Bezirksliga-Relegation:Happyend und Katastrophe

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Der TSV Dorfen sichert sich in zwei intensiven Partien gegen Planegg die Bezirksliga-Zugehörigkeit. Der sportliche Niedergang des SVP geht weiter, der Verein muss in der Kreisliga erneut zahlreiche Spielerweggänge befürchten.

Von Dietrich Mauersberg, Erding

Der TSV Dorfen hat in der Bezirksliga-Abstiegsrelegation beim SV Planegg 4:0 gewonnen und nach einem 1:1 im Hinspiel den Klassenerhalt geschafft. Ein erwartetes Happyend? "Wir haben es erhofft", sagte Dorfens Abteilungsleiter Anton Haban. Aber je länger man mit Coach Christian Donbeck, der erst kommende Wochenende entscheiden will, ob er weitermacht, den Rückkampf analysierte, desto deutlicher wurde, dass er innerlich wohl schon ein weiteres Jahr Bezirksliga eingeplant hatte: "Wir haben verdient gewonnen. Wir wussten, dass Planegg meist immer auf einer Höhe verteidigt und uns das entgegen kommt". Michael Friemer (zwei), Leonidas Baldeneros und Yusuf Mutlu trafen für Dorfen gegen eine chancenlose Planegger Formation, die nach einem 0:2 zur Pause von der 52. Minute an nach einem Platzverweis für Sahin Bahadir in Unterzahl agierte.

Für den Verlierer ist der Absturz in die Kreisliga eine Katatstrophe. Die Würmtaler spielten immerhin die vergangenen elf Jahre in Landes- oder Bezirksliga. "Ich habe den Spielern gesagt, sie dürfen jetzt zwei Tage trauern", meinte Planeggs Trainer Michael Lelleck, der dieses Amt erst zwei Spieltage vor Ende der regulären Punktrunde von Andreas Steinweg übernommen hatte. Steinweg hatte, wie Kapitän Andreas Petermaier erklärte, die Mannschaft zuletzt nicht mehr erreicht: "Der Wechsel kam aber viel zu spät." Denn weder Steinweg noch der neue Chefcoach, der seit neun Jahren im Verein als Nachwuchstrainer wirkt, konnten verhindern, dass Planegg im Saisonendspurt nach peinlichen Leistungen gegen die Direktabsteiger Untermenzing und Oberalting verlor. Der wenige Wochen zuvor schon sicher geglaubte Klassenerhalt war dahin.

Doch es wäre falsch, jetzt alleine Steinweg oder Lelleck die Rolle des Sündenbocks für den Niedergang zuzuschanzen. Die entscheidenden Fehler wurden in der Vergangenheit gemacht. So beispielsweise 2015, als sich die Würmtaler von der Landesliga-Spielgruppe Südwest, in der zahlreiche Klubs aus Schwaben spielen, in die vermeintlich gleichstarke Südostgruppe versetzen ließen. Diese wird von vielen ambitionierten Teams aus der Münchner Region bestimmt. Die neuen Rivalen zeigten Planegg schnell die spielerischen Grenzen auf: Planegg stieg mit Pauken und Trompeten ab. Das hatte dann enorme personelle Konsequenzen zu Folge. Sage und schreibe 25 Aktive - darunter nahezu alle Leistungsträger wie etwa Martin Bauer, der zu Pullach ging, verließen den Verein. Bis heute geht das Gerücht um, dass der damalige Coach Dario Casola in dem einen oder anderen Fall als Vermittler aufgetreten ist. Dazu kam, dass der Hauptsponsor - ein Gebäude-Technikausrüster, nach dem sogar das umgebaute Stadion benannt worden war - in die Insolvenz ging. Ein weiterer Fauxpas: der Verein verschliss in Christian Spiegel, Andres Egerer, Udo Schunn, Martin Buch und Casola in nur drei Jahren fünf Übungsleiter. Auch im Vorstand gab es bis zuletzt ein lebhaftes Stühlerücken.

Lelleck, der die Formation auch in der Kreisliga betreuen wird, ist sich bewusst, dass auch nun wieder Spieler gehen werden und möglicherweise ein weiterer Umbruch bevorsteht: "Auf mich wartet eine Vielzahl von Telefonaten." Nasrullah Mirza (Unterföhring) und Luca Bausch (Grünwald) haben sich bereits abgemeldet. Gegen Dorfen, das zukünftig ohne Kevin Kostner (wird Spielertrainer in Tittmoning) planen muss, betrug das Durchschnittsalter der Elf knapp 20 Jahre.

Vier davon sind bei den A-Junioren spielberechtigt, die in der Landesliga angesiedelt sind und in deren Reihen Lelleck die Zukunftsperspektiven des Vereins sieht.

Stefan Suchanke, zu Landesliga-Zeiten sportlicher SVP- Leiter und zusammen mit Steinweg früher beim Landesligisten Starnberg aktiv, glaubt eine weitere Ursache für den sportliche Niedergang der Planegger ausgemacht zu haben. "Die Charaktere der Spieler haben sich geändert. Unsere Generation hat sich voll in den Fußball reingehängt. Der jetzigen ist alles andere wichtiger."

© SZ vom 28.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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