Aufstiegs-Spiele zur 3. Liga:Hachinger Heiterkeit

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Die SpVgg schlägt Elversberg vor 8000 Zuschauern nach anfänglichen Problemen 3:0 und schafft sich eine glänzende Ausgangsposition fürs Rückspiel.

Von Christoph Leischwitz , Unterhaching

"Da haben sie uns ein bisschen überrascht mit ihrer Fünferkette, sie haben uns spielen lassen": Jim-Patrick Müller agierte zunächst eher verhalten, ehe er die Hachinger in der 59. Minute mit dem Führungstreffer erlöste. Danach überraschte Müller Elversberg ein bisschen mit ekstatischem Jubel. (Foto: Claus Schunk)

Marco Kehl-Gomez schien schon nach einer guten Stunde recht erschöpft zu sein, doch nach dem Schlusspfiff rang sich der Defensivspieler der SV Elversberg noch einmal zu einem Kraftakt durch. Auf dem Weg in die Kabine schlug er mit der flachen Hand gegen eine Glastür, dann trat er mit dem Stollenschuh energisch in einen Stapel Wasserkästen. Die Flaschen, glücklicherweise aus Plastik, flogen umher. Gomez' Aufgabe war es gewesen, den vermeintlichen Dreh- und Angelpunkt der SpVgg Unterhaching, Sascha Bigalke, in Manndeckung zu nehmen. Über weite Strecken war ihm das gegen den ehemaligen Bundesligaspieler auch gelungen. Doch am Sonntagnachmittag zeigte sich, dass Unterhaching eben nicht allein vom Ex-Bundesligaspieler Bigalke abhängig ist, auch nicht vom Torschützenkönig der Regionalliga, Stephan Hain, der diesmal nicht traf und auch nur wenige Chancen hatte. Trotzdem gewann die SpVgg das Relegationsspiel gegen die Saarländer mit 3:0 - und ist mit diesem Vorsprung drauf und dran, den Amateurfußball nach zwei Jahren wieder zu verlassen.

Rund um das Stadion herrschte Chaos am Sonntagnachmittag. Schon lange waren nicht mehr so viele Zuschauer in den Hachinger Sportpark gekommen, die Parkplätze waren früh überfüllt, zum Anpfiff saßen noch lange nicht alle der 8000 Zuschauer auf ihren Plätzen. Auch die Gastronomie war offensichtlich überfordert, lange Schlangen bildeten sich vor den Verkaufsständen. Auf dem Rasen allerdings herrschte zu Beginn der Partie Ordnung. "Da haben sie uns ein bisschen überrascht mit ihrer Fünferkette, sie haben uns spielen lassen", sagte Jim-Patrick Müller.

Schromms Mannschaft wirkte in der ersten Halbzeit nervös, machte viele Fehler im Spiel nach vorne

Aber eigentlich ist das ja etwas, was die Hachinger aus der Liga gut kennen: Gegner, die den Fokus vor allem auf die Defensive legen. Man habe sich lange schwergetan, fand auch Trainer Claus Schromm. Und weil Elversberg auch zu gefährlichen Standardsituationen kam, habe er mit dem "0:0 zur Halbzeit super leben" können. Seine Mannschaft sei zwischenzeitlich "ein bisschen unruhig geworden", gab der Trainer zu. Ungewöhnlich viele Fehlpässe hatten das Spiel nach vorne geprägt.

Die zweite Halbzeit allerdings war ein Spiegelbild der gesamten, erfolgreichen Saison, in der Unterhaching mit 20 Punkten Vorsprung Meister geworden war. Schon seit der Vorbereitung im vergangenen Sommer hatte Schromm von den Laktatwerten seiner Spieler geschwärmt, und oft genug spielte die Mannschaft ihre konditionelle Überlegenheit in der Schlussphase einer Partie aus. Diesmal dauerte es ein wenig länger als sonst, das Ergebnis war aber dasselbe. "Wir haben uns permanent gepusht", sagte Müller später mit heiserer Stimme. Müller, der eine äußerst überschaubare erste Halbzeit gespielt hatte, wechselte sich nach der Pause mit anderen Mitspielern im Sturm ab, um für Stürmer Hain Lücken zu reißen - dann traf er selbst in Mittelstürmer-Manier zur Führung (59.). "Sie haben Sascha und Stephan natürlich extrem zugestellt, und wir haben gesagt, dann kommt es auf uns Außenspieler an", so Müller. Dass ausgerechnet Bigalke zum 2:0 traf, war mehr oder weniger Zufall: Nach einem Pass durch die Mitte standen gleich drei Hachinger frei vor dem Tor. Die Kräfte schwanden merklich beim Gegner, Verteidiger Maximilian Nicu meinte später, am Ende habe man sich "den Gegner ein bisschen zurechtlegen können". Und dabei war noch ein Plan aufgegangen: Thomas Steinherr, nach einer Fersenfraktur gerade erst in den Kader zurückgekehrt, wurde in der 69. Minute eingewechselt, durfte sich gegen erschöpfte Elversberger mal wieder richtig austoben und erzielte dann auch noch das dritte Tor (74.).

"Für das Wetter können wir in Haching nix. Aber sicherlich waren die Jungs nicht traurig, dass es heute so warm war", sagte Schromm. Das Wetter hatte seinem Team und seiner Taktik in die Karten gespielt, auch aufgrund der Tatsache, dass Elversberg erst am Donnerstag im Landespokal-Finale spielen musste (und 2:3 verlor). Dass sich irgendwann Räume ergeben würden, "das war dann auch der Plan", so Schromm. Es war lange nicht alles nach Plan gelaufen. Und doch ist er gegen Ende dieses Hinspiels perfekt aufgegangen. Schromms abschließende Worte: "Hoffentlich ist am Mittwoch auch schönes Wetter." Es dürfte für Elversberg jedenfalls sehr schwer werden, den Hachingern noch die Heiterkeit zu nehmen.

© SZ vom 29.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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