Ehrung:Im Licht des Festsaals

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München würdigt seine erfolgreichsten Sportler - unter anderem für 60 deutsche, 15 Welt- und sechs Europameistertitel

Von Jan Geißler, München

Willem-Alexander, König der Niederlande, ist ein großer Freund des Sports. 1992 nahm er am New-York-City-Marathon teil, seit 1998 ist er Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees. Zu seinen sportlichen Vorlieben zählen Skifahren, Tennis und Segeln. Am Mittwoch war er mit seiner Gattin Máxima zu Besuch in München und absolvierte auch dort sprichwörtlich einen Marathon: Alte Pinakothek, BMW-Welt, Viktualienmarkt, Deutsches Museum und Besuch im Rathaus. Pflichttermine eben. Die Veranstaltung, die keine 24 Stunden gleich nebenan im Alten Rathaus folgte, hätte das sportbegeisterte Königspaar womöglich auch interessiert. Die Stadt München hatte ihre erfolgreichsten Athleten des vergangenen Jahres zur alljährlichen Sportlerehrung in den Festsaal eingeladen.

Ein wichtiger Abend. Speziell für diejenigen, die sonst eher ein Schattendasein führen: Rosina Neuerer zum Beispiel. Die 16-Jährige, die häufig am Eisbach anzutreffen ist, gewann trotz ihrer erst 16 Jahre den deutschen U-18-Meistertitel im Wellenreiten. Aber auch Elektro-Rollstuhlhockeyspieler, Trampolinspringer, Rollstuhl-Basketballer und Schnellschachspieler waren gekommen. Und noch ein paar mehr. Der festlich geschmückte Saal mit den Holzschnitzereien an der Decke war gefüllt bis auf den letzten Platz. Insgesamt wurden bei der Veranstaltung 270 Sportler geehrt, unter anderem für 15 WM- und sechs EM-Titel, 26 Silber- und Bronzemedaillen bei Welt- und Europameisterschaften sowie 60 deutsche Einzel- und 23 Mannschaftsmeisterschaften.

"Für uns ist es etwas ganz Besonderes, dabei zu sein", sagte Rollstuhl-Basketballerin Johanna Welin, die ihren ein Jahr alten Sohn Ilja mitgebracht hatte. Im vergangenen Jahr gewann sie mit der deutschen Nationalmannschaft den EM-Titel. Zum Team zählte damals auch Laura Fürst, die die Ehrung zusätzlich motivierte: "Es ist schön, wenn die eigene Leistung anerkannt wird, mich spornt das an."

Münchens Dritte Bürgermeisterin Christine Strobl eröffnete den Abend und dankte den Haupt- und Ehrenamtlichen sowie den Kollegen des Stadtrats für deren Einsatz. Die Einwohnerzahl Münchens sei in den vergangenen fünf Jahren um 130 000 Menschen gestiegen, darunter auch viele Sportler, die es nun zu fördern gilt. Eine wichtige Rolle spielt hierbei die Infrastruktur. Beispielhaft nannte sie den Sportpark Freiham, der behindertengerecht ausgebaut wird. Zudem eröffnet in Kürze im Münchner Norden eine Eliteschule des Sports, die "etwa 65 Millionen Euro" kosten wird. Auch eine Multifunktionshalle im Olympiapark sei geplant, allerdings ist noch offen, "ob es hinhaut".

Durch den Abend führte BR-Moderator Markus Othmer, der sich vornahm, nicht länger als 90 Minuten zu brauchen, "wie ein gutes Fußballspiel". Zahlreich geehrt wurden die Leichtathleten der LG Stadtwerke. Unter ihnen 800-Meter-Läuferin Christina Hering, die bei der U-23-EM erfolgreich war: "Als gebürtige Münchnerin ist es natürlich toll, auch mal von Münchner Seite geehrt zu werden." Das fanden auch die Lacrosse-Spieler des deutschen Meisters HLC Rot-Weiß. Der Verein in unmittelbarer Nähe des Audi Domes - wo bekanntermaßen die Bayern-Basketballer beheimatet sind - nutzte die Gunst der Stunde für Abwerbungsversuche: "Bei uns ist man jederzeit willkommen - auch die Basketballer." Die bleiben ihrer Sportart ob des Erfolges in der Vorsaison wohl treu: U19 und U14 sicherten sich die deutsche Meisterschaft. Im Beisein von Präsident Karl Hopfner wurden auch die übrigen Sportler des FC Bayern geehrt, der Großverein war nämlich der erfolgreichste Klub der Stadt. Staunen und Schmunzeln rief gegen Ende der Gala Hans Dieter Wunderlich hervor, Weltmeister im Fernschach: "Ich habe fünf Tage für einen Zug, spiele aber manchmal 30 bis 40 Partien gleichzeitig." Insgesamt wurde es ein kurzweiligen Abend, der tatsächlich kaum länger dauerte als 90 Minuten.

© SZ vom 16.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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