Basketball-Bundesliga:Kalte Feuervögel

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Der FC Bayern dominiert beim 113:80-Sieg gegen Phönix Hagen und deutet dabei seine Playoff-Form an

Von Ralf Tögel, München

Svetislav Pesic hatte vor der Partie gegen die Feuervögel - so nennen sich die Basketballer von Phönix Hagen gerne - angekündigt, dass er nun mit etwas Ruhe an der "individuellen Form" seiner Spieler arbeiten könne. Was sich auf die Frage bezog, wie der Trainer denn nun nach dem vorzeitigen Ende der internationalen Aktivitäten die zusätzliche Zeit nutze. Ohne Eurocup hatten die Münchner also eine Woche des ungestörten Übens, was sie offenbar recht gut genutzt haben: Beim 113:80-Erfolg gegen Hagen schien die größte Schwierigkeit der Bayern zu sein, die Spannung gegen die phasenweise überforderten Gäste hoch zu halten.

Zu Beginn der Partie war das kein Problem, die Münchner spielten aggressiv in der Defense, konzentriert im Angriff und legten schnell den Grundstein für den deutlichen Sieg. Das 2:0 durch Hagens Owen Klassen war die erste und letzte Führung der Gäste, die Bayern antworteten mit einer enorm hohen Treffsicherheit aus allen Lagen, einer galligen Abwehr inklusive vieler Ballgewinne und einem hohen Tempo. Die Gäste konnten diesem nicht folgen, nach viereinhalb Minuten war der Vorsprung des Tabellenweiten zweistellig (15:4), nach sieben Minuten betrug er satte 21 Punkte (27:6). Beim 31:16 nach den ersten zehn Minuten schien alles auf ein Debakel für das Team aus Nordrhein-Westfalen hinzudeuten, aber Hagen kam schneller als erwartet zurück.

Freilich auch freundlich begleitet von den Gastgebern, bei denen die Konzentration merklich nachließ. In dieser Saison hat das Niveau in der Basketball-Bundesliga (BBL) einen weiteren Sprung nach oben gemacht, was im Umkehrschluss für die Topteams bedeutet, dass man keinen Gegner mehr im Vorbeigehen vernaschen kann. So auch die Feuervögel, die Mitte des zweiten Viertels plötzlich zu bemerkenswerter Temperatur aufliefen. Auch ohne Center D.J. Covington, der sich im Heimspiel gegen Bamberg das Knie ausgekugelt hatte. Ein so schockierender Anblick war das, dass sechs Zuschauer auf der Hagener Tribüne wegen Kreislaufproblemen sogar medizinisch betreut werden mussten.

Bis auf 35:39 kam Hagen heran, doch in den letzten Minuten des zweiten Viertels legten die Münchner mühelos einen Gang zu. Dabei schien egal, wer auf dem Feld stand, der FCB hat im Vergleich zu Hagen deutlich mehr Talent im Team, nebst breiterem Kader. So fiel es auch gar nicht ins Gewicht, dass Pesic seinem Routinier Dusko Savanovic, der eine so starke Saison spielt, eine Auszeit gönnte. Paul Zipser pausierte ebenfalls, er hatte sich im Training eine schmerzhafte Zehenverletzung zugezogen, die er in Ruhe auskurieren soll.

Zur Halbzeit waren beim 59:40 die Kräfteverhältnisse gerade gerückt, nach der Pause schwanden bei den mittlerweile chancenlosen Gästen zusehends die Kräfte - die Partie bekam langsam den Charakter eines Trainingsspielchens mit Wettbewerbcharakter. Jeder FCB-Akteur wollte sich augenscheinlich empfehlen: Pesic sah Topscorer Bryce Taylor (20 Punkte), Nihad Djedovic (12) nach Verletzung auf dem Weg zurück zur alten Form, Maxi Kleber (13) ebenfalls mit steigender Tendenz, John Bryant (20) dominant unter dem Brett (12), die starken Guards Jason Cobbs (12), Anton Gavel (10), den blitzschnellen Spielmacher Alex Renfroe (7) und so weiter. Insgesamt war es ein gelungener Auftritt des Favoriten, zufrieden war Pesic aber vor allem wegen der 21 Ballverluste nicht: "Wie kann mir das gefallen?" Kommende Woche kann Pesic weiter an der individuellen Feinarbeit feilen, das wird nötig sein. Es werden bessere Gegner kommen als Hagen.

© SZ vom 04.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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