Ehrung:Cocktails und Champions

Lesezeit: 3 min

München ehrt seine erfolgreichsten Sportlerinnen und Sportler mit einer goldenen Medaille. Bei der Landeshauptstadt weiß man, dass Olympioniken, Welt- und Europameister die bestmöglichen Botschafter sind.

Von Ralf Tögel

1 / 2
(Foto: Florian Peljak)

Starke Frauen: Kraftsportlerin Fiona Feuerer - oben im Liegestütz mit Christa Bruckschlögl auf dem Rücken, angefeuert von Moderator Markus Othmer - ist Deutschlands beste Juniorin im Bankdrücken.

2 / 2
(Foto: Florian Peljak)

Alina Popp ist internationale deutsche Meisterin im Boxen.

Wenn München seine besten Sportler ehrt, ist das Aufkommen an Olympiateilnehmern, Welt- und Europameistern traditionell hoch. Für die Zulassung zu diesem Abend sollte ein Aktiver, sofern er oben genannte Leistung in seiner sportlichen Vita des vergangenen Jahres nicht führen darf, zumindest einen nationalen Titel errungen haben. Insgesamt 253 Aktiven aus der Landeshauptstadt ist das gelungen. Zwar konnten sich nicht alle Geehrten am Donnerstagabend im Alten Rathaus einfinden, der Festsaal war dennoch voll, als die Sportler die goldene Ehrenmedaille für besondere Leistungen in Empfang nahmen. Es war trotz der großen Zahl der zu Ehrenden ein kurzweiliger Abend, durch den BR-Moderator Markus Othmer führte. Nicht weniger souverän war die Eröffnung durch Christine Strobl. Die Sportbürgermeisterin erinnerte an die Bedeutung der Spitzensportler als Vorbilder: "Sie sind Botschafter, wie wir sie uns besser nicht vorstellen können." Daher ließ sich die Kommune nicht lumpen, reichte drei Gänge und passende Getränke, die Gäste amüsierten sich bei gekräutertem Roastbeef an Thymianjus und hatten hernach im Foyer bei Cocktails und Musik noch Gelegenheit, ein paar Kalorien abzutanzen. Für Münchens Platzhirsch hatte die dritte Bürgermeisterin noch einen Rat parat: Der FC Bayern möge sich doch die Tutzinger Segler zum Vorbild nehmen, denen 2016 gelungen ist, was der FCB seit vier Jahren vergeblich versucht: der Gewinn der Champions League.

Team des Abends

Womit man schon bei der Mannschaft des Abends wäre: Der Deutsche Touring Yacht-Club hat 2016 mit dem Double - die Tutzinger holten neben der international wichtigsten Trophäe auch noch die nationale Meisterschale - Geschichte geschrieben. "Für uns ist das alles immer noch unglaublich", sagte Steuermann Maximilian Weiß, der eigens aus Nürnberg angereist war. Diese Ehrung sei "schon etwas Besonderes", fügte Weiß an, der beim Triumph an der Costa Smeralda das Steuer in der Hand gehalten hatte. Dennoch muss sich der Champions-League-Sieger im Segeln strecken, um den Etat für die kommende Saison auf die Beine zu stellen: 35 000 Euro. Dafür müsste Philipp Lahm, der Kapitän des FC Bayern München, wohl gerade mal einen Tag arbeiten.

Lacher des Abends

Jener Philipp Lahm war zwar persönlich nicht zugegen, ließ es sich aber nicht nehmen, per Grußbotschaft den Dank des deutschen Fußball-Meisters in den Saal zu übermitteln. Für die erfolggewohnten Bayern-Kicker dürfte die Ehrung selbst eher nicht so besonders sein, dennoch richtete Lahm freundlich von der Leinwand grüßend den Dank des Teams an die Stadt und alle Anwesenden aus. Man möge doch ordentlich feiern, was er und seine Kollegen leider nicht tun könnten, denn sie müssten sich auf das so wichtige Spiel gegen den FC Augsburg vorbereiten. In diesem Moment hatte Lahm die Lacher auf seiner Seite, denn gegen die Schwaben dürfte es für den FCB auch nach durchtanzter Nacht noch reichen. Den Preis nahm Vizepräsident Walter Mennekes entgegen, auch ein Mann mit feinem Humor: "Ich nehme den Preis gerne an, aber mich kennt doch eh keiner."

Überraschung des Abends

Deutlich bekannter ist der Skispringer Severin Freund, der für gewöhnlich die kurze Zeit nach der Saison für seinen Urlaub nutzt. Ein Kreuzbandriss zwang ihn aber zu einer unliebsamen Pause, weshalb der Weltmeister im Gegensatz zu den Bayern-Profis Zeit für die Ehrung fand. "So hat die Verletzung wenigstens etwas Gutes", sagte Freund, der in München lebt. Nächste Saison wird er wohl wieder Urlaub machen in diesen Tagen, denn es gehe bergauf: "Ich war Langlaufen auf der Winklmoos-Alm", erzählte er, im Wald habe er ein bisschen dafür nötigen Schnee gefunden.

Spruch des Abends

Wie Amelie Döbler die Anmerkung von Moderator Othmer fand, ob sie denn Probleme hätte einen Freund zu finden, wollte sie hernach nicht sagen. Es war eine Anspielung auf ihre für eine Frau doch sehr stattliche Körpergröße von 1,93 Meter. Doch die Junioren-Europameisterin bewies, dass sie nicht nur mit dem Diskus umzugehen weiß, sondern auch über eine erfrischende Schlagfertigkeit verfügt. "Das haben sie mich vor zwei Jahren schon einmal gefragt", konterte sie. Dank der dezenten Beleuchtung im Saal war nicht zu erkennen, ob Othmer seine Gesichtsfarbe wechselte, jedenfalls fiel dem ansonsten um keine Antwort verlegenen Moderator auf diesen Spruch nichts mehr ein. Zu einem späteren Zeitpunkt wurden die beiden bei einem Gespräch gesichtet, der Abend endete wie er begonnen hatte: so unterhaltsam wie harmonisch.

© SZ vom 01.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: