Neue Tram-Strecke:Im Plan

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Am 11. Dezember rollen die Trambahnen nach Zamdorf. Endspurt auf einer komplexen Baustelle

Von Christina Hertel, Steinhausen/Zamdorf

Tiefe Pfützen, schlammiger Boden - mehr ist an der Stelle, an der später einmal die Fußgängerfurt über die Truderinger Straße entstehen soll, noch nicht zu sehen. Neben den ins Betonbett gelegten Gleisen ein Haufen Schutt, neben den zukünftigen Wartehäuschen, noch ohne Bänke, liegt ein Wirrwarr aus Kabeln. Bagger rangieren, Bauarbeiter stellen Laternenmasten auf. In Zamdorf, zwischen dem S-Bahnhof Berg am Laim und dem Hochhaus des Süddeutschen Verlages, soll in knapp vier Wochen die Tramlinie 25 aus Grünwald ihre neue Endhaltestelle "Berg am Laim" finden. Am 11. Dezember, zum Beginn des Winterfahrplanes der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), werden die ersten Bahnen der sogenannten Steinhausen-Tram im Takt fahren - die Zeit läuft.

Alfred Lechner, Ingenieur mit 40 Jahren Baustellenerfahrung, ist sicher: "Ja, das schaffen wir auf jeden Fall." Er muss es wissen. Lechner leitet das Projekt, hat den Überblick über die Firmen, die Arbeiter, und weiß, was wann wie und wo zu machen ist. Sein Platz ist allerdings eher im Büro als zwischen Baggern und Schaufeln - und das sieht man ihm auch an. Er trägt ein schwarzes Barett, Jeans, Lederschuhe und sagt von sich selbst: "Ich bin in erster Linie Kindergärtner, auch erwachsene Männer können anstrengend sein." Lechner macht es stolz, bei solch einem Projekt dabei sein zu dürfen. Er grüßt jeden seiner Arbeiter und hat alles im Blick - die Zusammensetzung des Straßenbelages ebenso wie die Technik der Ampelanlagen.

Gearbeitet wird im Schatten des Süddeutschen Verlages. (Foto: Michael Artur König)

Und tatsächlich verlangt diese Baustelle nach Profis. Es geht immerhin um fast drei Kilometer neuen Schienenweg vom Max-Weber-Platz zum S-Bahnhof Berg am Laim. Die ersten 1,4 Kilometer davon gab es bereits, diese Trasse zwischen Max-Weber-Platz und Vogelweideplatz diente bislang als Betriebsweg ins Depot; dort müssen nur neue Haltestellen entstehen. Die restlichen 1,3 Kilometer durch Steinhausen aber mussten komplett neu verlegt werden. Geplant wurde die Strecke etwa fünf Jahre lang, Zeit für den Bau war allerdings nur von Ende Februar bis Mitte Dezember. "Wenn man den Arbeitern einfach bloß sagt, ihr sollt jetzt ein bisschen schneller graben, ist das nicht zu schaffen", weiß Lechner. So ein enger Terminplan könne nur eingehalten werden, wenn an möglichst vielen Ecken gleichzeitig gearbeitet werde. Die einen installieren die Ampeln, andere asphaltieren, die nächsten richten die Flächen her, auf denen später Bäume gepflanzt werden sollen: "Mir ist immer wichtig, dass möglichst viele Bagger da sind, dann sehe ich, es geht etwas voran."

Die Trambahnen werden am Stichtag fahren, das ist für Alfred Lechner keine Frage. Fix und fertig wird die Baustelle dann aber noch nicht sein, es werden noch kleinere Arbeiten zu machen sein. Der Gehweg an der Truderinger Straße beispielsweise wird noch nicht fertig sein - was dann noch nicht asphaltiert ist, soll letztlich gepflastert werden. "Bei so einer Baustelle", sagt Lechner, "ist es ganz normal, dass es nicht erst mit dem letzten Pinselstrich losgeht. Verkehrssicher muss es halt sein."

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(Foto: Michael Artur König)

Die Bauarbeiten für die Tramstrecke...

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(Foto: Michael Artur König)

...gehen dem Ende zu.

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(Foto: Michael Artur König)

Feinschliff: Die Haltestelle "Berg am Laim" ist fast fertig.

Und das wird es in den nächsten vier Wochen werden. Die Ampeln stehen, Gleise und Weichen sind verlegt. Die werden vor der Eröffnung noch gereinigt und geschliffen. Und was Lechner besonders wichtig ist: Die Oberleitungen sind fast komplett gespannt, die grauen Pfähle stehen. "Unsere schönen Masten. Die kommen aus Portugal", freut sich Alfred Lechner und klopft auf Stahl. Die Fahrleitung sei eine der komplexesten Angelegenheiten einer solchen Baustelle; immerhin brauchen die Münchner Trambahnen 750 Volt Gleichstrom.

Initialzündung für Planung und Bau der neuen Tram-Strecke waren die vier Hochhäuser, die "Bavaria Towers", die am Vogelweideplatz als Tor zu Bogenhausen entstehen. Doch statt der Türme aus Glas zeigt sich momentan noch ein rotes Kran-Ballett am Himmel. "Der öffentliche Nahverkehr ist hier schneller als die privaten Investoren", sagt Lechner - und wieder klingt es ein wenig stolz. Ein kleines Problem hat Lechner aber doch. Die Dächer einiger Wartehäuschen sollen erst zwei Tage vor der Eröffnung kommen: "Mir wurde versprochen, dass das klappt..."

Am Samstag, 10. Dezember, kann die neue Strecke für einen Tag kostenlos genutzt werden, die Züge fahren vom Max-Weber-Platz zur Haltestelle "Berg am Laim". Offizieller Start ist zum Fahrplanwechsel am Sonntag, 11. Dezember.

© SZ vom 16.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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