Rechts der Isar:Chirurgie-Chef darf zurück ans Klinikum

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Der Organspendeskandal erschütterte das Klinikum rechts der Isar. (Foto: Paul Knecht/dpa)

Es ging um Manipulationen bei Organspenden: Nach dem Transplantationsskandal am Rechts der Isar wird ein Mediziner rehabilitiert - ein Jahr nach seinem Rauswurf.

Von Christina Berndt, München

Der frühere Chef der Chirurgie am Klinikum rechts der Isar darf zurück an seinen Arbeitsplatz. Das entschied das Arbeitsgericht München am Dienstag nach einem langen Rechtsstreit. Mündlich verkündete der Richter, dass die im Februar 2013 infolge des Transplantationsskandals ausgesprochene Kündigung unwirksam sei. Der Professor werde "nun als Chefarzt sowie als Direktor der Chirurgischen Klinik zurückkehren", sagte sein Anwalt Eckhard Schmid. Der Klinikvorstand will allerdings die schriftliche Urteilsbegründung abwarten, bevor er über das weitere Vorgehen entscheidet. Bis dahin bleibe die Chirurgie in den Händen des kommissarischen Leiters, teilte eine Sprecherin mit.

Die Vorwürfe, die das Klinikum gegen den Chirurgieprofessor F. erhoben hatte, seien haltlos, sagte der Richter. Das Klinikum hatte den Rauswurf damit begründet, dass Professor F. Manipulationen an der Warteliste für eine Lebertransplantation nicht mit genügend Engagement aufzuklären versucht hatte. Eine direkte Beteiligung an den Manipulationen war F. ohnehin nie vorgeworfen worden.

Der Professor hatte immer entgegengehalten, dass er den Ärztlichen Direktor Reiner Gradinger ausreichend über die Vorgänge informiert hatte. Dieser hatte die weiteren Untersuchungen aber mit dem Fazit eingestellt, es liege kein Fehlverhalten vor. Das wiederum haben zahlreiche Beteiligte Gradinger vorgeworfen, der im vergangenen Jahr ein Disziplinarverfahren gegen sich selbst angestrengt hatte. Auch gegen zwei weitere Chefärzte des Klinikums wurden wegen der Manipulationen Disziplinarverfahren eingeleitet. Dem Vernehmen nach werden alle drei Verfahren eingestellt.

Ermittlungen wegen manipulierter Blutproben

Ob die Manipulationen am Rechts der Isar noch Konsequenzen haben, liegt nun erst einmal im Ermessen der Staatsanwaltschaft - sofern das Klinikum in dem nun entschiedenen Arbeitsrechtsstreit nicht in Berufung geht. Die Staatsanwälte ermitteln gegen einen ehemaligen Oberarzt der Chirurgie. Dem Mann wird vorgeworfen, Blutproben von Wartelistenpatienten so manipuliert zu haben, dass diesen schneller eine Spenderleber zugeteilt wurde. Wegen ähnlicher Manipulationen wird derzeit in Göttingen gegen einen Transplanteur ein Prozess geführt. Er ist wegen versuchten Totschlags angeklagt, weil andere Patienten womöglich infolge der Transplantationen verstorben sind.

Professor F. aber wird nun bald wieder den Direktorensessel in der Chirurgischen Klinik besetzen. In den vergangenen Monaten durfte er dort bereits wieder operieren - allerdings in untergeordneter Funktion. Das hatte das Landesarbeitsgericht im Juni per einstweiliger Verfügung entschieden: Der Kapazität auf dem Gebiet der Bauchspeicheldrüsenchirurgie fehle es sonst an Training, wenn er bis zum jetzt ergangenen Urteil zur chirurgischen Untätigkeit verdammt sei.

© SZ vom 28.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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