Auszeichnung für das Lebenswerk:Arbeit für alle Generationen

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Heinrich Klug kümmert sich seit 40 Jahren darum, Kinder und Jugendliche für Klassik zu begeistern

Von Sabine Reithmaier

Heinrich Klug versteht es, sein Publikum zu unterhalten. Wenige Minuten, nachdem er auf der Bühne stand, sangen die Tassilo-Gäste mit ihm "Guten Abend, gute Nacht". Eigentlich wollte der ehemalige Solocellist der Münchner Philharmoniker nur vorführen, wie sich Kinder- von Erwachsenenkonzerten unterscheiden, nämlich durchs Mitmachen. Aber er bewies damit auch ganz nebenbei, wie richtig die Entscheidung der Tassilo-Jury war, dem zwar pensionierten, aber dennoch weiter hoch aktiven Konzertmeister anlässlich seines 40-jährigen musikpädagogischen Engagements mit dem Tassilo-Ehrenpreis auszuzeichnen.

Philharmoniker müssen keine Philantropen sein und erst recht keine pädagogische Ambitionen haben: Wer ernste Musik interpretiert, wendet sich damit in der Regel an ein interessiertes und konzentriertes Publikum, das im Wesentlichen aus älteren Bürgern besteht. Heinrich Klug aber lag und liegt es am Herzen, Kinder für die Klassik zu begeistern.

Der Solocellist betrat vor 40 Jahren Neuland, als er in der Bücherei des Gautinger Rathauses das erste Kinderkonzert veranstaltete. Er hatte nämlich festgestellt, dass es noch keinerlei Musikprogramm für Kinder gab. Nach dem Vorbild seines Bruders Hartmut, ebenfalls Musiker, der in Wuppertal "Sitzkissenkonzerte" für Kinder veranstaltete, organisierte er 1976 ein erstes Kinderkonzert in der Bücherei des Gautinger Rathauses. Im Jahr darauf übernahm er Leitung und Moderation bei den Kinderkonzerten der Münchner Philharmoniker, die der 81-Jährige bis heute leidenschaftlich leitet.

Wenig später rief er bei den Münchner Philharmonikern eine Serie ins Leben, deren Erfolgsbilanz beispiellos sein dürfte: Heinrich Klug leitete und moderierte bislang an die 800 Kinderkonzerte, die fast immer ausverkauft sind. Als Erzähler und Entertainer fasziniert er sein junges Publikum für Haydn oder Vivaldi und bindet es pädagogisch geschickt in Bühnenhandlungen ein: Er lässt die Kinder mitspielen und mitsingen, wenn Philharmoniker mit hochbegabten "Jugend musiziert"-Preisträgern auftreten.

Klug ist es so nicht nur gelungen, das Publikum bei seinen und weiteren klassischen Konzerten nachhaltig zu verjüngen, den "Silbersee", das überwiegend ältere Philharmonie-Publikum, etwas aufzulockern, wie er es nannte. Außerdem ist er sich sicher, dass es zukünftige Konzertbesucher nur dann geben wird, wenn sie von klein auf einen Bezug zur Musik haben.

Der 81-Jährige hat auch großen Anteil an der Entdeckung hochkarätiger Talente: Julia Fischer, Herbert Schuch und Jörg Widmann konnten erstmals in seinen Kinderkonzerten vor einem größeren Zuhörerkreis glänzen, die elfjährige Clara Shen aus Puchheim, mit der er in Krailling auftrat, könnte bald zum Star werden. Die Brücke vom passiven zum aktiven Konzertteilnehmer schlägt Klug zudem mit dem von ihm gegründete Abonnentenorchester der Münchner Philharmoniker, in dem Laien mit seinen ehemaligen Orchesterkollegen musizieren.

© SZ vom 13.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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