Drei Punkte für Regionalligist Haching:Erste allgemeine Aufmunterung

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Aufwärtsspiel: Hachings Jonas Hummels gelingt der entscheidende Treffer gegen Schweinfurt. (Foto: imago/Buthmann)

In einem überwiegend chaotischen, von vielen Fehlern geprägten Spiel gelingt Unterhaching gegen Schweinfurt der erste Saisonsieg. Damit verlässt die SpVgg - zumindest vorübergehend - die Abstiegszone der Regionalliga

Von Christoph Leischwitz, Unterhaching

Manchmal erheben sich selbst die gemütlicheren Zuschauer auf der Haupttribüne, wenn sie aus der Fankurve mit einem lang gezogenen "Steht auuuf . . ." dazu aufgefordert werden. Normalerweise passiert das, wenn die eigene Mannschaft mal wieder besonders gut spielt. In Unterhaching ist das anders. Am Dienstagabend, im Spiel gegen den 1. FC Schweinfurt 05, erhob sich ein Großteil der Haupttribünenfans, obwohl - oder weil - sie eines der schlechtesten Spiele seit Jahren sahen. Sie wollten den jungen Spielern Mut zuklatschen. Zumal Schweinfurt noch schlechter war, also: besiegbar. Irgendwie klappte es auch, die SpVgg holte mit einem 1:0 (0:0) ihren ersten Regionalliga-Sieg.

Wenige Minuten nach der Partie stand Trainer Claus Schromm neben dem Rasen, er hatte beim Schlusspfiff nicht gejubelt und wirkte auch jetzt sehr ruhig. Mehr zu sich selbst als zu den Journalisten sagte er: "Jetzt haben wir drei Punkte, jetzt können wir wieder Fußball spielen." Der Druck auf seine Mannschaft war enorm gewesen.

Nur so war zu erklären, wieso die Partie kaum das Niveau eines höherklassigen Juniorenspiels erreicht hatte, das die meisten Hachinger Spieler ja gewohnt sind. Als Schromm wenig später in der Pressekonferenz von seinem Schweinfurter Kollegen Gerd Klaus zu hören bekam, Unterhaching habe "gut gespielt", da sah er sich gezwungen zu relativieren: "Na ja, ich habe jetzt unsere Leistung nicht ganz so gut gesehen. Das war eine zähe Geschichte."

Auch Schweinfurt hatte verunsichertes Personal dabei. Das war entscheidend. In der 64. Minute schrie der Ersatztorwart Julian Schneider bei einer weiten Freistoßflanke "Torwart", er plante also den Ball zu fangen. Stattdessen prallte er mit zwei Mitspielern zusammen, der Ball flog durch die Luft und Hachings Kapitän Jonas Hummels stand genau richtig, um per Kopf abzustauben. Ausgerechnet nach der bislang schlechtesten Saisonleistung hat Haching den ersten Dreier geholt und zumindest vorübergehend die Abstiegsplätze verlassen - es war ein vorgezogenes Ligaspiel, weil Unterhaching am Sonntag im DFB-Pokal den FC Ingolstadt empfängt.

Die "zähe Geschichte" war nicht geprägt von Torchancen, sondern von Schüssen, bei denen der Ball mal auf leeren Tribünenrängen, mal beinahe im Seitenaus landete; nicht von beherzten Zweikämpfen, sondern von schlechtem Stellungsspiel bei hohen Bällen sowie von zahlreichen Fouls wegen schlechten Timings bei Grätschen. Hinzu kamen ausgeführte Freistöße, wenn der Schiedsrichter den Ball noch nicht freigegeben hatte, oder auch weiße Schuhe, weil man mit den Gedanken ganz woanders war, als der Schiedsrichter seine Freistoßlinie sprühte. In der Schlussphase war die Partie beherrscht von Hachinger Kontern, bei denen der letzte Pass nicht ankam, in der 87. Minute ließ sich Michael Krabler allein aufs Tor zusteuernd schlicht einholen. Und von unnötigen Fouls am eigenen Strafraum, die den harmlosen Unterfranken mehrere Chancen zum Ausgleich gaben.

Die SpVgg ist gezwungen, jungen Spielern die Verantwortung zu überlassen, weil sonst niemand da ist. Dieser Zwang wurde besonders deutlich, als in der 59. Minute Tim Schels für Dominic Reisner ins Spiel kam - ein 16-Jähriger für einen 19-Jährigen. Wenig später wurde dann auch noch der 18-jährige Angreifer Michael Krabler für den weitgehend enttäuschenden 26-jährigen Markus Einsiedler eingewechselt. "Wir haben die Augen geöffnet", sagte Markus Schwabl auf die Frage, ob noch Verstärkung kommen wird. In Max Dombrowka hatte der Präsident kurzfristig einen beim FC Bayern ausgebildeten Abwehrspieler verpflichtet, jetzt solle noch ein Offensivspieler kommen, mit "ein, zwei Stürmern" führe er derzeit Gespräche. Schwabl erklärte dann auch noch, dass sich Schatzmeister Robert Perchtold aus beruflichen Gründen aus dem operativen Geschäft zurückziehen und bei der nächsten Jahreshauptversammlung im kommenden Herbst nicht mehr kandidieren werde. Liegen gebliebene Aufgaben werde er, Schwabl, zusammen mit Vize Peter Wagstyl übernehmen. Offensichtlich ist ihm aufgefallen, dass ein bisschen Geld für den einen oder anderen Spieler noch übrig ist.

© SZ vom 06.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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