Freestyle-Ski:"Ohne die Mädels wäre es doof"

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Julius Garbe ist der einzige deutsche Buckelpistenfahrer bei der WM in der Sierra Nevada.

Interview von Korbinian Eisenberger

Seit dem vergangenen Sonntag ist Julius Garbe vom WSV Glonn in Südspanien. An diesem Mittwoch beginnt dort in der Sierra Nevada die Weltmeisterschaft der Freestyle-Skifahrer. Für den 24-Jährigen ist der Zeitpunkt perfekt: Vor einer Woche erst hat der Ebersberger mit Platz 19 sein bisher bestes Weltcup-Ergebnis gefeiert. Wenn er diese Leistung am Mittwoch bei den Einzelwettkämpfen auf der Buckelpiste wiederholen kann, wäre er für das Finale qualifiziert. Es ist Montagabend, Garbe kommt gerade vom ersten Training auf der WM-Strecke zurück. Während er mit der SZ telefoniert, klopft es an die Hotelzimmertür.

Julius Garbe: Sorry, ich muss kurz ...

SZ: Wer war das denn?

Die Teamkolleginnen wollten mich zum Kaffeetrinken mitnehmen.

Sehr aufmerksam von ihnen.

Absolut. Ohne die Mädels wäre es diesmal besonders doof, weil von uns Männern kein zweiter deutscher Starter bei der WM dabei ist.

Lea Bouard, Katharina Förster und Laura Grasemann starten bei den Frauen, Sie müssen sich bei den Männern alleine durchkämpfen. Warum eigentlich?

Es kam eine E-Mail vom Deutschen Skiverband, dass gewisse Leistungen im Weltcup erreicht werden müssen, um sich für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht genau, wie die Leistungskriterien aussehen, aber anscheinend haben nur wir vier sie erfüllt.

Wenn man so viel Zeit miteinander verbringt wie Sie und ihre Teamkollegen, gibt's da auch mal Reibereien?

Ich hatte am Anfang der langen Weltcup-Tour die Befürchtung, dass wir uns irgendwann auf die Nerven gehen und einen Lagerkoller bekommen. Aber wir haben das echt gut hinbekommen. Meistens haben wir eine Gaudi zusammen. Und wenn jemand mal seine Ruhe braucht, kann man sich auch einfach zurückziehen.

Anders als in Kanada oder Norwegen finanziert der DSV seine Freestyle-Skifahrer seit 2014 nicht mehr. Oder hat sich da was getan?

Bei WM und Olympia macht der Verband meistens eine Ausnahme. Im Weltcup muss ich die Kosten tragen, hier in Spanien zahlt der DSV.

Vier Top-30-Ergebnisse, zuletzt Platz 19 in China, ihre beste Karriereleistung. Gibt's da noch Steigerungspotenzial?

Es wäre toll, wenn ich das Ergebnis aus China bestätigen könnte und es ins Finale der besten 20 schaffe.

Wie kommen Sie hier mit den Verhältnissen klar? Sierra Nevada klingt jetzt nicht unbedingt nach Winter und Schnee.

Nicht wirklich, es ist auch ziemlich warm hier. Glücklicherweise hat es vor ein paar Tagen noch mal ordentlich geschneit.

Mögen sie es lieber, wenn die Piste hart ist oder wenn es einen pappigen Sulz hat?

Für den Fahrspaß ist Pappschnee schon was Feines. Nur dass die Piste bei warmen Temperaturen leider nicht so gut hält.

Das heißt, es ist wie beim Alpinskifahren ein Nachteil, wenn man eine hohe Startnummer hat?

Ja, besonders weil bei uns nicht wie bei den Alpinkollegen nach jeder Fahrt jemand durch den Kurs rutscht und die Piste wieder auf Vordermann bringt. Das würde bei den ganzen Buckeln viel zu lange dauern.

Wissen Sie schon Ihre Startnummer?

Noch nicht genau. Als Vierzigster im Gesamtweltcup bin ich aber in der hinteren Startgruppe.

Wenn die Piste bremst, müssen Sie umso mehr bei den Sprüngen punkten?

Ja, das wäre der grobe Plan, zumindest beim zweiten Sprung. Geplant ist ein Flatspin-360-Japan-Grab.

Dabei greift man die Skistecken wie japanische Reis-Stäbchen?

(lacht) Nicht ganz. Der heißt so, weil es in der Luft ausschaut wie ein Karatekick. Ein Bein ist angezogen, das andere gestreckt. Gleichzeitig dreht man sich mit dem Rücken nach unten um die eigene Achse.

Klingt weniger nach einer Fingerübung, eher nach einer ziemlich komplizierten Verrenkung.

Stimmt, aber wenn der Sprung gut ausgeführt ist, gibt es dafür umso mehr Punkte.

© SZ vom 08.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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