach an alten Zielen fest

Von Christoph Leischwitz, München

Wenn man gerade erst in die Heimat zurückkehrt und dann bei einem Verein, den man nicht kennt, Trainer wird; wenn obendrein der Amtsvorgänger noch als Spieler im Kader steht und die Mannschaft immer noch die Chance hat, um den Aufstieg mitzuspielen - dann kann man schon einmal festhalten: Angst vor besonderen Herausforderungen hat Daniele Reisinger offenbar nicht.

Der FC Moosinning überwintert in Lauerstellung auf dem dritten Tabellenplatz in der Fußball-Bezirksliga Nord. Der Tabellenzweite SV Manching hat seinen Trainer Tobias Strobl an den Regionalligisten 1860 Rosenheim verloren. Moosinnings Mannschaft ist mit Spielern wie dem einstigen Ismaninger Kerim Cetinkaya oder auch Anselm Küchle, ehemals Hallbergmoos, stark besetzt. In der Offensive verteilt sich die Last auf mehrere Schultern, die Abwehr verzeichnet die wenigsten Gegentore der Liga (14) - alles Indizien dafür, dass man im Kampf um den Aufstieg vielleicht noch ein Wort mitreden kann. Doch ausgerechnet in dieser Phase verabschiedete sich der erfahrene Trainer: Martin Lanzinger steht aufgrund des großen zeitlichen Aufwands, den er nicht mehr stemmen kann, seit der Winterpause nicht mehr zur Verfügung.

Rupert Lanzinger ahnte es natürlich schon ein wenig früher. Der Abteilungsleiter ist zugleich Vater des Spielertrainers, und mit diesen beiden Eigenschaften kombiniert merkte er schon recht früh, dass sich Sohn Martin seit dem Sommer recht viel Stress angetan hatte. Der angehende Lehrer steckt im Referendariat, bis kurz vor Pfingsten stehen Prüfungen an. Außerdem könnte sich Lanzinger auch vorstellen, eine mögliche Trainer-Laufbahn einzuschlagen. "Jetzt habe ich die Möglichkeit, andere Spiele anzuschauen, mir einen Überblick zu verschaffen", sagt er. Immerhin ist Lanzinger schon Fußballlehrer, hat also die höchste Trainerstufe des DFB erreicht.

Mehrere Leistungsträger sind auch wegen Lanzinger nach Moosinning gekommen, nach wie vor steht der bisherige Chefcoach als Spieler im defensiven Mittelfeld zur Verfügung. Natürlich wird sich der Neue Tipps von Lanzinger abholen. "Er macht das gut", sagt er. Lanzinger gibt zwar noch den einen oder anderen Hinweis, hier und da "flachst man vielleicht sogar mit den Spielern mehr als vorher", sagt er lachend. "Aber ansonsten habe ich meine Rolle geändert, ich bin jetzt in der Rolle des Spielers." Die Teamkollegen hätten das auch schon so verinnerlicht.

Reisinger muss natürlich darauf achten, selbst so früh wie möglich Profil zu zeigen. "Ich denke, ich werde auf jeden Fall gute Arbeit abliefern", sagt der 44-Jährige selbstbewusst. Auch er hat ja etwas vorzuweisen. Der Halbitaliener verfügt über einen italienischen Trainerschein, der in deutschen Kategorien irgendwo zwischen A- und B-Lizenz anzusiedeln ist, außerdem hat er als Spieler für den ASV Dachau oder den FC Pipinsried das Fußball-Geschäft in der Münchner Region schon kennengelernt. Der Athletik- und Fitnessexperte merkt an, sich auf der Basis seiner sportlichen Vorstellungen gegen mehrere Kandidaten durchgesetzt zu haben. "Ich will leistungsbezogen arbeiten und der Mannschaft Dinge weitergeben, die ihr gut tun", sagt er. In den vergangenen anderthalb Jahren habe er wegen Fortbildungen vor allem in Norddeutschland gelebt. Dort hatte er kürzlich ein Angebot, als Trainer in der fünften Liga zu arbeiten, doch Reisinger entschied sich, nahe der Heimat - aller Voraussicht nach in Olching - ein anspruchsvolles Fitnessstudio ("keine Mucki-Bude") zu eröffnen. In Moosinning warte auf ihn "eine Riesenaufgabe", glaubt Reisinger. "Aber ich denke, es könnte funktionieren", sagt Abteilungsleiter Rupert Lanzinger. Als Vertrauensbeweis in Reisingers Fähigkeiten hat er dem Nachfolger seines Sohnes einen Vertrag bis zum Ende der nächsten Saison gegeben.

Gleich nach der Winterpause werde sich schnell entscheiden, wohin die Reise geht. Am 12. März tritt der FC Moosinning beim FC Schwabing an. Sollten die Spieler aus dem Landkreis Erding dort verlieren, dürfte der Abstand zu groß werden, Verfolger wie eben auch Schwabing können Moosinning einholen. Schlecht ist, dass dabei unter anderem Kerim Cetinkaya nicht zur Verfügung stehen wird, er verletzte sich vor drei Wochen im Testspiel gegen Grüne Heide Ismaning. Ein Muss sei der Aufstieg freilich nicht, sagt Martin Lanzinger. Wenn es aber klappen sollte, wäre das für einen zurückgetretenen Trainer dann nicht ein komisches Gefühl?

Lanzinger verneint. Es würde doch vielmehr zeigen, dass man alles richtig gemacht hätte.

© SZ vom 23.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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