Fußball-Bezirksliga:Gemäßigte Ziele

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Der ehrgeizige TSV Grünwald bangt um den Bezirksliga-Verbleib

Von Stefan Galler, Grünwald

Dreimal Zweiter, einmal Dritter. Die Platzierungen des TSV Grünwald in den vergangenen vier Spielzeiten in der Fußball-Bezirksliga Süd machten den Eindruck, als sei der Aufstieg in die Landesliga eine Frage der Zeit. Doch in der laufenden Saison hat die Mannschaft nicht an die Erfolge der Vorjahre anknüpfen können. Im Gegenteil: Zwischenzeitlich schwebte der traditionsreiche Klub mal wieder in Abstiegsgefahr. Auch jetzt, fünf Spieltage vor Saisonschluss, trennen die Isartaler nur fünf Punkte von der Relegation.

Paul Seidl, seit 22 Jahren Leiter der Fußball-Abteilung, zeigt sich nicht davon überrascht, dass die Grün-Weißen diesmal keine Rolle im Kampf um den Aufstieg spielen: "Entgegen unseren sonstigen Ambitionen hatten wir uns dieses Jahr gemäßigte Ziele gesteckt. Der Umbruch im vergangenen Sommer war einfach zu gravierend", sagt Seidl. Er habe schon in der vergangenen Saison "ein paar Warnsignale gespürt, dass es vielleicht brenzlig werden könnte". Damals befreite sich die Mannschaft aus der Bredouille, griff gegen Ende der Spielzeit sogar noch die Spitze an und ging als Dritter durchs Ziel. Dennoch trennte sich der Klub von Trainer Pero Vidak, der durch den früheren Planegger Assistenzcoach Andreas Eger ersetzt wurde. Auch im Kader setzte der große Exodus ein: Torwart Christian Rapp und Christian Baumgartner beendeten ihre Laufbahnen, Ivan Bakovic und Luka Coporda gingen zum Studieren in die USA; Timo Schaffhauser (FC Schwabing) und Mirza Dzafic, der in seiner bosnischen Heimat vorübergehend ein Profi-Engagement wahrnahm, wechselten den Verein. "Das sind nicht irgendwelche Spieler, sondern sechs absolute Leistungsträger", unterstreicht Seidl.

Weil auch noch Kapitän Patrick Baum wegen einer schweren Sprunggelenksverletzung monatelang ausfiel, fand die Mannschaft nie richtig in die Spur. Der große Absturz folgte im Frühjahr: Von den ersten sieben Partien nach der Winterpause verlor Grünwald sechs. Zuletzt allerdings hat offenbar eine Trendwende eingesetzt, im Nachholspiel gegen den Tabellenzweiten TSV Gilching holte Grünwald ein beachtliches 2:2, und beim FC Anadolu siegten die Grün-Weißen am Sonntag mit 3:1.

Dabei gelang Robert Rudnik endlich sein erstes Tor im Jahr 2016. An ihm und seinem Bruder Albert lässt sich die Grünwalder Krise festmachen: Beide waren vor der Saison im Doppelpack aus Garching zurückgekehrt, plagen sich aber immer wieder mit Blessuren herum und treffen bei weitem nicht mehr so zuverlässig wie vor ihrem Weggang: Hatten sie 2013/14 noch zu zweit 49 Treffer für den TSV erzielt, sind es in dieser Spielzeit nur 14.

Dazu kommt eine schier unheimliche Torhüterseuche: Stammkeeper Patrick Schulz, 21, leidet unter Knieproblemen und fällt bis Saisonende aus. Stellvertreter Raphael Ott erlitt vor kurzem einen Kreuzbandanriss. Also reaktivierte man den zurückgetretenen Rapp, der sich gleich mal eine rote Karte einhandelte und gesperrt war. Bleibt die Frage nach der Zukunft, auch nach dem Trainer: "Wir müssen am Ende analysieren, wie wir in diese Situation kommen konnten. Und dabei muss auch Andreas Eger Teil der Analyse sein", sagt Paul Seidl.

© SZ vom 29.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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