2. Tennis-Bundesliga:Treffpunkt Tennisplatz

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Drei Teams in der Bundesliga: Präsident Bernard Eßmann will den TC Großhesselohe in eine rosige Zukunft führen

Von Ralf Tögel, Pullach

An so einem Plätzchen kann man es aushalten. Die Bäume spenden angenehmen Schatten, viel Grün um einen herum, der aufmerksame Ober erkundigt sich mehrmals nach dem Befinden und huscht bei Bedarf umgehend mit Kaltgetränken herbei. Da stört nicht einmal das Ploppen und Stöhnen von nebenan. Wie sollte es auch, denn trotz der angenehmen Örtlichkeit geht es beim TC Großhesselohe bekanntlich in erster Linie: um Tennis. Genauer gesagt um Tennis von außergewöhnlicher Güte für die bayerische Landeshauptstadt, denn der Klub im Münchner Süden ist der traditionell beste weit und breit. Zwar ist der MTTC Iphitos nach dem Aufstieg ebenfalls in der zweiten Bundesliga vertreten, der kann dem Konkurrenten aber nur noch in Sachen Tradition das Wasser reichen. Sportlich ist der TC Großhesselohe seit Jahren das Maß der Dinge.

Auch in der laufenden Spielrunde, denn während der TCG als Zweiter vor dem letzten Spieltag sogar noch theoretisch Meister werden kann, muss sich Iphitos, das abgeschlagen am Tabellenende steht, wohl mit der umgehenden Rückkehr in die Regionalliga abfinden. Doch der TCG will gar nicht in die deutsche Tennis-Elite aufsteigen, noch nicht. Sie haben schon einiges geändert beim noblen Verein in Pullach, seit Bernard Eßmann das Ruder in der Hand hält. Das Klubhaus wurde aufgehübscht, die Terrasse saniert und erweitert, um den Bereich, an dem Eßmann nun sitzt und entspannt plaudert. Es gibt eine neue Brauerei, die Geschäftsstelle wurde erneuert, die Plätze und Umkleiden saniert. Im Winter wird eine neue Traglufthalle über zwei Plätzen stehen. Aber auch virtuell ist der Klub attraktiver geworden, das Online-Portal für Hallen-Buchungen verdient nun diesen Namen, der Internet-Auftritt ist überarbeitet. Der Klub hat einen Talentpool ins Leben gerufen, was in der Summe vor allem eines bewirken soll. "Wir wollen attraktiv werden für neue Mitglieder und neue Sponsoren", erklärt Eßmann. Er will den TCG in eine neue Ära führen.

Wayne Odesnik, als Wiederholungstäter bis 2030 gesperrt, bleibt eine Anekdote in der Vereinshistorie. (Foto: imago)

Was nicht bedeuten soll, dass die alte unter dem jetzigen Ehrenpräsidenten Leo Benz nicht erfolgreich gewesen sei - das ist Eßmann wichtig zu erwähnen. Benz, der nach wie vor ein gern gesehener Gast bei den Heimspielen ist und auch diesmal ganz in Weiß über die Anlage schlendert, hat viel zu tun, all die Bekannten zu begrüßen. Nicht zuletzt als solventer Sympathisant ist der "Realitätenbesitzer", so steht es auf seiner Visitenkarte, nach wie vor wichtig für den Klub. Leo Benz, der gerne einen hintersinnigen Humor pflegt, weiß das. Der Leo-Benz-Court, so heißt der Hauptplatz der 16 Courts umfassenden Anlage, dokumentiert das.

Benz hatte sich in seiner langen Schaffenszeit vor allem der ersten Männermannschaft verschrieben, wollte stets die Zuschauer mit Tennis auf Challenger-Niveau unterhalten. Mit teils spektakulären Akteuren, wie dem Top-100-Spieler Wayne Odesnik. Was Benz nicht wusste: Der Amerikaner war wegen einer Doper-Vergangenheit in der Szene geächtet. Nach Widerstand aus dem Verein verzichtete Benz auf dessen Einsatz, was bleibt, ist eine unterhaltsame Anekdote in der Vereinshistorie.

Die Vereinshistorie will Bernard Eßmann fortan prägen. (Foto: Claus Schunk)

Seit Eßmann die Leitung in die Hände von Christopher Kas gelegt hat, ist derlei Folklore undenkbar. Kas ist nicht nur Trainer der deutschen Spitzenspielerin Sabine Lisicki und damit ständig auf der ATP-Tour unterwegs, er war bis vor kurzem selbst ein Doppelspieler allererster Güte. Daher ist Kas ausgesprochen gut vernetzt, er kennt die Szene von innen, er weiß, ob ein Spieler seine Weltranglistenpunkte nur bei unbedeutenden Turnieren in China gesammelt hat, er kennt die meisten Akteure. Wie gut, ist aktuell zu sehen, nach dem Klassenerhalt am grünen Tisch im vergangenen Jahr ist der TCG plötzlich Meisterschaftsanwärter. In den vergangenen beiden Spielen verzichtete Kas bis auf den Finnen Micke Kontinen und das österreichische Talent Lucas Miedler auf Ausländer. Vor Erfolg blieb das Team dennoch nur teilweise verschont, dem Sieg in Uttenreuth folgte eine unglückliche Heimniederlage gegen Pforzheim. Der Aufstieg ist kein Thema, doch Eßmann schließt ihn nicht so kategorisch aus wie sein Vorgänger.

Das sei auch gar nicht "so viel teurer", erklärt er, in der ersten Bundesliga bestehen die Mannschaften nur aus vier Spielern, nicht aus sechs wie in der zweiten. Eßmann kann entspannt in die Zukunft blicken, trotz einiger aktueller Herausforderungen. Denn die Herren 30 haben wie auch die Damen den Aufstieg geschafft, damit wären drei Mannschaften in der ersten oder zweiten Bundesliga - demnächst stehen Sponsorengespräche an. Dass die Herren 30 in der ersten Liga spielen werden, ist nahezu sicher. Allein aus Identifikationsgründen ist es dem Präsidenten wichtig "dass sie aufsteigen". Spieler wie Thomas Schießling, der seit mehr als einem Jahrzehnt für den TCG spielt wechselte von den Männern zu den Senioren, Sympathieträger wie Marcel Zimmermann kämen ebenfalls dafür in Frage. Zudem ist diese Liga äußerst attraktiv, was nicht zuletzt an Spielern wie Nicolas Kiefer liegt. Die Frauen könnten wie die Männer zweite Liga spielen, eine Frage des Geldes. Da die Mannschaft von einem Namenssponsor finanziert wird, ist auch das sehr gut möglich. "So lange er da ist", sagt Eßmann, sehe er keinerlei Grund, "das zu stoppen".

Trotz der rosigen Aussichten sieht sich Eßmann noch längst nicht am Ziel: "Ich will den Klub so bauen, dass er nicht von Einzelpersonen abhängig ist", sagt der Präsident, was bedeutet, die Sponsorenlandschaft weiter zu verbreitern. Eßmann hat eine Vision: "Wir wollen für Tennis mit Anspruch stehen", Schnickschnack wie ein Fitnesscontainer oder Beachvolleyballfelder passen nicht in dieses Konzept. Eßmann will einen Treffpunkt zum Tennisspielen mit ordentlicher Gastronomie für ein anspruchsvolles Publikum schaffen. "Wer hier wohnt", so stellt sich Eßmann das in Zukunft vor, der müsse denken, "dass es sich einfach gehört, beim TC Großhesselohe Mitglied zu sein."

© SZ vom 06.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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