Prozess in München:Eingesperrt in der Turnhalle

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  • In München steht ein 29-Jähriger Flüchtling aus Somalia vor Gericht, dem ein junges Mädchen sexuelle Nötigung vorwirft.
  • Der Angeklagte streitet die Vorwürfe ab und sagt, das Mädchen wolle sich nur an ihm "rächen".
  • Laut Anklage soll es zu brutalen Übergriffen des Mannes gekommen sein.

Von Christian Rost

In einer zeitweise als Flüchtlingsunterkunft genutzten Turnhalle in Ottobrunn soll ein Mann eine 17-jährige Asylbewerberin drei Tage lang eingesperrt und immer wieder versucht haben, sie sexuell zu nötigen. Der Fall wird seit Mittwoch vor der 20. Strafkammer am Landgericht München I verhandelt. Der 29-jährige Angeklagte stritt die Vorwürfe ab. Er sagte, das Mädchen wolle sich nur an ihm "rächen".

Yuusuf A. ist selbst Flüchtling und stammt aus Somalia. Im Herbst 2014 war er zusammen mit anderen Asylbewerbern in der Turnhalle untergebracht. Laut Anklage lernte er am 1. Oktober vergangenen Jahres am Hauptbahnhof ein 17-jähriges Mädchen kennen, das nach einer mehrmonatigen Flucht aus Somalia gerade in München angekommen war. A. soll der Jugendlichen erzählt haben, dass er sie für vier Tage in der Turnhalle unterbringen könne, wo seine Frau und seine vier Kinder lebten. Tatsächlich befindet sich die Familie des Angeklagten in ihrer Heimat. Dem Mädchen wurde dies erst klar, als es bereits in dem aus Holzwänden gebauten, provisorischen Zimmer in der Unterkunft stand - alleine mit Yuusuf A. Laut Staatsanwaltschaft soll er ihr zu verstehen gegeben haben, das sie ihm ausgeliefert sei. Ansonsten werde er sie "abschlachten". Dann forderte er angeblich die Geschädigte auf, sich auszuziehen. Diese weigerte sich und sagte, lebend werde sie es nicht zulassen, dass er an ihr sexuelle Handlungen vornehme. Diese Antwort soll A. mit einem Schlag ins Gesicht des Mädchens quittiert haben.

Brutale Übergriffe in der Flüchtlingsunterkunft

Laut Anklage kam es zu weiteren brutalen Übergriffen des Mannes. Er soll die 17-Jährige mehrmals an den Haaren gepackt und versucht haben, mit seinen Händen unter ihre Kleidung zu gelangen. Er selbst soll sich nackt ausgezogen und immer wieder Oralverkehr von der jungen Frau gefordert haben, was diese ablehnte. Sie kauerte auf dem Boden und versuchte, sich mit ihren Armen zu schützen. Nach drei Tagen entdeckte der Sicherheitsdienst der Unterkunft das Mädchen, der Mann kam in Untersuchungshaft.

Yuusuf A. sagte, das Mädchen habe sich die Geschichte ausgedacht. Er habe es am Bahnhof kennengelernt und mit in die Unterkunft genommen. "Das war ein Fehler", sagte der Angeklagte. Denn das Mädchen habe sich illegal in Deutschland aufgehalten und keinen Asylantrag stellen wollen, weil es die Absicht gehabt habe, weiterzureisen. In seinem Zimmer habe er der 17-Jährigen vorübergehend "einen sicheren Platz zum Schlafen" gegeben. Ausgezogen habe er sich nicht und angefasst habe er sie auch nicht, so A.: "Ich respektiere Frauen, bin selbst Vater zweier Töchter und weiß, wie man sich zu verhalten hat."

Das Mädchen habe die Unterkunft bereits nach einem Tag wieder verlassen und sei noch einmal zurückgekommen, weil es sein Mobiltelefon vergessen habe. Dabei sei es einem Sicherheitsmann in die Arme gelaufen, der den Ausweis sehen wollte. Daraufhin habe die 17-Jährige ihn und andere Asylbewerber um Hilfe gebeten. Die Männer hätten gesagt, sie könnten auch nichts tun, woraufhin das Mädchen gesagt habe: "Wenn ihr mir nicht helft, werdet ihr es bereuen", berichtete der Angeklagte. Und nur deshalb habe es ihn der Übergriffe beschuldigt. Der Prozess wird fortgesetzt.

© SZ vom 25.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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