Prozess:Mann soll Verlobte ermordet haben

Lesezeit: 2 min

  • Krzysztof W. wird vorgeworfen, seine damals 27-jährige Verlobte getötet zu haben.
  • Am ersten Prozesstag am Landgericht München I. wird lediglich die Anklageschrift vorgelesen: Demnach soll der Angeklagte die Frau in der gemeinsamen Wohnung zusammengeschlagen und mit Messern angegriffen haben. Offenbar wollte sie ihn verlassen.

Von Susi Wimmer

Die Anklageschrift lässt kaum erahnen, was das Opfer durchgemacht haben muss, ehe es zweieinhalb Stunden später starb. Die Frau wurde zusammengeschlagen, mit Messern traktiert, ihr Kopf gegen die Wand geschmettert, und schließlich stellte sich der Täter auf den Kehlkopf der am Boden Liegenden. Krzysztof W., ihr Verlobter, sitzt wegen Mordes auf der Anklagebank vor dem Landgericht München I. Er soll die damals 27-Jährige getötet haben, weil sie ihn verlassen wollte.

Krzysztof W. wird in Anstaltskleidung vorgeführt, ein bullig wirkender Mann, der das Geschehen eher emotionslos verfolgt. Tatsächlich gestaltet sich der erste Verhandlungstag kurz. Der Verteidiger des Angeklagten lässt sich entschuldigen, sein Vertreter tut lediglich kund, dass Angaben zur Person und zur Sache erst am zweiten Verhandlungstag erfolgen sollen. So bleibt Staatsanwalt Laurent Lafleur mit der Verlesung der Anklageschrift die Rolle des Hauptakteurs an diesem Tag.

Sexismus und Sprache
:Gewalt gegen Frauen ist Gewalt von Männern

Frauen werden in der Öffentlichkeit sexualisiert und als Opfer marginalisiert. Der Fall Weinstein zeigt, wie die Sprache frauenfeindliche Strukturen in unserer Gesellschaft verfestigt.

Kommentar von Julian Dörr

Krzysztof W. und Monika B. (Name geändert) lernten sich im Oktober 2016 in München kennen. Beide stammen aus Polen und waren zum Arbeiten nach Deutschland gekommen. Sie verdiente ihr Geld als selbständige Putzfrau, er als freiberuflicher Trockenbauer. Gut zwei Monate später zogen sie bereits zusammen, sie bekamen ein Kellerzimmer am Grasrainweg nahe der Freimanner Heide. Die Doppelhaushälfte ist an mehrere polnische Arbeiter vermietet.

Das Glück hielt nicht lange. Laut Staatsanwaltschaft soll die Beziehung bereits Anfang Februar 2017 völlig zerrüttet gewesen sein, lautstarke Streitereien waren in dem Haus nicht zu überhören. Am 6. Februar hatte Monika B. offenbar genug. Sie packte ihre Koffer, buchte eine Busfahrt nach Polen und schrieb ihrem Verlobten eine SMS, dass sie ihn verlassen werde. Der Trockenbauer, der auf einer Baustelle an der Poccistraße arbeitete, ließ alles liegen und stehen und fuhr zu dem Haus am Grasrainweg. Zunächst sollen sie noch im Gemeinschaftsraum der Unterkunft beisammengesessen sein, doch schon bald entzündete sich ein Streit. Der Bauarbeiter wollte die Trennung nicht akzeptieren und die Frau auch nicht nach Polen fahren lassen, so die Staatsanwaltschaft.

Gemeinsam gingen sie in das angemietete Kellerzimmer, da war es etwa 17 Uhr. Kaum betrat sie den Raum, sperrte Krzysztof W. die Türe von innen ab und nahm den Schlüssel an sich. Während des lauten Streits soll Monika B. ihren Verlobungsring vom Finger gezogen und auf den Boden geworfen haben. Daraufhin soll der Bauarbeiter sie an den Armen gepackt und zum Bett gezerrt haben. Dort schlug er mit Fäusten auf die Frau ein, griff ein Obstmesser mit einer Klingenlänge von etwa acht Zentimetern und stach mit Wucht auf den Oberkörper der Frau ein.

Die 27-Jährige schrie laut um Hilfe und rüttelte an der verschlossenen Tür - vergeblich. Als nächstes zog der Bauarbeiter ein Cutter-Messer aus seiner Arbeitshose und schnitt die Frau, packte sie an den Haaren und schlug ihren Kopf mehrfach gegen die Wand. Dann stellte er sich mit den Straßenschuhen auf den Hals der Frau, bis sie sich schließlich nicht mehr bewegte. Der Mann flüchtete über das Kellerfenster, Monika B. starb wenige Stunden nach der Tat in einem Krankenhaus. Der Prozess unter dem Vorsitz von Richter Norbert Riedmann wird am Donnerstag fortgesetzt.

© SZ vom 09.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Frauenhäuser
:Auf der Flucht vor dem brutalen Ehemann

Wenn Frauen in ein Schutzhaus gehen, haben sie Angst um ihr Leben. Neben Zuflucht und Geborgenheit finden sie dort Strukturen, die ihnen Hoffnung und Stärke geben.

Von Anna Hoben

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: