Basketball-Regionalliga:Überfall-Kommando

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Mit intensiver Verteidigung und schnellen Gegenzügen will Trainer Knezevic München Basket zu Erfolgen führen. Dazu braucht er Tempo-Dribbler wie Alek Pikl

Von Matthias Schmid, München

Alek Pikl spricht mehrere Sprachen fließend. Als Slowene beherrscht er natürlich das Slowenische, Kroatisch kann er auch. Sein Englisch ist flüssig und sein Deutsch verbessert sich von Woche zu Woche, seit der junge Basketballer in München lebt und dort an der Technischen Universität Elektro- und Informationstechnik studiert. Während der jüngsten Partie musste sich der 19 Jahre alte Zugang aus Ljubljana einige emotionale Äußerungen auf Kroatisch gefallen lassen. Sein Trainer Mario Knezevic kam vor 40 Jahren in Zagreb auf die Welt, ehe er als 14-Jähriger nach München auswanderte. Knezevic, seit ein paar Wochen Trainer des Basketball-Regionalligisten München Basket, versuchte Pikl zu erklären, dass er auch die Eins-gegen-eins-Situationen suchen soll.

Dass der Aufbauspieler schnell, wendig und trickreich ist, konnte sein Trainer schon in einigen Übungseinheiten erleben, doch gegen die zweite Mannschaft des FC Bayern II wirkte er wie seine übrigen Mitspieler seltsam gehemmt. "Wir hatten zu viel Respekt vor dem großen Namen", fand Knezevic. Ehe sich seine Spieler freigespielt hatten, war das Spiel verloren. Nach zehn Minuten schon, die Bayern führten 26:7.

Knezevic gehörte 20 Jahre lang zu den Großen, 20 Jahre arbeitete er für den FC Bayern, zunächst als Spieler in der zweiten Liga, dann als Assistenztrainer von Dirk Bauermann, später als Jugendtrainer. "Ich habe meistens um Titel und Meisterschaften gespielt", betont der Coach. Bei den Baskets hat er nun eine andere Aufgabe, er ist Entwicklungshelfer, er soll den ehemaligen Zweitligisten und Aufsteiger wieder zu einer attraktiven Adresse im Münchner Basketball machen.

Die Spieler von München Basket (re. Alek Pikl) haben vor dem großen Namen der kleinen Bayern (am Ball Georg Beyschlag) zu viel Respekt. (Foto: imago/Lackovic)

Eine Ahnung davon, wie er das mit einer auffälligen Spielweise erreichen will, haben die etwa 200 Zuschauer zuletzt gegen den FC Bayern bekommen. Knezevic liebt den jugoslawischen Basketball, seine Spieler sollen hart und an der Grenze zum Foul verteidigen und bei Ballgewinn überfallartig und mit höchster Geschwindigkeit nach vorne spielen. Neben Pikl hat er dafür in Nikolas Schwartz einen zweiten schnellen Spielmacher, der es ebenso versteht, zum Korb zu ziehen wie aus der Distanz zu werfen. "Wir müssen aber unsere Würfe besser treffen", sagt Knezevic. Gegen München lag die Quote bei nur 30 Prozent. Genug, um am Ende wenigsten das Schlussviertel 18:16 für sich zu entscheiden, aber viel zu wenig, um das Spiel zu gewinnen. 87:57 siegten die körperlich überlegenen Bayern. "Wir können aus solchen Partien sehr viel mitnehmen", glaubt Knezevic.

Seine Spieler sollen mutiger auftreten, sie sollen die Duelle Mann gegen Mann bewusst suchen und sich nicht wie Zwerge im Land der Riesen fühlen, auch wenn sich sogenannte Mismatches wie gegen die Bayern nicht verhindern lassen, wenn zum Beispiel Ben-Mateta Kitatu als Längster im Team unterm Korb auf den 2,17 Meter großen Daniel Mayr prallt, der eben noch 15 Zentimeter länger ist als er selbst. Partien wie diese, sagt Knezevic, verdeutlichten im Übrigen auch, dass die Liga insgesamt sehr stark sei. "Man muss hart für den Erfolg arbeiten und darf sich kaum Schwächephasen leisten."

"Wir können aus solchen Spielen viel mitnehmen", sagt Mario Knezevic nach dem Duell mit dem FC Bayern II. (Foto: Schunk)

Vier Spieltage sind absolviert, mit einem Sieg finden sich die Baskets auf dem zehnten Platz wieder. Knezevic kann mit dieser Bilanz leben, doch er ist zu ehrgeizig, als dass er sich selbst gegen favorisierte Teams mit Niederlagen abfinden würde. Er bereitet seine Spieler so vor, dass sie nicht schon alles andere als unterwürfig antreten. Deshalb war es ihm auch so wichtig, dass sich seine Spieler selbst im Schlussviertel nach jedem Ball warfen und mit einer Intensität spielten, als begänne gleich die Verlängerung. "Diesen Willen will ich sehen", sagt Knezevic. Vor allem in den Spielen gegen Zwickau und Vilsbiburg, die wie die Baskets darum spielen, auch in der nächsten Saison wieder in der 1. Regionalliga auflaufen zu dürfen. "Wir sind stark genug, dass wir den Klassenverbleib schaffen", sagt Mario Knezevic. Auch Alek Pikl will dazu mit so wunderbaren Würfen und Pässen beitragen , wie sie in einem Best-of-Video auf Youtube von ihm schon zu bewundern sind.

© SZ vom 22.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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