Sport:Godzilla vs. Spongebob

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Überraschend holte Fidschi im Spiel gegen Großbritannien 2016 den Olympiatitel im Rugby. Das Team tritt nun in München wieder an. (Foto: Moritz Müller/Imago)

Rugbyfans aus aller Welt fiebern Oktoberfest 7s entgegen

Von Sebastian Winter, München

Godzilla, Schneewittchen, Spongebob: Viele Rugbyfans haben einen Verkleidungs-Fimmel. Das größte Trachtenfest der Welt dürfte demzufolge in diesem Jahr ziemlich schrill werden - und bunt. Denn zu den "Oktoberfest 7s" erwarten die Veranstalter am 29. und 30. September im Olympiastadion (und in den Bierzelten) etwa 35 000 Zuschauer. Australier, Engländer sowieso, aber auch Südafrikaner und Fidschianer. Im Inselparadies ist Rugby Nationalsport, und das nicht erst, seit die Männer vor einem Jahr bei den Olympischen Spielen in Rio Gold gewannen.

Der zweitägige Einladungs-Wettkampf, der das letzte Wiesn-Wochenende einleitet, dürfte laut den Organisatoren das bislang größte Rugby-Turnier auf deutschem Boden sein - das sportlich wertvollste sind die Oktoberfest 7s in jedem Fall. Denn in München messen sich zwölf der besten Nationalmannschaften. England scheiterte erst im Olympiafinale an Fidschi, Südafrika gewann Bronze und ist aktuell Sieger der Weltserie, in der sich die Top 15 des Planeten messen. Frankreich, Australien und Argentinien gehören auch zu diesem illustren Zirkel - im Gegensatz zu Außenseiter Deutschland, das sich noch nie für die Weltserie qualifiziert hat, aber nicht mehr weit entfernt ist von diesem elitären Kreis.

Gespielt wird, daher der Name Oktoberfest 7s, das extrem schnelle Siebener-Rugby, das seit 2008 olympisch ist. Je sieben Spieler stehen sich gegenüber, die Duelle dauern zweimal sieben Minuten, das Finale zweimal zehn Minuten. In dieser kurzen Zeit erleben die Zuschauer eine Mischung aus American Football, Fußball und Ringkampf. Ziel ist es, den gut 400 Gramm leichten, ovalen Rugbyball möglichst oft in der gegnerischen Endzone unterzubringen oder über die Querlatte des h-förmigen Tores zu schießen.

Während in Hongkong, Kapstadt, Las Vegas oder London bis zu 80 000 Zuschauer zur Rugby-Weltserie in die Stadien strömen, kämpft der Sport in Deutschland nach wie vor um Anerkennung. Zu Spielen der drei Zweitligisten im Münchner Großraum, Stusta, MRFC und Unterföhring, kommen oft nur ein paar Hartgesottene. Dabei war München, was gerne vergessen wird, einst deutsche Hochburg, doch diese Zeiten liegen nun fast 100 Jahre zurück. In der Weimarer Republik kamen zu mancher Partie, übrigens auch vom FC Bayern, Tausende Fans.

Die Organisatoren um Mathias Entenmann, der das Oktoberfest 7s mit anderen Privatleuten samt niedrigem siebenstelligen Etat gestemmt hat, sehen die Stadt nun als neuen, alten Rugby-Leuchtturm - wobei noch einiges zu tun ist: Acht Tage dauert der Aufbau, auch dafür werden noch freiwillige Helfer gesucht. Nach dem Rolling-Stones-Konzert muss zudem wohl ein neuer Rasen verlegt werden.

Die Deutschen haben laut Spielplan harte Gruppengegner erwischt. Sie treffen freitags auf Argentinien (13.46 Uhr), England (16.38 Uhr) und Uganda (19.30 Uhr). Vorrunden-Höhepunkt ist am selben Abend das Duell der südafrikanischen "Blitzbokke" gegen Frankreich um 20.45 Uhr. Die Nationalteams werden übrigens mit dem Touristenbähnchen von ihrem Hotel zum Stadion gebracht. Und die Besten erwartet am Sonntagmorgen ein besonderes Schmankerl: Ein Sieger-Bankett im Bräurosl-Festzelt - für diejenigen, die dann schon wieder nüchtern sind.

© SZ vom 13.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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