Seniorenresidenz in Harlaching:Erbitterter Streit um ein Altenheim

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Der Streit um die Zukunft der insolventen Seniorenresidenz in Harlaching wird immer erbitterter (Symbolbild). (Foto: dpa)

Die Seniorenresidenz in Harlaching ist insolvent. Der Insolvenzverwalter sieht gute Chancen für eine Sanierung, doch ein Teil der Eigentümer will offenbar die Schließung. Um das Haus in bester Lage am Isarhochufer zu verkaufen. Die Bewohner müssten dann umziehen.

Von Stefan Mühleisen

Wegen schwerer Verwerfungen unter den Eigentümern ist die Zukunft der Seniorenresidenz in Harlaching gefährdet. Die Einrichtung ist bereits seit November insolvent. Der Insolvenzverwalter Stefan Oppermann sieht gute Chancen für ihre Sanierung und hat dabei auch einen Teil der Eigentümer hinter sich.

Doch eine Gruppe von Gesellschaftern versucht nach Informationen der Süddeutschen Zeitung offenbar, die Schließung des Altenheims zu erwirken. Das mutmaßliche Ziel: Das Grundstück in Bestlage am Isarhochufer soll zum Verkauf freigegeben werden. Im schlimmsten Fall droht den 174 Bewohnern womöglich die Umsiedlung in andere Seniorenheime.

Die gemeinnützige Betreibergesellschaft des Altenheims, die Senioren-Residenzen-Verwaltungs-GmbH (SRM), war im Zuge einer jahrelangen Sanierung des Gebäudes aus den 60er Jahren in die Insolvenz geschlittert. Nach Angaben von SRM-Geschäftsführer Bernd Müller kam es zu Verzögerungen; die Belegung sei zeitweise auf 60 Prozent gesunken. Die SRM konnte nach Müllers Worten die Miete an die Vermietergesellschaft (VMG) nicht mehr bedienen.

Erbitterter Streit

Es entbrannte unter den 120 Gesellschaftern - sie sind gleichzeitig Eigentümer - ein Streit, der bis heute anhält: "Die Entscheidung, ob die Eigentümer die Mietausfälle übernehmen, wird seit anderthalb Jahren hin- und hergeschoben", beschreibt Heimleiter Rudi Spatschek die Auseinandersetzung. Am 1. August 2012 reichte die SRM beim Amtsgericht München den Insolvenzantrag ein, das Verfahren wurde am 6. November eröffnet; der Schuldenstand beträgt laut Insolvenzverwalter Oppermann etwa zwei Millionen Euro.

Nach seiner Einschätzung ist die Konsolidierung jedoch auf einem guten Weg. "Der laufende Geschäftsbetrieb ist gesichert", etwa 80 Prozent der Miete würden gezahlt. Wie die Heimleitung mitteilt, liegt die Belegung im Pflegebereich bei 70, im Wohnsegment bei 87 Prozent. Allerdings müssen die Gläubiger - also die 120 Eigentümer - einem Sanierungskonzept zustimmen. Doch dies ist bisher nicht geschehen. Es werde "gestritten bis aufs Blut", sagt Oppermann.

Nach SZ-Informationen stehen sich zwei Gruppen gegenüber: Die einen wollen die Rettung der Seniorenresidenz, die offenen Forderungen stunden sowie einen Verlust in Kauf nehmen. Wie Insider berichten, gab es auf den Gesellschafter-Versammlungen dafür bisher jeweils eine dünne Mehrheit.

Unsichere Zukunft

Die andere Gruppe stellt eine Sanierung offen infrage. Einer der Eigentümer, der nach eigenen Angaben 33 Prozent Stimmanteile hält, fordert: "Bevor noch mehr Geld den Bach runtergeht, sollte geprüft werden, ob ein Verkauf nicht besser ist." Darüber sollen die Gesellschafter in ihrer nächsten Versammlung am Donnerstag, 6. Juni, einen Beschluss fassen. Auf der Tagesordnung, die der SZ vorliegt, steht eine Beschluss über die Kündigung des Mietverhältnisses sowie die Abstimmung "ob und bis zu welchem Umfang die VMG grundsätzlich bereit ist, einen Sanierungsbeitrag (. . .) zu leisten".

Findet beides eine Zweidrittelmehrheit, steht die SRM vor dem Aus - und die Bewohner womöglich vor dem Auszug. Ohne Mietvertrag müsste die SRM den Betrieb einstellen. Eine Übertragung an einen anderen Betreiber hält der Insolvenzverwalter aus "rechtlichen und wirtschaftlichen Gründen" für kaum machbar.

Eine Umsiedlung von 174 Bewohnern, 93 davon pflegebedürftig, innerhalb Münchens würde nach Expertenmeinung die gesamte Altenhilfe der Stadt vor eine große Herausforderung stellen. "Es wäre ein Kraftakt, aber möglich", sagt Münchenstift-Geschäftsführer Siegfried Benker. Insolvenzverwalter Oppermann kündigte an: "Ich werde mich im Interesse der Bewohner mit allen Mitteln für eine Fortführung des Betriebs einsetzen und mich gegen eine Kündigung wehren."

Die Heimaufsicht und das Sozialreferat sehen derzeit keinen Handlungsbedarf. Es gebe keine Hinweise auf eine drohende Schließung, heißt es von beiden Behörden. "Die Versorgung ist sichergestellt, es gibt keine Mängel", sagt ein Sprecher des Kreisverwaltungsreferats.

In München ist bisher nur ein vergleichbarer Fall bekannt: Das BRK-Altenheim am Greinerberg musste im Jahr 2003 wegen Verlusten schließen, die Bewohner in andere Heime umziehen.

© SZ vom 28.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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