Aussagekräftig ist das Ergebnis nur in einem Punkt. "Wir haben jetzt zwei Zähler auf dem Konto und sind der Finalrunde einen Schritt näher gekommen", sagt Großhaderns Trainer Ralf Matusche nüchtern. So kann man den Auftaktkampf in der Judo-Bundesliga auch zusammenfassen. Von Revanche oder einem Signal für die Meisterschaft will Matusche nach dem Aufeinandertreffen der beiden Titelfavoriten dagegen nichts wissen. Er hat seine Gründe. Denn bei der Neuauflage des Halbfinals des vergangenen Jahres zwischen dem TSV Großhadern und dem KSV Esslingen standen auf beiden Seiten nur bessere B-Teams auf der Matte.
Großhadern siegte beim Gastspiel in Schwaben 8:6, die zweite Reihe des TSV war etwas besser. Lediglich drei von zehn Kämpfern, die im Vorjahr dabei waren, als Großhaderns Titelträume vorzeitig platzten, konnte Trainer Matusche diesmal aufbieten. Dabei stehen eigentlich noch all diese Athleten im Kader und wären unter normalen Umständen gesetzt. Aber internationale Wettkämpfe und Lehrgänge im Jahr vor den Olympischen Spielen machen die Bundesliga für Matusche und seinen Kollegen Gerhard Dempf zum organisatorischen Balanceakt. Wer ist verfügbar? Wer ist fit? Diese Frage werden sie sich in der Vorrunde noch öfters stellen müssen. Zum Auftakt immerhin hat es funktioniert mit der Rumpftruppe. "Unser Plan ist aufgegangen", sagt Matusche.
Ohne nominellen Schwergewichtler - Zugang Karl-Richard Frey fehlte -, dafür aber mit internationaler Verstärkung legten die Münchner quasi eine Punktlandung hin. "Nicht alles lief wie erwartet, es gab auf beiden Seiten Überraschungen", analysierte Matusche. "Eine bunte Geschichte - mit dem besseren Ausgang für uns." Ein Beispiel sind die beiden Siege von Christoph Köberlin (-60 kg) im Leichtgewicht. Der Ersatzmann für Nationalkämpfer Tobias Englmaier besiegte gleich zweimal Gegner Martin Schuhmacher und holte im letzten Kampf des Tages den entscheidenden Punkt, als er Schuhmacher schon nach 35 Sekunden mit der höchsten Wertung (Ippon) auf den Rücken legte. "Er hat in diesem Jahr eine wichtige Rolle", sagt Matusche über die Nummer zwei im Leichtgewicht. Englmaier soll wegen seiner olympischen Ambitionen in der Vorrunde öfters geschont werden.
Aaron Hildebrand (-90 kg) überzeugte bei seinem ersten Kampf für Großhadern mit einem Sieg gegen den Niederländer Noël van't End, der gerade erst den Grand Prix in Samsun gewonnen hatte. Igor Wandtke (-73 kg) und Julian Kolein (-73 kg) erfüllten ebenfalls ihre Pflicht. Ungewohnt schwer tat sich der hochgestufte Schwede Marcus Nyman, der seine Aufgabe im Schwergewicht nicht meistern konnte. Dafür holte der Serbe Aleksandar Kukoljin in derselben Gewichtsklasse zwei Punkte.
Nach dem Ligarückzug des Serienmeisters TSV Abensberg war das Aufeinandertreffen der zwei vermeintlich stärksten Teams noch nicht der hochkarätige Kampf, den man in einem möglichen Finale erwarten kann. Im Vorjahr hatte Esslingen in einem dramatischen Duell nur aufgrund der besseren Wertung bei Punktgleichheit gewonnen. Damals kochten die Emotionen hoch, Matusche reagierte nach der Niederlage mit deutlicher Kritik. Diesmal hielt sich umgekehrt das Lob in Grenzen. Vor- und Endrunde sind in der Bundesliga, zumal im vorolympischen Jahr, zwei ganz unterschiedliche Nummern. Entsprechend zählt für Großhadern nur, sich für das Finale zu qualifizieren, wie, ist erst einmal egal. Matusche erwartet ein enges Rennen um die ersten vier Plätze in der Gruppe Süd. In zwei Wochen empfangen die Münchner den JC Rüsselsheim, der am ersten Wettkampfwochenende ebenfalls siegreich war (8:6 gegen den JC Leipzig), zum ersten Heimkampf der Saison.
"Zwei Punkte haben wir, mit fünf Punkten sollten wir in die Playoffs kommen", sagt TSV-Trainer Matusche. "Also fehlen noch drei." Eine einfache Rechnung. Abgerechnet aber wird erst im Finale.