Restaurant La Baracca schließt:Service statt Tablet

Lesezeit: 1 min

Technik ohne Vorsprung: ein E-Book im Restaurant La Baracca in München. (Foto: Catherina Hess)

Falls tatsächlich mal zwei Speisen gleichzeitig an den Tisch gebracht wurden, dann eine Vorspeise und ein Dessert: Das Münchner Restaurant La Baracca, in dem der Gast über einen Tablet-Computer bestellt hat, ist Geschichte. Der Inhaber des neuen Lokals will es besser machen und setzt auf: Menschen.

Von Thierry Backes

Das war damals natürlich noch eine ganz andere Zeit. Als das La Baracca in den Räumen eines Luxusautosalons am Maximiliansplatz eröffnete, redete zwar schon die ganze Welt über das iPad, in Deutschland aber war es noch gar nicht auf dem Markt. In dem auf stylish getrimmten Restaurant aber, da sollte, ja musste der Gast über ein sogenanntes E-Book bestellen, einen simplen, aber immerhin iPad-ähnlichen Tablet-Computer. Im Mai 2010 war das noch eine kleine Sensation.

Doch wie das eben so ist mit dem Fortschritt: Wer nicht mit ihm geht, wird irgendwann von ihm überholt, weil sich das vermeintlich Neue zwar als ganz pfiffig erweist, aber eben als nicht zukunftsfähig. So wie das elektronische Bestellsystem des La Baracca. Gut drei Jahre nach der Eröffnung des ersten Restaurants, das mit Ablegern in Hamburg, Düsseldorf oder Lübeck zu einer Kette wurde, ist der Name in München Geschichte.

Wie man hört, war die Technik ein Hauptproblem. Die E-Books? Anfällig für Pannen, teuer in der Wartung und im Notfall nicht mal von den Betriebsleitern neu zu starten. Das System selbst benötigte anfangs einen Serverraum so groß wie der eines Raumschiffes. Und wer je im La Baracca gegessen hat, der weiß: Falls zufälligerweise mal zwei Speisen gleichzeitig an den Tisch gebracht wurden, dann eine Vorspeise und ein Dessert.

Das alles soll künftig nicht mehr passieren. Das La Baracca heißt jetzt Destina, und Inhaber Michael Wieninger will tatsächlich wieder auf Menschen im Service setzen. Manchmal ist einem eine grantige Bedienung eben doch lieber als ein Tablet-PC - und sei es nur, weil man sich bei jemanden beschweren will, der einem das falsche Essen gebracht hat.

Szene München
:Mit jeder neuen Bar einen Tick spießiger

Gertis Schoppenstube, das München 72 und das Atomic Café: Die Stadt verliert gerade ihre wenigen entspannten Lokale - und wird mit fast jeder neuen Bar ein wenig langweiliger. Vielleicht sollten die Münchner mal wieder auf die Straße gehen.

Eine Kolumne von Thierry Backes

Anmerkung der Redaktion: In einer vorigen Version dieses Artikels hieß es sinngemäß, die La-Baracca-Kette gebe es nicht mehr. Das ist falsch: Das Unternehmen Food Concepts Holding SA mit Sitz in Luxemburg teilt mit, dass das Konzept in Lübeck und in Hamburg "in unveränderter Weise Anwendung" finde. Wir bedauern den Fehler.

© SZ vom 23.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: