Prozess:Pfleger bestreitet Missbrauch - und erkennt Vaterschaft an

  • Ein ehemaliger Pfleger soll eine autistische junge Frau im Nachtdienst vergewaltig haben.
  • Die 28-Jährige wurde schwanger und hat inzwischen ein gesundes Kind entbunden.
  • Der 52 Jahre alte Angeklagte erkennt vor Gericht zwar die Vaterschaft an, will die Frau aber nicht missbraucht haben.

Wie der Pfleger die Schwangerschaft erklärt

Ein wegen sexuellen Missbrauchs einer Behinderten angeklagter Pfleger hat vor dem Landgericht München die Vorwürfe weitgehend bestritten, aber die Vaterschaft des danach geborenen Jungen anerkannt. Das Kind der jungen Frau sei entstanden, als er sich hinter der nackten Frau selbst befriedigte, sagte der Angeklagte.

Er habe bis heute "keine plausible Erklärung" für sein Fehlverhalten, ließ der 52-Jährige über seinen Anwalt erklären. Er schäme sich für sein Verhalten und entschuldigte sich ausdrücklich bei der Frau, die in einer Behinderteneinrichtung im Landkreis Dachau lebte und sich aufgrund ihrer schweren Behinderung nicht äußern kann.

Schönbrunn
:Autistin vom Pfleger missbraucht

Ein ehemaliger Pfleger in einer Einrichtung für Behinderte hat eine 28-jährige Autistin vergewaltigt - und geschwängert. Nun bemüht sich die Leitung des Franziskuswerks um Aufklärung und Prävention.

Von Helmut Zeller

Was dem Mann vorgeworfen wird

Der Mann war kurz nach dem Vorfall, jedoch vor Bekanntwerden der Schwangerschaft, aus der Einrichtung ausgeschieden. Die Anklage wirft dem Mann schweren sexuellen Missbauch einer Widerstandsunfähigen vor. Staatsanwalt Florian Burkhardt ist überzeugt, dass der Pfleger die heute 28 Jahre alte Frau vergewaltigte. Dem Pfleger sei bewusst gewesen, dass sie aufgrund ihrer schweren Behinderung keinerlei Widerstand leisten konnte. Sie sei - "für den Angeklagten vorhersehbar und vermeidbar" - schwanger geworden.

Der Gerichtsmediziner und Gutachter Wolfgang Eisenmenger sagte, eine Zeugung sei bei der Version des Angeklagten zwar nicht wahrscheinlich, aber auch nicht ausgeschlossen. Das Kind wurde im Mai dieses Jahres geboren, der Mann sitzt seit Sommer in Untersuchungshaft. Ohne die Schwangerschaft wäre der Missbrauch möglicherweise nicht ans Licht gekommen. Ein DNA-Test wies die Vaterschaft nach. Das Kind lebt nun bei Pflegeeltern.

© SZ.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: