Sport:Saubere Landung

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Frank Grob,55, ist ehemaliger Leistungsturner, studierter Gymnasiallehrer und Fachleiter für Geräteturnen, Bewegungskünste und Trampolinspringen. (Foto: oh)

Beim Trampolinspringen trainiert man Kraft, Ausdauer und Koordination - doch die Technik sollte stimmen, um Verletzungen zu vermeiden

Interview von Katharina Hamel, München

Der ehemalige Leistungsturner und TU-Fachleiter Frank Grob über Gefahren und Nutzen des Trampolinsports.

SZ: Beim Trampolinspringen kommen Hunderte Muskeln zum Einsatz. Welche Körperteile trainiert man besonders?

Frank Grob: Trampolinspringer beanspruchen vor allem ihre Beine und Oberschenkel. Aber auch die Rumpfmuskulatur wird gestärkt, denn der Rumpf muss jeden Sprung abfedern, um die Wirbelsäule, die Bandscheiben und den Rücken zu schonen.

Welche Fähigkeiten erlernt man als Trampolinspringer noch?

Die Sportler können auf dem Trampolin hervorragend koordinative Fähigkeiten üben. Beim Absprung, in der Luft und bei Drehungen müssen sie immer ihr Gleichgewicht halten, um den Sprung vernünftig aufs Tuch zu bringen. Außerdem trainieren sie ihre Orientierung. Schon beim einfachen Strecksprung muss der Sportler abschätzen, wie hoch er springt und wann der Boden wiederkommt. Bei Drehungen, Schrauben und Saltos wird das dann immer anspruchsvoller.

Inwiefern eignet sich das Trampolin, um sich fit zu halten?

Wer minutenlang auf und ab springt, macht neben einem Kraft- natürlich auch ein Ausdauertraining. Die Sprungzeiten sollte der Sportler aber nur langsam und kontinuierlich steigern. Denn je länger er springt, desto schwächer werden seine Muskeln. Dann werden die Absprünge und Landungen unsauber und das Verletzungsrisiko steigt.

Welche typischen Verletzungen passieren denn im Trampolinsport?

Wenn der Springer schief landet, verliert er oft sein Gleichgewicht und kippt nach vorne oder hinten. Wer stürzt, versucht sich oft instinktiv mit gestreckten Armen auf dem Tuch abzufangen. Dabei kann man sich Handgelenke, Ellenbogen und die Schulter verletzen. Bei Vorwärtssaltos passiert es anfangs auch, dass Sportler ihr Gesicht in die Knie rammen, wenn sie in der Hocke oder im Sitz landen. Und wenn man beim Salto nicht weit genug dreht, besteht die Gefahr, auf dem Kopf oder dem Genick zu landen.

Wer sollte besser aufs Trampolinspringen verzichten?

Wer Knieprobleme hat, muss gewaltig aufpassen und klein anfangen, zum Beispiel erst mal nur wenige Strecksprünge absolvieren. Auf gar keinen Fall sollte er hohe Sprünge machen. Auch Leute mit Rückenproblemen müssen vorsichtig sein. Sie sollten erst mal Stabilisationsübungen ohne das Gerät machen und vor allem die richtige Technik bei der Landung lernen.

Trampolinspringen wird oft als Kindersport abgetan. Ist das auch was für ältere Menschen?

Bei Turnwettkämpfen springen durchaus Senioren mit. Wenn man noch nie mit solchen Bewegungen zu tun hatte, steigt im Alter natürlich die Gefahr zu stürzen. Auch Saltos sind im Alter nicht mehr für jedermann geeignet. Aber normale Sprünge wie Hocke, Grätsche oder Drehungen können auch Senioren bewältigen.

Viele Leute behaupten, man benötigt fürs Trampolinspringen keine Vorkenntnisse. Wie sehen Sie das?

Natürlich kann sich jeder auf ein Trampolin stellen und hüpfen. Aber es geht ja auch darum, die richtige Technik anzuwenden, um Unfälle und Verletzungen zu vermeiden. Deshalb bin ich ein bisschen skeptisch, wenn die Kinder in Freizeitsportanlagen einfach wild herumspringen. Um wenigstens den technisch richtigen Strecksprung zu lernen, der allen anderen Sprüngen zugrunde liegt, wäre eine gewisse Anleitung sinnvoll.

© SZ vom 29.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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