Ranking: Lebenswerteste Stadt:Hei Munich, olemme paras!

Für die Münchner ist klar: Hier lebt man am besten! Das Magazin Monocle hat das vor einem Jahr auch so gesehen - doch 2011 hat die Londoner Zeitschrift mit Helsinki eine neue Top-Metropole gekürt. Was hat Helsinki, was München nicht hat? Ein Überblick in Bildern.

Tobias Dorfer

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(Foto: iStockphoto)

Hei Munich, olemme paras! Hallo München, wir sind die Besten! Das können die Finnen nun stolz behaupten. Denn das Zeitgeist-Magazin Monocle, das jeden Sommer seinen "Quality of Life"-Index veröffentlicht, hat in diesem Jahr Helsinki zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt. München, 2010 noch auf der Spitzenposition, fällt auf den vierten Rang zurück - hinter Zürich und Kopenhagen. Relevant für den Monocle-Index ist die Sichtweise vielbeschäftigter "City-Hopper", außerdem Kriterien wie Sonnenstunden, Grünflächen oder die Möglichkeit, draußen zu sitzen. Was hat Helsinki, was München nicht hat? Ein Vergleich. Klima Kaum zu glauben, aber in Helsinki scheint insgesamt häufiger die Sonne als in Bayern. Auf 9,4 Sonnenstunden pro Tag kommt die finnische Hauptstadt in einem Durchschnittsjuli, während die Münchner im Juli 2010 nur 7,12 Sonnenstunden genießen konnten. Offenbar hat dieser Punkt Helsinki bei der Monocle-Jury gewaltig Pluspunkte beschert. Dafür ist es in der bayerischen Landeshauptstadt mit Temperaturen bis zu 36 Grad (2009) deutlich wärmer. Gewöhnungsbedürftig in Finnland: In den Wintermonaten geht die Sonne auch schon mal nachmittags gegen 14 Uhr unter. Im Sommer wird es zeitweise nachts gar nicht dunkel.

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(Foto: iStockphoto)

Wasser Nichts gegen die Isar, aber die Finnen werden darüber nur verächtlich lächeln: Denn Helsinki liegt direkt am Finnischen Meerbusen, und so ist die City von Wasser durchzogen. Besonders schön ist die Töölö-Bucht, die mitten in der Stadt liegt, und problemlos von Joggern umrundet werden kann. Opernbesucher können in der Pause ihr Kaltgetränk mit Blick auf das glitzernde Wasser genießen.

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(Foto: Jarno Elonen)

Kulinarisches Was den Münchnern die Leberkassemmel ist, ist den Finnen ihre Karelische Pirogge. Dahinter verbirgt sich ein Backwerk aus Roggenmehl, das mit salzigem Milchreis gefüllt wird. Donnerstags gibt es in einem finnischen Haushalt traditionell Erbsensuppe und zum Nachtisch süße Pfannkuchen. Auch Elche werden verspeist - vor allem jedoch von Touristen.

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(Foto: Sueddeutsche Zeitung Photo)

Sportbegeisterung Die Finnen sind sportbegeistert. Jeder fünfte Finne trainiert im Verein, besonders beliebt sind Leichtathletik und Eishockey und - natürlich - Wintersport überhaupt. Wie Helsinki hat auch München schon einmal Olympische Sommerspiele ausgetragen. Doch auch sonst stehen die Bayern den Finnen in ihrer Sportbegeisterung in nichts nach. Jeder vierte Münchner ist im Sportverein. Doch während der Eishockey-Club Münchner EHC in der vergangenen DEL-Saison nur im Mittelfeld landete, punktet die Landeshauptstadt mit ihrem Fußball-Verein. Denn an den FC Bayern München kommt der HJK Helsinki sicher nicht vorbei.

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(Foto: iStockphoto)

Kunst, Kultur, Erholung Helsinki ist eine junge Stadt - und ständig im Wandel. An Orten, wo früher Häfen oder Industriegebiete angesiedelt waren, entstehen heute Wohngebiete. Funktionalität und Design ist in Helsinki wichtig - im täglichen Leben und bei den Bauprojekten. Trotzdem sind historische Bauten wie das klassizistische Senatsgebäude oder die Festung Suomenlinna (Unesco-Weltkulturerbe) keine Fremdkörper im Stadtbild. Nicht umsonst wird Helsinki im kommenden Jahr Welt-Designhauptstadt sein. Wer hingegen bei der Suchmaschine Google die Begriffe "München" und "Design" eingibt, dem wird zuerst "München Designer Outlet" vorgeschlagen. Und auch was den Erholungswert angeht, spielt Helsinki ganz oben mit. Etwa 30 Prozent des Stadtgebiets sind Parks oder Wälder. München kommt trotz des (im Sommer ständig überfüllten) Englischen Gartens auf etwas über 17 Prozent Grünfläche.

