Patrice im Englischen Garten:Nostalgie bei Sonnenaufgang

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Reggae-Sänger Patrice beim Monopteros im Englischen Garten. (Foto: Manuel Trumm)

Wer es am Freitagmorgen rechtzeitig aus dem Bett geschafft hat, wurde musikalisch belohnt: Mit einem Live-Konzert von Patrice im Englischen Garten. Allerdings schafften es nur die tapfersten Frühaufsteher den Reggae-Sänger auch wirklich zu sehen.

Von Ingrid Fuchs

Um kurz nach sechs Uhr am Freitagmorgen ist es schon zu spät. Kein Durchkommen mehr. Patrice singt bereits zwischen den Säulen des Monopteros, doch davon bekommen die meisten Zuschauer kaum etwas mit. Der Reggae-Sänger nutzt für seine Live-Session zwar ein Mikrofon, richtige Lautsprecher hat er an diesem Morgen allerdings nicht angeschleppt, wie man später auf Fotos nachgucken kann. In den Händen hält er nur seine Akustik-Gitarre, auf dem Kopf trägt er eine orange leuchtende Kappe.

Rund um den Hügel, auf dessen Spitze der Monopteros thront, stehen trotz der Uhrzeit Hunderte Fahrräder. In der Wiese haben die Leute ihre Decken ausgebreitet, viele haben sich Kaffee und Frühstück mitgebracht. Der gepflasterte Weg ist von einer riesigen Menschentraube verstopft, der Blick auf den Sänger versperrt. Ein paar Wagemutige versuchen, über den Schlittenhügel nach oben zu robben - scheitern aber meist am nassen Gras, wofür sie Gelächter und Gejohle ernten. Da hilft nur aus der Ferne genau hinhören und in Erinnerungen schwelgen.

Über Facebook haben mehr als 700 Leute ihr Kommen zugesagt, um die Tausend sind gekommen. Auf Picknick-Decken, Campingstühlen oder sogar in der Hängematte haben sie es sich unter dem Monopteros gemütlich gemacht. Menschen Anfang 20, die die Nacht durchgemacht haben, Familien, Mittfünfziger. Der frühmorgendliche Auftritt ist Teil von Patrices Promotour für das neue Album "The rising of the son", das in diesen Tagen erscheinen soll. Vor seinem Auftritt in München hat er unter anderem in Berlin und Hamburg mit seiner "Sunrise Acoustic Sessions" Station gemacht, Paris soll noch folgen.

Im Englischen Garten singt Patrice nicht viel von seinem neuen Album, zumindest schallen einige vertraute Melodien vom Monopteros herunter. Mit Songs von seinem Erfolgs-Album Ancient Spirit aus dem Jahr 2000 oder How do you call it? von 2002 verbreitet Patrice ein bisschen Nostalgie. Der Anblick der Nebelschwaden im noch kühlen Park, der Mond, der am Himmel langsam verblasst, und die zaghaft aufgehende Sonne. Ein bisschen unwirklich. Wie der Morgen nach einer langen Festivalnacht. Nur in nüchtern.

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