Neue Tunnel in München:Kosten von mehr als einer Milliarde

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Die Machbarkeitsstudie zur weiteren Untertunnelung des Mittleren Rings zeigt, dass auf die Stadt enorme Kosten zukämen. Derzeit noch im Bau ist der Tunnel am Luise-Kiesselbach-Platz. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Englischer Garten, Tegernseer Landstraße oder Landshuter Allee? Eine Machbarkeitsstudie zu neuen Tunneln in München zeigt, dass auf die Stadt enorme Kosten zukämen. Welches der drei Wunschprojekte gebaut werden könnte, soll 2014 geklärt werden.

Von Marco Völklein

In die seit einiger Zeit festgefahrene Diskussion um neue Straßentunnel kommt deutlich Schwung. Nicht nur, dass sich mit OB-Kandidat Dieter Reiter zuletzt ein prominenter Sozialdemokrat für die Tunnelidee im Englischen Garten ausgesprochen hat, vielmehr wird Stadtbaurätin Elisabeth Merk am Mittwoch dem Stadtrat die lange erwartete Machbarkeitsstudie zu weiteren Tunneln an der Tegernseer Landstraße und an der Landshuter Allee vorlegen. Erstmals benennt Merk darin mögliche Varianten und Kosten der von vielen geforderten Auto-Röhren.

Laut der Vorlage kommt ein Tunnel an der Landshuter Allee zwischen Donnersberger Brücke und der Überführung über die Dachauer Straße auf etwa 537 Millionen Euro. Merk schätzt die Bauzeit für die 1450 Meter lange Röhre auf sechs Jahre und erwartet an der Oberfläche "eine erhebliche Aufwertung", da "die Dominanz des Kfz-Verkehrs stark reduziert wird". Derzeit rauschen zwischen 122 000 und 149 000 Autos pro Tag die Landshuter Allee entlang. Sollte der Mittlere Ring unter der Erde verschwinden, blieben - je nach Straßenabschnitt - an der Oberfläche 5000 bis 33 000 Fahrzeuge täglich übrig.

Ähnlich sieht es an der Tegernseer Landstraße aus: Dort haben die Fachleute gleich zwei Tunnelalternativen geprüft. Eine Variante führt als Verlängerung des bestehenden Candidtunnels weiter Richtung Osten bis zum McGraw-Graben; die Chiemgaustraße wird über einen kurzen Stichtunnel angebunden. Diese 880 Meter lange Variante kostet 350 Millionen Euro bei sieben Jahren Bauzeit. Profitieren würden vor allem die Menschen an der Tegernseer Landstraße; die Anwohner rund um den Candidplatz hätten davon indes so gut wie nichts.

Wesentlich teurer käme die zweite Variante, die die Planer geprüft haben: Diese sieht eine knapp zwei Kilometer lange Röhre vor, die an der Ostseite der Brudermühlbrücke abtauchen, unter dem Osram-Gelände hindurchführen und in einem lang gezogenen Bogen am McGraw-Graben wieder an der Oberfläche erscheinen würde. Dieser Tunnel kostet laut Merk 560 Millionen Euro bei achteinhalb Jahren Bauzeit. Bei dieser Variante würde zwar die Brücke über den Candidplatz abgerissen und die Anwohner dort entlastet werden; zugleich würde aber mehr Verkehr an der Oberfläche in der Tegernseer Landstraße und an der Kreuzung zur Grünwalder Straße bleiben als bei der Verlängerung des Candidtunnels. Details dazu müssten genauer untersucht werden, heißt es bei der Stadt.

Ein weiteres Problem stellt sich bei beiden Varianten in der Chiemgaustraße. Dort rechnen die Verkehrsplaner mit einer Zunahme des Verkehrs - in einem Fall zum Beispiel um 9500 Autos auf 54 000 Fahrzeuge pro Tag bis zum Jahr 2025. Schlimmer noch: Eine Ampel, die jetzt bereits in der Chiemgaustraße steht, dürfte zumindest zur Hauptverkehrszeit lange Staus bis zurück in den Tunnel verursachen.

Eine Untertunnelung der Chiemgaustraße, wie von Anwohnern gefordert, hat die Stadt indes nicht geprüft. Zuletzt hatte das Planungsbüro Vieregg-Rösler für die Freien Wähler eine solche Variante entwickelt und die Kosten auf 180 Millionen Euro geschätzt. Bei der Aussprache über die Studie am Mittwoch dürfte auch dies zur Sprache kommen. Stadtbaurätin Merk will Anfang 2014 die Bürger informieren. Anschließend möchte sie einen "Priorisierungsvorschlag" vorlegen - also sagen, welcher Tunnel zuerst gebaut werden kann. In diese Liste, die es in der zweiten Jahreshälfte 2014 geben soll, wird auch die Englische-Garten-Röhre einfließen, deren Kosten die Initiatoren auf 70 Millionen Euro taxieren. Wie belastbar diese Zahl ist, bleibt aber zunächst offen. In der aktuellen Untersuchung der Stadt wurde der Englische-Garten-Tunnel nicht betrachtet.

© SZ vom 10.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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