Spitzentreffen:Ein Abend mit fünf Sternen

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Dreisternekoch Christian Bau (links) zu Besuch bei Jan Hartwig (zwei Sterne), Chefkoch des Atelier im Bayerischen Hof. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Jan Hartwig vom Atelier kocht mit seinem Kollegen Christian Bau

Von Franz Kotteder

Jan Hartwig hat gerade einen Lauf. "Und wannst an Lauf hast", sagte der österreichische Fußballstar Hans Krankl einst, "dann kriegst du den Ball auch mit dem Ohrwaschl eini." Ins Tor nämlich. Ganz so einfach ist es an diesem Montagabend für Hartwig auch wieder nicht, aber der Zwei-Sterne-Koch hat im Atelier des Bayerischen Hofs heute den Drei-Sterne-Kollegen Christian Bau an der Seite. In der lockeren Reihe "Jan Hartwig meets . . .", bei der er zusammen mit einem befreundeten Kollegen ein opulentes Menü kocht, ist heute eben Bau vom Restaurant Victor's Fine Dining des Schlosshotels Berg im saarländischen Dreiländereck an der Reihe.

Hartwig erzählt, dass er sich nach seiner Bundeswehrzeit gleich bei dem elf Jahre älteren Bau um eine Stelle beworben habe, dann aber nicht genommen wurde. Das hat weder Hartwig noch der Freundschaft geschadet, denn Hartwig hat heute selbst zwei Sterne, und an diesem Montagabend wird bekannt, dass er nun erstmals auch 18 von 20 möglichen Punkten im Gourmetführer Gault & Millau bekommen hat und als "Aufsteiger des Jahres" für Bayern ausgezeichnet wird. Erst im Sommer kürten ihn seine Chefkoch Kollegen für das Branchen-Magazin Chef-Sache zum "Nationalheld" und die Gourmetzeitschrift Feinschmecker erwählte ihn unlängst als "Koch des Jahres". Auch Christian Bau ist voll des Lobes für seinen Freund: "Ich halte ihn für das größte Talent, das wir haben", sagt er, "ich habe noch nie besser gegessen in Deutschland als bei ihm."

Was in acht Gängen (nebst ein paar Vorspielen) für Stammgäste und ein paar Kollegen auf den Tisch kommt, stammt je zur Hälfte von Hartwig und Bau, der aus seiner Küchenbrigade gleich sieben Köche mitgebracht hat. Das Ergebnis - Gerichte der asiatisch angehauchten Moderne - begeistert die Gäste, zum Beispiel, weil die verschiedenen Geschmacksnuancen stets fein austariert sind. Beeindruckend auch, wie Hartwig auf all die durchaus gehaltvollen Köstlichkeiten von Gelbschwanzmakrele über Lachs, Hummer, Kalbsbries und Taube bis zum japanischen Rind noch ein entspannendes, luftig-leichtes "Sorbet vom roten Shiso" setzt. Das ist große Küchenkunst. Darüber freut sich Innegrit Volkhardt, die Hotelchefin. Und bestimmt noch mehr über die Einschätzung von Christian Bau: "Was hier im Hause läuft, ist eine ganz große Nummer!"

© SZ vom 16.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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