Anklage gegen Anwältin:Insider-Infos nach Sex mit Polizisten

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  • Die Rechtsanwältin Danica S. soll Daten der Münchner Polizei ausgekundschaftet haben, um mit einer Hehlerbande Geschäfte zu machen.
  • Ein Kriminalhauptkommisar des Münchner Polizeipräsidiums unterstützte Danica S. bei ihrem kriminellen Vorgehen: Er wurde zu einer Geldstrafe verurteilt.

Von Andreas Salch

Rechtsanwältin Danica S. bekennt, sie wolle vor ihren Mandanten als "Superanwältin" dastehen. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, kundschaftete die 46-Jährige auch geheime Daten der Münchner Polizei zu Fahndungsmaßnahmen aus und gab sie an Mandanten weiter. Bei ihren verbotenen Recherchen erhielt Danica S. tatkräftige Unterstützung durch einen stellvertretenden Kommissariatsleiter beim Polizeipräsidium München. Sie kenne den Kriminalhauptkommissar seit einem "One-Night-Stand", berichtete die Rechtsanwältin an diesem Donnerstag vor der 9. Strafkammer am Landgericht München I.

Bandenhehlerei, Strafvereitelung, Geldwäsche

Danica S. betritt mit dem Verfahren Neuland in ihrer Karriere. Denn sie tritt nicht als Verteidigerin auf, sondern sitzt auf der Anklagebank. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr vor, mit einer vierköpfigen Bande, die sich seit vergangener Woche vor einer anderen Strafkammer am Landgericht München I verantworten muss, gemeinsame Sache gemacht zu haben. Danica S. wird gewerbsmäßige Bandenhehlerei, Strafvereitelung, Anstiftung zur Verletzung von polizeilichen Dienstgeheimnissen, Geldwäsche sowie versuchte gewerbsmäßige Einschleusung von Ausländern vorgeworfen.

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Neben der Rechtsanwältin auf der Anklagebank sitzt Sladjana H. Die 23-Jährige ist die Lebensgefährtin von Nebojsa M. Der Kraftfahrer ist angeblich der Kopf der Bande, der nun ebenfalls der Prozess gemacht wird. Er und seine drei Komplizen waren der Polizei Anfang vergangenen Jahres ins Netz gegangen und kamen alle in Untersuchungshaft. M.s Schwester Katarina M. hatte daraufhin Danica S. mit der Verteidigung ihres Bruders beauftragt.

Beute im Wert von über 2,4 Millionen Euro

Katarina M., Danica S. und die Mitangeklagte Sladjana H. sollen später auf Anweisung des inhaftierten Nebojsa M. eine neue Bande gebildet haben. Deren Ziel, so heißt es in der Anklage der Staatsanwaltschaft, sei die "Veräußerung" der Beute gewesen, die Nebojsa M. und seine Komplizen in der Zeit zwischen 2004 bis zu ihrer Festnahme im vorigen Jahr gemacht haben. Dabei handelt es sich vor allem um teuren Schmuck, Uhren, Münzen und Bargeld.

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Der Kriminalhauptkommissar aus dem Polizeipräsidium, der inzwischen zu einer Geldstrafe im hohen vierstelligen Bereich verurteilt worden ist, sah für Danica S. in Computern unter anderem nach, ob der Mercedes Benz, mit dem die Bande um Nebojsa M. zu ihren Einbrüchen fuhr, zur Fahndung ausgeschrieben sei. Da dies nicht der Fall war, konnte Nebojsa M. aus der Untersuchungshaft heraus einen Komplizen mit dem Verkauf des Fahrzeugs beauftragen. Das Gericht sicherte Danica S. und der Mitangeklagten Sladjana H. im Fall von Geständnissen Bewährungsstrafen zu. Der Prozess wird fortgesetzt.

© SZ vom 12.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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