SV Heimstetten/TSV 1865 Dachau:Mehr feucht als fröhlich

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Hier freut sich Maximilian Hintermaier (li.) noch mit Heimstettens Torschützen Orhan Akkurt. Im Laufe der Partie soll er dann noch so einiges eingesteckt haben: Nach eigener Aussage wurde er angespuckt, nach Augenzeugenberichten geohrfeigt - und Gelb-Rot wegen wiederholten Foulspiels kassierte er auch. (Foto: Claus Schunk)

2:2 im hitzigen Verfolgerduell zwischen Heimstetten und Dachau: Nach Spielschluss tauschen sich die Aktiven über eine Spuckattacke und Handgreiflichkeiten aus.

Von Matthias Schmid, Kirchheim

Schiedsrichter Tobias Schultes hatte den Kunstrasenplatz in Heimstetten bereits verlassen, als sich die Spieler am Samstagnachmittag noch einmal leidenschaftlich gegenübertraten. Es waren Zweikämpfe, die niemand sehen möchte auf einem Fußballplatz in der Bayernliga. Sie wurden nicht mit Füßen geführt, sondern mit Armen, Händen und dem Mund. Alles begann damit, dass Heimstettens Maximilian Hintermaier Dachaus Amar Cekic schubste, weil dieser ihn zuvor im Spiel eine ziemlich feuchte Aussprache entgegengebracht haben soll, wie Hintermaier angab. "Zweimal hat er mich angespuckt", wiederholte der in der 88. Minute vom Platz gestellte Mittelfeldspieler (gelb-rot wegen wiederholten Foulspiels) immer wieder. Also stellte er Cekic zur Rede nach dem 2:2 (1:1) im Verfolgerduell zwischen SV Heimstetten und TSV Dachau 1865.

Ein konstruktives Gespräch ergab sich so kurz nach dem Schlusspfiff einer hektischen Partie daraus natürlich nicht. Die Situation wurde immer unübersichtlicher, aggressiver, weil plötzlich mehrere Spieler, Trainer und Betreuer mitmischten. Augenzeugen beider Klubs berichteten sogar, Dachaus Spielertrainer Fabian Lamotte habe Hintermaier eine Watschn verpasst.

Lamotte selbst verspürte keine Lust, die Ereignisse zu kommentieren. Nur so viel: "Der Heimstettener Spieler hatte Redebedarf, dann sind sie halt kurz aneinandergeraten." Mehr nicht, schon gar nicht sprach der ehemalige Profi über sich und seine angebliche Entgleisung. Sehr viel deutlicher wurde da sein Kollege. "Solche Szenen gehören nicht auf einen Fußballplatz", fand Borislav Vujanovic. "Als Trainer ist man ein Vorbild und sollte sich im Griff haben. Das Ganze hat einen faden Beigeschmack."

"Wir waren in der ersten Hälfte nicht aggressiv genug", analysierte 65-Coach Lamotte.

In der Tat waren die Entgleisungen nach der Begegnung völlig überflüssig. Das Spiel hatte davor schon genügend Gesprächsstoff geliefert, es war ein intensives Duell, mit packenden Zweikämpfen und schönen Toren. Für beide Mannschaften war es ein bedeutsames Spiel, weil sie sich Hoffnungen machen auf den Aufstieg in die Regionalliga. "Es ist jetzt nichts passiert", sagte Vujanovic, "wir haben den Abstand auf die Dachauer gehalten." Drei Punkte trennen die beiden in der Tabelle voneinander, Heimstetten hat noch ein Spiel in der Hinterhand.

Die Heimstettener traten nach dem 1:0-Sieg bei Tabellenführer Pullach selbstbewusst auf, sie kombinierten sich geschickt durchs Mittelfeld und gingen durch Orhan Akkurt bereits in der zehnten Minute 1:0 in Führung. Nach einer schönen Flanke von Hugo Lopes in den Fünfmeterraum legte Clemens Kubina per Kopf für Akkurt so präzise auf, dass der Stürmer den Ball aus kurzer Distanz nur noch volley über die Linie drücken musste. Knapp eine Viertelstunde später hätte er sich fast über seinen 21. Saisontreffer freuen können. Doch sein gefühlvoller Heber über Torhüter Maximilian Mayer hinweg ging ein paar Zentimeter am Torpfosten vorbei. Heimstetten dominierte die Partie, die Spieler waren schneller im Kopf und in den Beinen. "Wir hätten einen zweiten Treffer machen müssen", fand Vujanovic.

Es war in der Tat eine groteske Verschwendung, wie sie mit ihren Chancen umgingen. Fünf Minuten vor der Pause rannte Kubina allein aufs Tor der 65er zu, er hätte noch ein Picknickdecke auslegen und Brotzeit machen können, so viel Platz und Zeit hatte er. Es war wohl zu viel Platz und Zeit, er schob den Ball in die Arme von Dachaus Torhüter Mayer. Statt 3:0 für Heimstetten stand es kurze Zeit später 1:1, nachdem Mario Maric ausgeglichen hatte (44.). Ein Treffer aus dem Nichts, ein konstruktiver Ball in den gegnerischen Strafraum hatte Dachau dafür gereicht. "Wir waren in der ersten Hälfte nicht aggressiv genug, irgendwie schläfrig", analysierte Lamotte. Für Dachau war es die erste Partie nach der langen Winterpause. Die Spieler brauchten 45 Minuten, um sich wieder zurechtzufinden.

Nach der Pause wirkten die Gäste wacher, fitter, dynamischer. Folgerichtig nutzte Christian Doll ein feines Zuspiel von Christian Lippert zur 2:1-Führung (48.). Danach kontrollierte Dachau die Partie, ohne sich Torchancen zu erspielen. Es dauerte bis zur 77. Minute, ehe Heimstettens Lopes mit einem Lattentreffer seine Mannschaft aus der Lethargie riss. Den SVH hatten die beiden Gegentore doch stärker verunsichert, als Vujanovic hinterher zugeben wollte. Maric und Doll vergaben noch gute Möglichkeiten, ehe Lukas Riglewski dem Spiel eine neue Wendung gab. Nach einer Flanke des eingewechselten Sebastiano Nappo drückte Riglewski im Nachschuss den Ball zum Ausgleich über die Linie (84.). Er hätte in der Nachspielzeit gar das 3:2 schießen können, schloss aber überhastet ab. "Wir hätten uns für unsere Leidenschaft belohnen können", urteilte Borislav Vujanovic. Richtig enttäuscht ob des Resultats war er nicht. Eher über den Auftritt seines Kollegen nach dem Spiel.

© SZ vom 13.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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