Baseball:Aufprallschutz für Disciples

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Haar investiert 50 000 Euro in den Umbau des Baseballplatzes

Von Christoph Leischwitz, Haar

Cedric Bassel hatte Glück. Der Outfielder des Baseball-Bundesligisten Haar Disciples ist in der abgelaufenen Saison einmal im vollen Lauf in den Zaun gerannt, der das Spielfeld eingrenzt, doch er zog sich dabei nur Prellungen zu. "Wir können froh sein, dass bislang nicht mehr passiert ist", findet Trainer Michael Stephan. In der Vergangenheit haben im Amateur- wie im Profibereich Kollisionen mit der Spielfeldbegrenzung schon zu deutlich schlimmeren Verletzungen geführt.

Der Baseballplatz im Sportpark Eglfing, eigentlich einer der schönsten und modernsten Süddeutschlands, weist eine Sicherheitslücke auf: Über eine Breite von etwa 80 Metern fehlt der so genannte warning track. Dahinter verbirgt sich nichts weiter als ein Sand- statt eines Rasenbodens. Dieser soll einen Spieler, der sich anschickt, mit einem spektakulären Fang einen Homerun zu verhindern, quasi über die Fußsohlen mitteilen, dass er nun besser abbremsen sollte. Auch die farbliche Abgrenzung soll Spielern helfen, aus dem Augenwinkel zu erahnen, wo sie sich befinden. In der Regel beginnt der Streifen etwa vier Meter vor dem Zaun oder der Wand.

Nun wurde der Schutz zur Pflicht: Der Deutsche Baseball- und Softballverband (DBV) hat den Bau der Warnstreifen zur Voraussetzung für die Erteilung einer Lizenz erhoben. Den Disciples wurde recht mulmig, als sie den Kostenvoranschlag lasen: 50 000 Euro würde es kosten, die Erde ab- und einen neuen Belag aufzutragen. Das Feld gehört der Gemeinde, doch der Gemeinderat war lange Zeit skeptisch, ob diese Investition wirklich nötig sei. Am Dienstagabend konnten die Baseballer erleichtert aufatmen: Der Rat sprach sich für den Umbau aus. Ein Nein hätte das Bundesliga-Aus für die Disciples bedeutet.

Wenn der Blick nach oben geht, steigt das Unfallrisiko: Cedric Bassel hat bei den Haar Disciples schon Glück gehabt, als er in den Zaun prallte. (Foto: Claus Schunk)

Die Entscheidung fiel letztlich sogar einstimmig. Doch die Disciples hatten viel Überzeugungsarbeit leisten müssen. Denn dafür, dass es sich im Wortsinn um den Rand einer Randsportart handelt, stand doch eine hohe Summe im Raum. So hatte es zunächst auch Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) gesehen. "Wir haben dann am vergangenen Freitag bei der Bürgermeisterin vorgesprochen", sagt der Disciples-Vorsitzende Anton Heiß. Sein Verein stellt ja die einzigen Bundesliga-Mannschaften der Gemeinde (auch das Softball-Team ist erstklassig), noch hilfreicher sei jedoch gewesen, dass der Verein viel Jugendarbeit betreibe, Trainer ausbilde und 15 Mannschaften im Spielbetrieb habe.

Nun können die Disciples beruhigt für die kommende Saison planen. Hinter vorgehaltener Hand ist allerdings auch zu hören, dass es dem Verband mit der neuen Regelung möglicherweise nicht allein um die Gesundheit der Spieler geht - sondern um den Ausbau der sporteigenen Infrastruktur auf Kosten der Vereine und der jeweiligen Gemeinde. Zumal in Zeiten, in denen die Mitgliederzahlen sinken. Dafür sprechen auch Überlegungen innerhalb des Verbands, wonach bald Flutlichtanlagen verpflichtend sein sollen, um besser vermarktbare Abendspiele abhalten zu können. In der Haarer Gemeinderatssitzung war schon zu hören, dass es hierfür so schnell keine Bewilligung geben würde.

Die Bundesspielordnung des DBV sieht übrigens vor, dass auch alle Zweitligisten bis zum Jahr 2016 einen warning track gebaut haben müssen. Dies könnte dann zum Beispiel die gerade in die zweite Liga aufgestiegenen München Caribes treffen. Vermieter des Platzes im Oberwiesenfeld ist die TU München. Ein Zuschuss der Universität dürfte unwahrscheinlich sein. Die Mitglieder der Caribes müssten den Warnstreifen wohl selbst bezahlen. Und würden ihn, um Kosten zu drücken, vermutlich selber ausheben.

© SZ vom 27.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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