Ö Eins:Klassischer Wiener Schnitzel

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Im Ö Eins spielt man mit einstigem Ruhm: Zu Portraits von Sissi und Falco locken Grammelknödl und Backhendl.

Camilla Cotta

Ach, Österreich, Du Heimat großer Söhne, Land der Berge, hast bei aller Schönheit schon glanzvollere Zeiten gesehen, aber wer hat das nicht. Trotzdem lässt es sich leicht ein wenig vergangener Größe nachjammern, wie es Wiener ja angeblich gerne tun.

Das Glück der Nachspeise: Schokoladen-Dessert im Ö Eins. (Foto: Foto: Catherina Hess)

Sind wirklich längst vorbei die Epochen, in denen des glücklichen Österreich Kaiserhaus sich einfach in ganz Europa verheiratete und so im Bett Kriege verhütete. Über die Salzburger Festspiele klagen auch viele, sie seien nach Karajan einfach nicht mehr das Wahre. Und dass beim Grand Prix Eurovision de la Chanson ein Österreicher siegte (Udo Jürgens mit "Merci Cherie"), ist nun schon 42 Jahre her.

Auf insgesamt erfreulich hohem Niveau ist dagegen Österreichs Gastronomie, die auf eine Küche bauen kann, deren Spezialitäten weltweit geliebt werden. Auch in München.

Auch im Ö Eins spielt man mit einstigem Ruhm: Blickfang sind im Lokal drei überlebensgroße Porträts im Warhol-Stil und in den Landesfarben Rot und Weiß. Eines zeigt den jungverstorbenen Rockstar Falco. Neben ihm prangt Hans Krankl, der noch munter, aber trotzdem ein Ex-Fußballstar ist, ihm zur Seite hängt die unglückliche Kaiserin Sissi - österreichische Ikonen. Auf große Klassiker konzentriert sich das Ö Eins auch auf der überschaubaren Speisekarte.

Das geht bei Vorspeisen und Suppen los. Die kräftige Frittatensuppe (3,10), Fleischbrühe mit Pfannkuchenstreifen, eignete sich bestens zur Einstimmung. Ein Blutwurstgröstl (8,30), entlockte einem Mitkoster eines seiner größten Komplimente: "Wie bei der Oma". Wie immer die es zubereitet hat, im Ö Eins war die süßliche, fast schwarze Wurst mit gebratenen Kartoffeln, Pardon, Erdäpfeln, deftig und delikat.

So vorbereitet konnte man die Grammelknödl (9,80) angehen. Diese Kartoffelklöße sind mit gebratenen Speckgrieben gefüllt und werden auf Sauerkraut serviert. Der Kloßteig war locker, und das Kraut war nach Camillas Geschmack perfekt, fein gehobelt, sämig gebunden und mit etwas dunkler Bratensauce vollendet.

Mit dem Backhendl (9,80) war es so: Es sah aus wie aus dem Backhendl-Bilderbuch - der knusprige, goldbraune Bröselteigmantel saß einwandfrei. Das Bruststück war zart, aber im Inneren ein wenig trocken.

Genau richtig saftig geblieben war dafür die Hühnerkeule, und der Erdäpfel-Ruccola-Salat dazu empfiehlt sich als Alternative zum Kartoffel-Gurken-Salat. Apropos Salat: Alle Blattsalate, die es als Beilagen gab, waren, besonders für die Winterzeit, ausnehmend frisch und mit steirischem Kürbiskernöl herb-nussig angemacht (wer dieses kräftige Öl nicht mag, für den gibt es neutraleres).

Unumgänglich jenes Gericht, das außer Vegetariern fast jeder mag: das Wiener Schnitzel, im Weiteren WS genannt. Es wurde mit Petersilien-Erdäpfeln und Salat serviert (13,90).

Das Kalbfleisch war zart, nicht zu dick und nicht zu dünn geschnitten, die Panade knusprig und goldgetönt. Es war ein sehr ordentliches WS, das aber butteriger hätte schmecken dürfen. Auch hing es nicht, wie vom idealen WS oft verlangt, über den Teller hinaus, der war aber auch sehr groß.

Selbstverständlich haben wir auch den Tafelspitz (10,90) gekostet. Die drei Scheiben gekochtes Rindfleisch waren mürb und zart, der Apfelmeerrettich war so süßscharf tränentreibend, wie er sein soll. Die cremige Schnittlauchsauce war jedoch leider zu fad geraten und der Spinat zu bitter.

Rundum gelungen wiederum war ein Fiakergulasch (10,90), zu dem ein sehr lockerer Semmelknödel gehörte und das angerichtet war mit Essiggürkchen und gekochtem Ei. Würstl, wie oft im Fiakergulasch enthalten, fanden wir nicht, vermissten sie aber auch nicht. Die Rindfleischwürfel zerfielen unter der Gabel, ohne trocken zu sein, die Sauce war mild-aromatisch von süßem Paprika und Majoran.

Wer des Österreichischen nicht ganz mächtig ist und sich bei manchem Begriff auf der Karte nicht sicher, bekommt vom stets präsenten Wirt Wolfgang Maierhofer liebenswürdig alles erklärt. Seinen Weinempfehlungen darf man trauen, neben einer breiten Auswahl österreichischer Weine gibt es auch einige italienische und französische. Die Flaschenpreise beginnen bei 21 Euro.

Von Österreichs legendären Mehlspeisen probierten wir zum Dessert die Palatschinke (5,90), gerollte Pfannkuchen, die hier mit Marillenmarmelade gefüllt und gerösteten Kürbiskernen bestreut - und auffällig schnell verspeist waren. So ging es auch dem "Mohr im Hemd"(5,90), einem feinen, lauwarmen Schoko-Haselnuss-Küchlein mit Schlagobers.

Wer all dies mag, findet im Ö Eins, was er im Sinn hat - Hausmannskost, so gut, wie sie nicht jede Oma hinbekommt, nicht mal im schönen Österreich. Das hat sich schon herumgesprochen - Reservieren warm empfohlen.

Ö Eins, Herzogstraße81, Telefon 30005956, täglich ab 17 Uhr. Internet: www.oeeins.de

© SZ vom 21.01.2008/ngh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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