3. Liga Fußball:Ganz weit weg von Osnabrück

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Riesenfreude: Sascha Bigalke (li.) und Thomas Steinherr, beide nur knapp 1,70Meter groß, leichtfüßig, spielfreudig und dribbelstark, haben gemeinsam viel Spaß beim 4:0-Sieg gegen den SV Meppen. (Foto: Claus Schunk)

Die SpVgg Unterhaching nutzt es geschickt aus, dass Gegner Meppen in Gedanken noch bei einem ganz anderen Spiel weilt. Nach forschem Beginn heißt es am Ende 4:0.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Es lief bereits die Nachspielzeit im Sportpark, die Aufregung des Nachmittags hatte sich längst gelegt, zu klar war die Angelegenheit. Schließlich führten die Gastgeber gegen Mitaufsteiger SV Meppen mit 4:0 (2:0) Toren. Manfred Schwabl lehnte entspannt am Zaun neben der Reservebank der SpVgg Unterhaching, der Klubpräsident ließ sich von einzelnen Anhängern auf die Schulter klopfen und konnte seinen Stolz über die Darbietung der Mannschaft kaum verbergen. "Da stehen jetzt sieben Jungs auf dem Platz, die aus unserem eigenen Nachwuchsleistungszentrum kommen", sagte Schwabl. "Das muss man immer im Hinterkopf haben."

30 Meter marschiert Bigalke aufs Tor zu - es wird sein dritter Assist nach dem Treffer zum 1:0

Es ist in der Tat bemerkenswert, wie weit der Drittliganeuling bereits ist. Andere Mannschaften mit diesem geringen Durchschnittsalter hätten jene Rückschläge, die den Rot-Blauen in der englischen Woche widerfuhren, vermutlich nicht so locker weggesteckt: Zunächst hatten sie vor einer Woche eine bitterböse 1:4-Heimpleite gegen die SG Sonnenhof Großaspach eingesteckt, dann verletzte sich im Abschlusstraining vor dem Mittwoch-Spiel bei Rot-Weiß Erfurt Mittelfeldstabilisator Dominik Stahl schwer am Sprunggelenk; er fällt sechs Wochen aus. Beim Gastspiel in Thüringen musste dann auch noch Ulrich Taffertshofer vorzeitig raus, der nächste Routinier. Dennoch rehabilitierte sich die SpVgg für die Großaspach-Pleite und gewann 2:0. Vor dem Meppen-Spiel hatte sich nun Kapitän Josef Welzmüller (muskuläre Probleme) verletzt abgemeldet, der Gegner kam zudem emotional gestärkt durch einen 1:0-Erfolg im ersten Derby gegen Osnabrück seit 17 Jahren. Doch genau dieses Resultat sollte zu einem Schlüssel für den Hachinger Sieg werden, wie SpVgg-Trainer Claus Schromm nach der Partie ausführte: "Das wäre so, als wenn wir erstmals nach 17 Jahren gegen Sechzig gewinnen würden, bei Flutlicht an einem Mittwochabend. Da wäre Meppen für uns auch ganz weit weg gewesen." Und genau so - nur eben umgekehrt - erging es den Emsländern: Sie wussten offenkundig wenig anzufangen mit der eher spartanischen Atmosphäre im Sportpark und dem von Beginn an aggressiven Offensivspiel der Gastgeber. "So war die Ansage an die Jungs: Schnell dranbleiben und versuchen, den Willen des SV Meppen zu brechen, damit die körperliche und mentale Müdigkeit beim Gegner möglichst rasch zutage tritt."

Die Strategie ging auf. Nachdem Haching die weit gereisten Nordlichter eine Viertelstunde lang bearbeitet hatte, schoss zunächst Torjäger Stephan Hain seinen Kollegen Thomas Steinherr an, den Abpraller holte sich Max Dombrowka, dessen Flanke von der linken Seite durch Sascha Bigalke in zentraler Position per Volleyschuss veredelt wurde - 1:0 (16.). Haching marschierte weiter, Bigalke chippte den Ball über die Meppener Abwehrkette hinweg in den Lauf von Dombrowka, der alle Gegner stehen ließ und mit einem beherzten Schuss in den linken oberen Winkel abschloss - 2:0 (25.). Steinherr (35.) und der erst 19 Jahre alte Orestis Kiomourtzoglou (43.), der Stahl erneut hervorragend vertrat, ließen Chancen zu weiteren Toren vor der Pause aus.

Angesichts der komfortablen Führung konnte es sich Coach Schromm leisten, den weiterhin angeschlagenen Taffertshofer, 25, bei Halbzeit auszuwechseln und durch den 18-jährigen Tim Schels zu ersetzen, dem Spielfluss tat das keinen Abbruch. Nach einem heftigen Foul von Meppens Jovan Vidovic an Steinherr bediente Bigalke per Freistoß von der rechten Strafraumgrenze den völlig freistehenden Stephan Hain, der per Kopf sein achtes Saisontor erzielte (50.).

Erst jetzt nahmen die Hachinger etwas den Gang heraus, prompt kam der SVM zu einigen Chancen, das Resultat angenehmer zu gestalten, doch Benjamin Girth (62./63.) und Martin Wagner (74./80.) scheiterten entweder an Torwart Korbinian Müller, der Querlatte oder sie zielten vorbei. Dann kam noch einmal die SpVgg, der eingewechselte Vitalij Lux leitete einen Konter selbst ein, Bigalke marschierte 30 Meter aufs Meppener Tor zu, bediente dann wieder Lux und jener traf aus spitzem Winkel zum abschließenden 4:0 (85.) - Bigalkes dritter Assist nach seinem eigenen Treffer zum 1:0.

"Unser Ziel ist es, die Liga zu halten. Wenn es so weiter geht, könnte das früh der Fall sein."

Max Dombrowka freute sich darüber, dass sein Team zum zweiten Mal nacheinander zu null spielte: "An der Verteidigung hat es zu Saisonbeginn gehapert, Tore machen wir immer", sagte der Außenverteidiger. Präsident Schwabl stimmte zu: "Am Beginn der Saison waren wir in der Abwehr zu fahrlässig, da hat sich die Mannschaft jetzt gefangen." Trainer Schromm zog nach zehn Spieltagen eine erste Zwischenbilanz: "Wir können total zufrieden sein, unser Ziel ist es, die Liga zu halten. Und wenn das so weiter geht, könnte das richtig früh der Fall sein." Das wäre ganz im Sinne des Vereins, führte der Trainer weiter aus. "Dann könnten wir zeitig in die Planungen einsteigen und dann eventuell im nächsten Jahr den nächsten Step machen." Aber eines sei auch klar: "Wir haben 16 Punkte, und mit 16 Punkten steigt man ab."

© SZ vom 25.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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