Schrannenhalle: Feinkost statt Disko:Kulinarische Großbaustelle

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Baustellenatmosphäre in der Schrannenhalle - die Wiederöffnung des Gebäudes verzögert sich bis nach der Wiesn. Derweil reifen kulinarische Pläne: Neben Feinkost von Käfer soll es künftig weitere exquistie Angebote geben. Mit Disco und Party ist erstmal Schluss.

Astrid Becker

Die Eröffnung der Schrannenhalle wird sich bis nach dem Oktoberfest verschieben. Der Zustand der technischen Anlagen in der Halle habe sich als "viel schlimmer als erwartet" herausgestellt, sagt Hans Hammer, Vorstandsvorsitzender der neuen Halleneigentümerin, einer Tochtergesellschaft der Hammer AG. Anfang April hatte die neue Gesellschaft mit dem Umbau des Gebäudes begonnen.

Eine Baustelle - soweit das Auge reicht: Der Zustand der Schrannenhalle ist offenbar so schlecht, dass sich ihre Eröffnung bis nach dem Oktoberfest verschiebt. (Foto: Stephan Rumpf)

Zunächst galt es, die Halle auszuräumen und zu putzen. Erst danach konnte die Hammer AG mit ihrer Bestandsaufnahme beginnen. Bei dieser Prüfung stellte sich dann heraus, dass sich vor allem technische Anlagen wie die Lüftung in einem äußerst schlechten Zustand befinden. Hammer führt dies auf nicht ausgeführte Instandhaltungsarbeiten in der Vergangenheit zurück. Dem Vernehmen nach soll der frühere Investor, der von Klaus D. Thannhuber vertreten wurde, beim Bau der Halle nicht alle Handwerker und Firmen vollständig bezahlt haben - mit der Folge, dass die Betroffenen dann auch auf die damit verbundenen Wartungsarbeiten verzichtet hätten, sagt Hammer. "Jetzt müssen wir beispielsweise die Lüftung komplett überholen und die Estriche erneuern."

Doch auch sonst wird sich im Inneren der Halle so einiges ändern. Derzeit werden beispielsweise gerade die Betonkerne für die beiden Aufzüge im südlichen und nördlichen Teil der Schranne eingesetzt. Die beiden Lifte führen auf zwei Emporen, die sich optisch zwar mit der Architektur der Halle verbinden, aber dennoch nicht historisierend wirken.

Auf der einen, etwa 300 Quadratmeter großen Galerie im Norden der Halle, die sich an das Gasthaus "Zum Pschorr" anschließt, wird Michael Käfers Marktrestaurant einziehen. Geplant ist hier eine offene Küche, in der der langjährige Käfer-Koch Stefan Meindl vor den Augen der Gäste frische und vorwiegend regionale Produkte aus der Markthalle, dem Viktualienmarkt und aus dem eigenen Sortiment zubereitet. Von den 100 bis 120 Plätzen dort können die Gäste das Treiben auf dem Markt im Erdgeschoss beobachten.

Direkt unter ihnen, auf insgesamt rund 700 Quadratmetern, will der Münchner Feinkosthändler insgesamt drei Bereiche schaffen: einen Delikatessenmarkt, in dem er gehobene, aber nicht "abgehobene" Waren für den täglichen Bedarf anbieten will: "Etwa 2500 der rund 8000 Produkte, die wir in der Prinzregentenstraße führen, wird es in der Schranne geben", sagt Michael Käfer. "Weil wir auf Selbstbedienung setzen, können wir diese etwas günstiger verkaufen - im Mittelpunkt steht in der Schranne nicht das teure, sondern das besondere Produkt."

In diesem Markt sollen - quasi als zweites Käfer-Standbein im Erdgeschoss - zudem Stände aufgestellt werden, an denen verschiedene kulinarische Kleinigkeiten zubereitet werden - zum Beispiel unter dem Stichwort "warme Brote", wie Käfer sagt: "Das muss man sich als Weiterentwicklung des Strammen Max vorstellen." Nummer drei der verschiedenen Segmente sind die Bäckerei und Konditorei, in der "wir selbst Brot backen und eigene Kuchen und Strudel herstellen - und die Leute können dabei zusehen". Käfer will nach eigenem Bekunden zusammen mit Hammer und den anderen Mietern wieder Stimmung und Freude in die Halle bringen: "Die Schranne soll ein neuer Höhepunkt in der Innenstadt werden."

Auf der anderen Empore, die als architektonische Antwort auf die Käfer'sche Galerie verstanden werden kann, ist ebenfalls eine Gastronomie geplant. Wer hier einziehen soll, steht aber noch nicht fest. Hammer spricht von zwei ernsthaften Interessenten, mit denen er derzeit noch verhandele. Um welche beiden Unternehmer es sich handelt, will Hammer noch nicht verraten. In der Szene ist jedoch bereits von einem regional bekannten sowie von einem international renommierten Gastronomen die Rede. Feststeht aber wohl schon jetzt, dass diese Empore auch für das kulturelle Programm in der Halle genutzt werden soll.

Das Erdgeschoss der Halle ist hingegen ganz dem Handel vorbehalten. Dort will Hammer zehn Stände aufbauen, die rundherum begangen werden können. Die Stände können von einem bis vier Händlern betrieben werden. Die Stände sollen dabei nicht an die Hallenränder "gequetscht werden", wie es Hammer nennt, sondern sich weiter zur Mitte hin anordnen.

Etwa die Hälfte davon ist bereits vermietet: So wird zum Beispiel ein Wiener Essighändler ebenso wie ein Unternehmer, der sich ganz auf das Thema Oliven spezialisiert hat, dort zu finden sein. Zudem wird es einen Weinhändler geben, der ausschließlich österreichischen Wein verkauft, sowie einen Käsehändler, der eigene Produkte aus der Region anbietet. Das Untergeschoss, etwa 800 Quadratmeter, wird von einem Einzelhändler für Produkte aus den Bereichen Design, Lifestyle und Küche belegt: "So etwas wie Manufaktum oder Kare", sagt Hammer.

Geöffnet haben soll die Schranne künftig zu den normalen Geschäftszeiten - also montags bis samstags nicht länger als 20 Uhr. Sonntags bleibt sie regulär geschlossen: "Vielleicht wird es mal einen Jazzbrunch am Sonntag bei Käfer geben", sagt Hammer: "Und an bestimmten Tagen will Käfer sein Restaurant auch am Abend aufsperren, aber wir werden weder Großleinwände für Fußballübertragungen aufbauen noch eine Diskothek daraus machen", verspricht er. Doch zunächst muss die Halle erst einmal fertig werden. Als Eröffnungstermin nennt Hammer einen Zeitpunkt "kurz nach der Wiesn" - also bereits jetzt einen Monat später als bislang angekündigt.

© SZ vom 06.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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