Fechten:Glücklich auf Bahn elf

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"Wenn ich nicht viel nachdenke, fechte ich besser": Florian Stadlbauer hat bei der B-Jugend-DM nach starken Leistungen die Bronzemedaille gewonnen. (Foto: oh)

Fechter Florian Stadlbauer gewinnt Bronze bei B-Jugend-DM in Riem

Von Carolin Ranz, München

Mit 6:9 liegt Florian Stadlbauer vom MTV München zurück. Er steht im Viertelfinale der deutschen B-Jugend-Meisterschaften im Florett-Fechten des älteren Jahrgangs (2001). Um die Bahn elf, in der hinteren Ecke der Sporthalle der Städtischen Berufsschule in Riem, bildet sich eine große Traube von Zuschauern, die ihn anfeuern. Nur noch einen Treffer benötigt sein Gegner Leander Bütow für den Sieg und den sicheren Platz drei.

Florian Stadlbauer ist eines von wenigen Fechttalenten in München. Eine Besonderheit im Gegensatz zu den Hochburgen Tauberbischofsheim oder Moers. Sein Trainer Artur Wojtyczka ist begeistert von dem Potenzial seines Schülers. Der 14-Jährige könne die "taktischen und technischen Anweisungen" erstaunlich gut umsetzen. Wojtyczka muss es wissen, er war immerhin Jugendbundestrainer in Bonn. 2013 gab es allerdings einen Bruch zwischen ihm und dem Fechterbund. "Wir hatten andere Zielvorstellungen. Und außerdem bin ich ein Mensch mit Ecken und Kanten", gibt Wojtyczka zu. Der MTV-Trainer ist außerdem sehr anspruchsvoll. "Die Schüler müssen sich konzentrieren und mit Disziplin an sich arbeiten", erzählt der aus Polen stammende Coach. Das Ziel sei immer eine Medaille, fügt er an.

Am Samstag ist Stadlbauer unter den besten acht Teilnehmern der letzte noch verbliebene Münchner. Er bekommt von Wojtyczka Anweisungen zugerufen. "Entscheide dich", fordert er von Stadlbauer. Nur nicht zu lange nachdenken und dem Gegner die Chance auf den Treffer geben. Stadlbauer schaut nochmals zu seinen Eltern, setzt die Maske wieder auf und nickt. Er tänzelt in seinem weißen Fechtanzug auf der Bahn, treibt seinen Gegner immer ein Stück weiter in die Defensive. Ein Treffer nach dem anderen gelingt dem Münchner. Nach jedem Punkt brüllt er die Erleichterung heraus und ballt seine Faust.

Bis zum Ende der zwei mal drei Minuten gleicht Stadlbauer zum 9:9 aus und erzwingt die Verlängerung. Dort setzt er seinen vierten Treffer in Serie und zieht ins Halbfinale ein. Eine Medaille ist ihm damit schon sicher. "Ich habe mir eigentlich keinen Kopf gemacht", erklärt Stadlbauer später. "Bei mir ist das meistens so. Wenn ich nicht so viel nachdenke, fechte ich auch besser." Als bayerischer Meister ist Stadlbauer der Münchner Hoffnungsträger bei der Meisterschaft. So entsteht auch Druck, mit dem der junge Fechter allerdings gut umzugehen vermag.

Im Halbfinale ist für ihn dann allerdings Schluss. Mit 2:10 verliert der Münchner deutlich gegen den Vorjahreszweiten Kerem Ercan. Dieser unterliegt wiederum im sehr passiv gekämpften Finale Moritz Renner aus Mannheim mit 3:4. "Es ist schade, dass ich schon im Halbfinale rausgeflogen bin. Aber der dritte Platz ist super", freut sich Stadlbauer über die Bronzemedaille.

Auch Wojtyczka ist zufrieden mit dem Ergebnis. "Es ist die erste Medaille mit meinem neuen Verein. Das ist ein tolles Gefühl", sagt der Trainer. In München will er Fechten weiter voranbringen, diese "intelligente Sportart", die auf schnellen und richtigen Entscheidungen gründet, "wie in der Wirtschaft", vergleicht er. Dies sei allerdings eine schwere Aufgabe, denn die Entwicklung des Fechtens in Deutschland sieht Wojtyczka als "nicht erfreulich" an. Die meisten Trainier agierten nicht hauptberuflich, das Geld fehle einfach, erklärt Wojtyczka. Ein offensichtliches Problem, dem sich auch Florian Stadlbauer schon bewusst ist. "Vom Fechten kann man nicht leben", weiß das junge Talent . Dennoch trainiert er vier Mal in der Woche.

Titelverteidiger Korbinian Koller vom Ausrichter KTF Luitpold hatte seinen Start übrigens schon vor Wochen zurückgezogen. Beim Schulsport brach er sich den Finger seiner Fechthand. Das Ziel, "ihm eine Heimmeisterschaft" zu ermöglichen, wie Organisatorin Silke Weltzien erzählt, war dahin. Florian Stadlbauer hat dann die Lücke ausgefüllt, die Koller hinterlassen hat. Ziemlich gut sogar für einen, der erst am Anfang steht.

© SZ vom 12.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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