Basketball-Bundesliga:Fehlende Einstellungs-Voraussetzung

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"Wir wussten, wie sie spielen, und haben es trotzdem nicht verhindert": Maxi Kleber (rechts gegen Oldenburgs Frantz Massenat), schuldbewusst. (Foto: Johannes Simon)

Dem FC Bayern Basketball gelingt der fünfzehnte Erfolg in Serie, dennoch beklagt Trainer Djordjevic die Abwehrleistung gegen Oldenburg.

Von Christopher Meltzer, München

Mladen Drijencic merkte, dass etwas nicht stimmte. Der Trainer der EWE Baskets Oldenburg musterte den Presseraum der Münchner Basketballhalle, wo er am späten Samstagabend das gerade beendete Bundesligaspiel gegen den FC Bayern bewerten sollte. Die Fragerunde mit den Trainern ist an Spieltagen ein festes Element. Doch während Drijencic sich schon artig hinter die Tafel mit seinem Namen gesetzt hatte, fehlte von Aleksandar Djordjevic, dem Trainer des FC Bayern, jede Spur. Ein Bayern-Mitarbeiter teilte Drijencic schließlich mit: "Sorry, eine Minute noch." Und wie das so ist, wenn Dinge nur "eine Minute" brauchen, verging doch noch etwas Zeit, bis Djordjevic in den Raum stiefelte.

Wenn ein Trainer verspätet zur Pressekonferenz auftaucht, dann liegt das meistens daran, dass er sich noch ungewöhnlich lange mit seinen Spielern auseinandergesetzt hat; ihnen etwas mitteilen musste, was nicht bis zum nächsten Training warten kann. Im Fall des FC Bayern durfte man sich schon fragen, was Djordjevic noch so dringend loswerden wollte. Zwar ärgerten die Oldenburger den Tabellendritten ein wenig, doch fügte sich das 90:83 am Ende ein in die stolze Münchner Siegesserie, die zwei Spieltage vor dem Ende der Hauptrunde nun schon 15 Bundesligaspiele umfasst.

Während die fast 6000 Bayern-Fans diesen kleinen Meilenstein bejubelten, warnte Djordjevic grimmig davor, sich davon blenden zu lassen. "Heute wäre mal ein guter Zeitpunkt gewesen, ein Spiel zu verlieren", sagte der Trainer. Als er die Kabine vor dem Spiel betreten habe, sei ihm die Stimmung schon nicht ernst genug gewesen. Das habe sich dann auch auf dem Spielfeld fortgesetzt, wo die Bayern sich flott einen 6:14-Rückstand einhandelten. Besonders die eigene Abwehrleistung verärgerte Djordjevic. "Wir haben schon in zwei Wettbewerben gezeigt, dass wir mit die beste Defensive haben", erinnerte der Serbe. Weil Oldenburg die Bayern-Abwehr hin und wieder aber ziemlich leicht austrickste, fasste Djordjevic den Abend so zusammen: "Wir hatten heute eine fürchterliche Einstellung."

Nun kann man einwerfen, dass die Bayern die Führung noch im ersten Viertel zurückeroberten und die Gäste aus Oldenburg fortan auf Abstand hielten, obwohl deren Schützen in München besonders genau zielten und gleich 16 Dreipunktwürfe durch den Ring jagten. Doch Nationalspieler Maxi Kleber wollte diese Ausflucht nicht zählen lassen: "Wir wussten ja, wie sie spielen werden. Wir waren darauf vorbereitet und haben es trotzdem nicht verhindert." Das habe auch die Wutrede des Trainers ausgelöst. "Er hat uns beschuldigt, dass wir heute die falsche Einstellung hatten", sagte Kleber.

Es gehört zu den Kuriositäten dieses Spiels, dass am Ende der Trainer des Verlierers die Komplimente verteilte. "Ich denke, dass beide Mannschaften heute eine sehr gute Leistung gezeigt haben", sagte Mladen Drijencic. Nur wollte Aleksandar Djordjevic sich nicht anschließen.

© SZ vom 24.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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