Frauen-Basktball:Ein Hauch Nowitzki

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Internationales Marketing in Lille: Anne Breitreiner, hier noch im Trikot der deutschen Auswahl, absolviert gerade ein Auslandssemester. (Foto: Sven Simon/imago)

Münchner Transfercoup: Basketball-Zweitligist Jahn verpflichtet die 164-malige deutsche Nationalspielerin Anne Breitreiner

Von Karl-Wilhelm Götte, München

Die Freude ist riesengroß bei der Turnerschaft Jahn München. Denn die Zweitliga-Basketballerinnen haben einen Transfercoup gelandet: Anne Breitreiner schließt sich Jahn in der kommenden Spielzeit an. Die 164-malige deutsche Nationalspielerin, die rund zehn Jahre lang Basketballprofi gewesen ist, wird ihre überaus erfolgreiche Karriere in München ausklingen lassen. In der vergangenen Saison führte die 30-Jährige ihren Heimatverein TSV Wasserburg noch einmal zum Double - Meisterschaft und Pokalsieg.

Breitreiner, die gerade im Urlaub auf Sardinien weilt, wird das Münchner Team erst einmal nur in der Vorrunde bis Weihnachten unterstützen, weil sie im Rahmen ihres Studiums von Januar 2016 an ein Auslandspraktikum in Frankreich absolviert. Trotzdem ist ihre Verpflichtung ein großer Gewinn: "Das ist ein bisschen so, als würde Dirk Nowitzki in der zweiten Liga anheuern", heißt es auf der Internetseite des Vereins. "Anne ist eine Riesenverstärkung für uns und die gesamte Liga", sagt auch Kapitänin Magdalena von Geyr. Sie kennt Breitreiner als gute Freundin und aus vielen früheren Duellen. "Ich habe sie schon häufiger gefragt, ob sie nicht bei uns spielen möchte", sagt von Geyr, "jetzt hat es geklappt." Auch Jahn-Coach Rüdiger Wichote war als Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft viele Jahre dicht an Breitreiner dran. Als sich abzeichnete, dass sie vom Basketball-Profileben Abschied nehmen will, warb auch Wichote um die Flügelspielerin.

Erleichtert wurde der Transfer dadurch, dass sie seit einem Jahr in München wohnt. Von dort ist sie 2014/2015 eine komplette Saison lang nach Wasserburg gependelt. "Das war schon schwierig für sie", sagt von Geyr, "weil sie nicht mehr Vollprofi sein wollte." Breitreiner war 2014 aus der Nationalmannschaft zurückgetreten und widmete sich verstärkt ihrem Studium Internationales Marketing.

Breitreiner hat eine erstaunliche Karriere hingelegt. Sechsmal wurde sie mit dem TSV Wasserburg deutscher Meister und viermal Pokalsieger. Zwischen 2006 und 2012 zog sie als Profispielerin durch Europa, spielte in Spanien bei Ros Casares Valencia, in Polen, in Italien und zweimal in Frankreich. Sie war spanischer Pokalsieger, zweimal polnischer Pokalsieger und französischer Meister. Danach kehrte sie nach Wasserburg zurück, um dort nochmals fünf Titel zu gewinnen.

Wichote weiß, was er an der 1,83 Meter großen Topscorerin der Nationalmannschaft haben wird: "Auf ihrer Position war Breitreiner sicher die beste deutsche Basketballerin." Besonders als Dreierschützin habe sie "eine wahnsinnige Quote", so der Jahn-Trainer. Breitreiner hat ihrem neuen Verein für alle Vorrundenspiele bis auf eines zugesagt. Auch zum Training wird sie zweimal die Woche regelmäßig kommen. Die Vorbereitung der Mannschaft hat am 17. August begonnen. Breitreiner stößt nach ihrem Urlaub dazu. "Mit Anne hoffen wir darauf, dass wir nicht wie in den vergangenen beiden Jahren einen Fehlstart hinlegen", sagt Spielführerin von Geyr.

Diese Hoffnungen sind in der nunmehr fünften Zweitligasaison durchaus berechtigt. Das Team um die Startfünf mit von Geyr, Jezabel Ohanian, Nicole Schmidt und Mirela Damaschek ist zusammengeblieben. Alexandra Bieringer wird nach ihrem Auslandsaufenthalt und einer Verletzung auch wieder dabei sein. Center Cory Berger, die inzwischen Mutter geworden ist, kehrt vielleicht in der Rückrunde wieder zurück. Und auch die finanzielle Basis wurde wieder geschaffen. Eine Baufirma aus Ehingen-Kirchen hat sich die Namensrechte am Klub gesichert. Wieder hatte der Verein diese Rechte verlost. Diesmal hatte die Baufirma Glück, deren in der oberbayerischen Gemeinde Amerang ansässiger Firmenchef offenbar ein ausgesprochener Freund des Frauenbasketballs ist. Er unterstützte schon andere Vereine, wie Breitreiners einstigen Klub, den Serienmeister Wasserburg.

© SZ vom 21.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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