Da stand es, aufgebockt wie ein Museumsstück: Der Deckel aus edlem Birkenholz, vier Sterne über dem Wappen, das nicht rot und weiß und blau ausgemalt ist, sondern in einem mondänen Goldton. Im alten Ägypten hätte sich Tutanchamun über dieses reich geschmückte Buch sehr gefreut, 3300 Jahre später sollen sich andere an ihm ergötzen. Menschen, die den FC Bayern München mögen und ihn so gern haben, dass sie einfach mal 2999 Euro dafür ausgeben.
"4 Sterne - 111 Jahre" nennt sich die Chronik des deutschen Fußball-Rekordmeisters, die am Mittwoch vorgestellt wurde. Das heißt, im Grunde wurde nur die Hülle, der Prototyp, präsentiert. Ausgeliefert wird die noch nicht ganz zu Ende geschriebene Bayern-Bibel erst im Juli 2011, was den Klub nicht daran hindert, schon jetzt die Verkaufsphase zu starten.
"Das ist ein außergewöhnliches Projekt", versicherte FCB-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und referierte wie ein verliebter Junge die Eckdaten des Folianten: 70 Zentimeter hoch, 50 Zentimeter breit, 30 Kilogramm schwer, 552 Seiten lang. Und, natürlich, "nicht ganz kostengünstig", wie Rummenigge zugab, der bestens vorbereitet erklärte, warum dieses Werk exakt 4111 Mal verkauft werden wird: "Das ist die exklusive Auflage." Nachgedruckt werde definitiv nicht, man wird ja nur einmal 111 Jahre alt; jedenfalls begeht der FC Bayern im kommenden Jahr dieses Jubiläum.
Das epochale Werk soll Statistiken, Geschichten, Fotos, Hintergründe enthalten, und auch wenn der FCB stolz ist, das "größte Fußballbuch aller Zeiten" (Rummenigge) auf den Markt zu bringen - seine ureigene Idee war das nicht. Manchester United hat bereits ein ähnlich brachiales Sammelsurium herausgegeben.
Vertrieben wird das Buch über einen Verlag, der von Ralf Grengel gemanagt wird, dem Manager der wegen Dopings gesperrten Eisschnellläuferin Claudia Pechstein. Auf der Vereinshomepage ist es ab sofort zu bestellen. Rummenigge stellte aber klar: "Das erste Buch bekommt die größte Persönlichkeit des FC Bayern: Franz Beckenbauer." Der Kaiser. Wer sonst. Der Tutanchamun der Säbener Straße.