Demond Green:"Ich wollte einer der besten Basketballer Deutschlands werden"

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Demond Greene hat mit Dirk Nowitzki gespielt, EM-Silber gewonnen, war Pokalsieger und mit dem FC Bayern Meister. Jetzt startet er dort seine Trainerlaufbahn

interview Von Ralf Tögel

Es war sein großer Traum, Demond Greene wollte einer der besten Basketballspieler Deutschlands werden. Mit harter Arbeit hat er sich Schritt für Schritt diesem Ziel genähert - bis er es geschafft hatte: Silber bei der Europameisterschaft, Pokalsieg mit Alba Berlin, deutscher Meister mit dem FC Bayern München. Nun ist er Trainer beim FC Bayern, und er hat wieder einen Traum, wie er der SZ erzählt.

SZ: Können Sie sich noch an Ihr letztes Spiel erinnern?

Demond Greene: Ja klar, das waren ein paar Sekunden im letzten Playoff-Finale gegen Berlin, danach waren wir deutscher Meister. Es war zwangsläufig mein letztes Spiel, ich hatte in diesem Jahr schon viel mit Verletzungen zu kämpfen gehabt, ein Hin und Her. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich aber nicht geplant, aufzuhören, vielmehr hatte ich ja noch eine Saison Vertrag. Aber es hat letztlich nicht mehr geklappt, fit zu werden, um auf diesem hohen Niveau nochmals zu spielen. Also waren diese 37 Sekunden gegen Berlin meine letzten auf dem Feld, es war auch ein Dankeschön von Trainer Svetislav Pesic für meine Leistungen davor.

An welchen Moment in Ihrer außergewöhnlichen Karriere erinnern Sie sich besonders gerne?

Da gibt es wirklich sehr viele. Ich gehe dabei gerne meine Stationen durch, wo ich gespielt habe. Etwa meine Würzburger Zeit zusammen mit Dirk Nowitzki, meine Zeit in Leverkusen, wo ich den Sprung in die Nationalmannschaft geschafft habe. Oder die Silbermedaille bei der Europameisterschaft in Belgrad 2005, natürlich die vielen Spiele gegen die USA, mit Highlights wie dem Block gegen Dwyane Wade bei der WM 2006; natürlich die Olympischen Spiele 2008, der Pokalsieg mit Berlin, als ich im Finale vier Dreier in Folge getroffen habe. Oder die deutsche Meisterschaft mit dem FC Bayern. Es gibt viele Momente.

Sie haben unter anderem in Würzburg, Berlin, Bamberg und München gespielt, also bei den großen deutschen Klubs, ein Jahr in Griechenland. Sind Basketball-Profis große Wandervögel?

Leider ja. Das liegt auch daran, dass die Verträge nicht so langfristig sind wie im Fußball. Ich hatte aber auch lange Verträge, drei Jahre in Leverkusen etwa. Dann zwei Jahre in Berlin und Bamberg, das sind normale Verträge für einen deutschen Spieler. Als ich in München unterschrieben habe, war das zunächst auch für drei Jahre. Aber vor allem für Amerikaner, die das erste Mal in Deutschland spielen, ist ein Jahr Vertrag normal. Bei mir war das aber nie erzwungen, sondern gewollt. Ich habe Vereine immer verlassen, um den nächsten Schritt zu machen, nie aus finanziellen Gründen, oder weil ich aussortiert wurde.

Viele Profi-Sportler fallen nach Ihrem Karriere-Ende in ein Loch.

Das war bei mir anders, während meiner letzten Saison war ich wie gesagt viel verletzt und habe neben der Reha die Zeit genutzt, um ein bisschen in das Trainergeschäft zu schnuppern. Ich habe bei der zweiten Mannschaft und in der Nachwuchs-Basketball-Bundesliga (NBBL) hospitiert, sie begleitet und immer wieder mal Individualtraining angeboten. Ich bin schon am Ball geblieben, um gar nicht zu viel Abstand zum Geschäft zuzulassen.

Also war der Trainerweg vorgezeichnet?

Ja, das war mein Ziel. Eigentlich war mein Grundplan, Athletiktrainer zu werden. Aber dann habe ich auch den B-Schein und den A-Schein gemacht, um breiter aufgestellt zu sein, in mehreren Gebieten. Das Trainersein hat mir immer mehr Spaß gemacht, und man muss sich nicht zu sehr spezialisieren.

Wen trainieren Sie momentan?

Ich bin jetzt Assistenztrainer von Oliver Kostic und Athletiktrainer der Zweiten und der NBBL-Mannschaft.

Sie waren Sie bei vielen Vereinen aktiv, hatten Angebote, warum der FCB?

Das hat viele Gründe. Als ich nach München gekommen bin, war mein Plan, meine Karriere hier zu beenden. Es gab basketballerisch nichts mehr, was mich so reizen konnte, um mit meiner Frau und den beiden Kindern noch einmal umzuziehen. Außerdem ist Basketball in München immer noch in der Entwicklung, das wird noch weitergehen und da will ich dabei sein. Ich will hier meine Erfahrung weitergeben.

Dem FC Bayern wird eine besondere Nestwärme nachgesagt. Haben Sie die gespürt?

Absolut. Ich habe diese Erfahrung als Spieler gemacht, vor allem als ich mich an der Achillessehne verletzt hatte und bei Dr. Müller-Wohlfarth in Behandlung war. Da kam sogar Uli Hoeneß persönlich in die Praxis, um mitzuberaten. Marko Pesic hat das super übernommen und das familiäre Umfeld auf den Basketballbereich übertragen. Und als ein Banner mit meiner Nummer unters Hallendach gezogen wurde und die Nummer 24 seitdem nicht mehr vergeben wird, das ging unter die Haut.

Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?

Man muss Träume und Ziele haben, damit man immer motiviert daran arbeiten kann. Das war zu meiner aktiven Zeit so, ich wollte einer der besten Spieler in Deutschland werden, das habe ich geschafft. Ich bin nicht Trainer geworden, um mein Gehalt einzustreichen und die Zeit abzuwarten. Ich will als Trainer besser werden und Spieler besser machen. Wenn irgendwann ein Spieler sagt, er hat Demond Greene etwas zu verdanken, dann habe ich schon mal eine Sache gut gemacht.

Träumen Sie mal.

Wenn ich ein Bild malen soll, dann möchte ich erleben, wie der FC Bayern wieder die Meisterschaft und mal die Euroleague gewinnt.

© SZ vom 31.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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