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

Nachtleben Aus finnischer Sicht herrschen in München geradezu paradiesische Ausgeh-Zustände. Das Bier ist lecker und bezahlbar und dann gibt es in München vom Schicki-Tempel P1 (Foto) bis zum Alternativen-Treffpunkt Rote Sonne eine vielseitige Clublandschaft. In Finnland dagegen ist Alkohol in Bars und Pubs richtig teuer (etwa fünf Euro für 0,4 Liter Bier). Also trinken die Finnen zuhause. Und wenn es dann richtig lustig wird, geht's auf die Piste - entweder in die großen Clubs oder in die vielen "Hybridrestaurants", die sich im späteren Verlauf des Abends zum Tanzschuppen wandeln. Ungewöhnlich für feierwütige Münchner: Um vier Uhr morgens ist meistens Schluss. Den Finnen macht das wenig. Sie ziehen weiter - zu einer privaten Afterparty, die auch gerne mal vor dem heimischen Kühlschrank endet.

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(Foto: dpa)

Nervfaktor Was schimpfen viele Münchner nicht über die Krähen. Nicht nur am Biergarten am Chinesischen Turm, wo die schwarzen Vögel besonders gerne nisten, nerven sie mit ihrem lauten Gekrächze. Wer in der Stadt wohnt, sollte nicht bei offenem Fenster schlafen - es sei denn, er will um vier Uhr morgens vom Krähenlärm geweckt werden. Aus Helsinki sind derartige Probleme nicht bekannt. Dort ärgert man sich über ganz andere Zeitgenossen. Legendär ist die Kaninchenplage in der finnischen Hauptstadt. Die sich rasend schnell vermehrenden Tiere stillen ihren Hunger nicht nur mit den Blumenkränzen auf Friedhöfen und graben Parkanlagen um. Nein, sie knabbern auch die Plastikrohre von Fernheizanlagen an.  Von einer "tickenden Bombe" sprach schon ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung.

Ranking: Lebenswerteste Stadt

Kindergarten

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(Foto: dpa)

Kinderbetreuung Wer in München schon einmal versucht hat, einen Krippenplatz für den Nachwuchs zu finden, schaut mit einem gewissen Neid nach Finnland. Dort müssen die Kommunen für jedes Kind einen Betreuungsplatz bereit halten. Und wenn eine alleinerziehende Mutter im Schichtdienst arbeitet, dann ist auch das in Helsinki kein Problem. Denn viele Kindergärten haben rund um die Uhr geöffnet.

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(Foto: iStockphoto)

Kirchen als Wahrzeichen TV-Serien wie die Lindenstraße oder Pumuckl zeigen es deutlich: Die Frauenkirche prägt das Münchner Stadtbild wie kein anderes Bauwerk. Damit das auch so bleibt, gibt es ein Gesetz, das verbietet, höhere Gebäude zu bauen. Auch das Stadtbild von Helsinki wird von einem Gotteshaus bestimmt. Der vom deutschen Architekten Carl Ludwig Engel entworfene Dom (Foto) ist das bekannteste Wahrzeichen der finnischen Hauptstadt - aber nicht die spektakulärste Kirche: Denn da ist noch die Temppeliaukio-Kirche im Stadtteil Töölö, die in den Granitfels hineingebaut wurde. Die Wände der Touristenattraktion bestehen aus unbehauenem Fels.

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(Foto: iStockphoto)

Wohnen Helsinki ist das München Finnlands - zumindest was die Mietpreise angeht. Nirgendwo sonst in dem nordischen Land muss man so viel Geld für die Miete ausgeben. 20 Euro für einen Quadratmeter sind in der finnischen Hauptstadt keine Seltenheit. Und das ist selbst für Münchner Verhältnisse sehr viel. Dafür drängeln sich in Helsinki (2730 Einwohner pro Quadratkilometer) weniger Menschen als in München (4400 Einwohner).

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(Foto: iStockphoto)

Wirtschaft In keiner Stadt residieren so viele Dax-Konzerne wie in München: Sieben Unternehmen des wichtigsten deutschen Aktienindex haben hier ihren Hauptsitz. Eine noch größere Bedeutung hat jedoch Helsinki für Finnland - als wichtiger Standort für Finanzkonzerne, Dienstleistungsunternehmen und auch für die Informationstechnologie. Bei der Arbeitslosenquote kann Helsinki (2009: 6,4 Prozent) mit München (4,4 Prozent im April 2011) nicht ganz mithalten.

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