Schwabinger Künstlergruppe:Es lebe die Repüblik!

Lesezeit: 2 min

In der Ursulastraße forschen die Urbanauten eine Woche lang unter dem Motto "Being Schwabing" dem Lebensgefühl des Stadtteils nach.

Franz Kotteder

Da möchte man beim Namen "Schwabing" doch gleich wieder an die damit verbundenen Begriffe "Wahnmoching" (Franziska zu Reventlow) oder "Traumstadt" (Peter Paul Althaus) denken. Denn das sind ja nun wirklich traumhafte Bedingungen für eine Künstlergruppe, wenn man einfach mal so ein Gebäude für wenig Geld zur Verfügung gestellt bekommt, um darin Kunst zu machen.

In den Galerieräumen der Repüblik ist das Thema der Woche "Being Schwabing". (Foto: Foto: Alessandra Schellnegger)

Den Urbanauten, einer Gruppe junger Künstler, Stadtplaner, Architekten und Sozialwissenschaftler, ist jetzt selbiges widerfahren. Die Münchner Domino Bau- und Handels-GmbH hatte nämlich das Anwesen Ursulastraße 6 erworben und das Architekturbüro "Be urban" gefragt, ob man dort nicht ein paar Künstler wüsste, die das Gebäude kulturell nutzen wollten, bis die Baugenehmigung für einen Neubau durch sei. "Be urban" wusste jemanden: Die Urbanauten, mit denen man immer wieder mal gemeinsame Projekte geplant hatte.

Und so kam es nun, dass im November 2009 in der Ursulastraße 6 die "Repüblik" ausgerufen werden konnte (und dort mindestens bis Ende März, wahrscheinlich aber auch noch ein paar Monate mehr, bleiben kann). Das eingeschossige Gebäude diente früher einmal als Lagerhalle, wurde später zum Architektenbüro umgebaut und beherbergte auch kurzfristig eine Galerie. Von außen erinnert es ein bisschen an eine Kindertagesstätte aus den achtziger Jahren, das Interieur hat, schon von den Farben her, etwas von einem Fernsehstudio für das Morgenmagazin eines Privatsenders.

Lego-Steine, Surfbretter und Schrottgitarren

Auf rund 500 Quadratmetern Grundfläche finden sich neun unterschiedlich geschnittene Räume, die als Galerien und für Veranstaltungen genutzt werden können. Und das werden sie nun von diesem Samstag an eine Woche lang unter dem Motto "Being Schwabing". Man will sich "als Neuzugang im Viertel" vorstellen und gleichzeitig ein paar Fragen nachgehen: Macht Schwabing kreativ? Oder machen die Kreativen Schwabing? Gibt es eine neue Boheme in Schwabing? Oder sogar ein ganz neues "Schwabing-Gefühl"?

Ob sich diese Fragen in nur einer Woche klären lassen, darf bezweifelt werden. Aber so ist das nun einmal Usus, in der "Repüblik": Künstler und Gruppen können eine bis vier Wochen lang ausstellen in den Räumen, kostenfrei, aber nach Absprache mit den Organisatoren Mark und Josephine Stabel und Marco Böhlandt. Die Stabels leiteten für die Urbanauten bereits mehrmals den Kulturstrand an der Corneliusbrücke, Böhlandt kam im vergangenen Herbst hinzu. "Grundsätzlich", sagt Böhlandt, "soll es bei der Auswahl schon demokratisch zugehen. Wir zensieren nicht, aber es muss sich natürlich um ein Projekt mit künstlerischem Anspruch handeln."

Ein Abenteuerspielplatz für Kreative, das will die "Repüblik" auf alle Fälle sein, und das sieht man den Räumlichkeiten bereits jetzt an: von einer der ersten Ausstellungen, einem Projekt mit unzähligen Lego-Steinen, sind noch eine Menge Exponate übrig, in einem großen Raum mit rotweißen Wänden findet man ein Surfbrett unter Mini-Palmen, und im Nebenraum hat jemand die "Schwabinger Krawalle" nachgestellt. Mit kaputten Gitarren und jeder Menge Schrott und Zeug.

Klar, das passt zum Wochenmotto " Being Schwabing", ist aber längst noch nicht alles. Denn neben viel Party und Spaß am Eröffnungs- und am Abschlussabend (jeweils samstags) mit Musik, Lesungen und Theater gibt es auch eine Podiumsdiskussion unter dem Titel "Altschwabing 2.0", bei dem das gerade wieder neu entdeckte Szene-Viertel Schwabing Thema sein wird. Und mit der "Nerd-Nite Munich" ist ein Geheimtipp in der "Repüblik" zu Gast: Hier halten drei Spezialisten Referate über ein etwas abseitiges Thema, in dem sie sich besonders gut auskennen - von der Spieletheorie bis zur Quadratur des Kreises etwa an diesem Donnerstag. Und das sind ja zwei Themen, die besonders gut zu einem Projekt wie der "Repüblik" passen.

© SZ vom 23.01.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: