Baseball 2. Liga:Der Caribes-Clan zögert

Lesezeit: 2 min

Als Aufsteiger auf Anhieb Dritter der zweiten Liga: Spielertrainer Steve Walker und die München Caribes. (Foto: Imago)

Aufsteiger wird auf Anhieb Dritter und steht vor der Frage: Bundesliga ja oder nein?

Von Christoph Leischwitz, München

Die Caribes sind eine große Baseball-Familie. Am vergangenen Samstag durfte sogar der Opa noch mal ran. Damit sich Rafael de Pablos den Traum erfüllen konnte, einmal in der zweiten Baseball-Bundesliga gepitcht zu haben, wurde er im von Spannung bereits befreiten Spiel gegen die Heidenheim Heideköpfe II für ein Inning eingewechselt. Der 55-Jährige ließ sich nichts zuschulden kommen, das Spiel endete 18:1 für die Caribes.

Zweite Bundesliga - sie hatten lange überlegt bei den Caribes, ob sie das Wagnis eingehen sollten. Immerhin standen bei der Mannschaft vom Oberwiesenfeld, die sich traditionell aus einer Mischung von lateinamerikanischen und deutschen Spielern zusammensetzt, stets der Spaß und das gemeinsame Erlebnis im Vordergrund. Doch die Mannschaft war im vergangenen Jahr einfach zu gut geworden für die Regionalliga. Am vergangenen Wochenende ist die Zweitliga-Saison nun zu Ende gegangen, und es hat sich gezeigt: Die Sorgen waren weitgehend unbegründet. Dank zweier Siege gegen Heidenheim - die zweite Partie endete deutlich knapper 5:4 - schlossen die Caribes die Spielzeit mit 17 Siegen und elf Niederlagen und damit auf dem dritten Tabellenplatz ab. "Ich bin stolz darauf, was wir in unserer ersten Saison in der zweiten Bundesliga erreicht haben", sagte Spielertrainer Steve Walker.

Und das, obwohl es in diesem Jahr nicht mehr ganz so familiär zugegangen war wie sonst. Mehrere Spieler, die man aus dem europäischen Ausland hinzugeholt hatte, um über einen breiteren Kader zu verfügen, blieben gar nicht bis zum Schluss. Pitcher Francisco Gonzalez und Shortstop Tomas Alvarez etwa verließen die Mannschaft schon Ende Mai aus beruflichen Gründen gen England. Ein weiterer Pitcher, Aaron Leon, war wegen Beleidigung eines Schiedsrichters beim Auswärtsspiel in Neuenburg Ende Juni für acht Spiele gesperrt worden. Nach aktuellem Stand wird er auch nicht mehr zu den Caribes zurückkehren. Dadurch kamen gegen Ende der Saison mehrere Jugendspieler zum Einsatz, und ohne diese hohe Fluktuation im Kader wäre wohl noch mehr möglich gewesen als der dritte Platz.

Geändert hätte das allerdings nichts. Denn vor den Caribes stehen in Regensburg und Mainz zwei zweite Mannschaften, die logischerweise nicht aufstiegsberechtigt sind. "Der Aufstieg wurde uns vom Verband auch schon angeboten", bestätigt Caribes-Präsidentin Nixie Zarate-Trassl. Man könnte theoretisch also durchstarten und in der kommenden Saison in Deutschlands höchster Liga spielen, anstelle des Absteigers Tübingen Hawks.

Doch während vor einem Jahr die Caribes vor allem über finanzielle Konsequenzen eines Aufstiegs nachdachten, gibt es diesmal eher sportliche Vorbehalte. "Wir könnten es uns wahrscheinlich sogar leisten, obwohl wir dringend einen Sponsor brauchen", sagt Zarate-Trassl. In der Caribes-Familie gebe es viele, die finanziell gesehen "viele Augen zudrücken", und sei es nur, um ehrenamtliche Arbeit zu erledigen. Der anstehende, vom Verband geforderte Umbau des Outfields etwa soll so pragmatisch wie möglich über die Bühne gehen. Zarate-Trassl rechnet damit, dass die Installierung des warning tracks deutlich weniger als 25 000 Euro kosten wird; beim Bundesligisten Haar Disciples hatte der Ausbau der Sicherheitszone rund 50 000 Euro verschlungen. Weil diese Maßnahme auch für die zweite Liga verpflichtend ist, wird der größte Posten ohnehin ligaunabhängig zu begleichen sein.

Es gebe für die kommende Saison auch schon einige mögliche Verstärkungen, die sich angeboten hätten. "Solange ich kein Anmeldeformular auf dem Tisch habe, glaube ich nicht, dass sie auch kommen", sagt die Präsidentin. Die Entscheidung, ob man aufsteigen will, muss indes bis Ende September getroffen sein. "Ich werde mich diese Woche mit Steve treffen", sagt Zarate-Trassl, im Gespräch mit dem Spielertrainer soll dann die endgültige Entscheidung fallen. "Aber die Tendenz ist eher nein", sagt sie.

© SZ vom 22.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: