Ehrenamt:Wohnungsnot setzt Freiwilliger Feuerwehr zu

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  • Die Freiwillige Feuerwehr in München findet nur schwer neue Mitglieder.
  • Mitunter müssen erfahrene Feuerwehrleute ihre Truppe verlassen, weil sie keine bezahlbare Wohnung in der Nähe ihres Standorts finden.
  • Nun sollen sie in den Genuss der städtischen Wohnungsvermittlung kommen.

Von Wolfgang Görl

Auch die Freiwillige Feuerwehr München (FFM) gerät wegen des Mangels an bezahlbarem Wohnraum zunehmend in Schwierigkeit. Zum einen, so heißt es in einem Antrag an den Stadtrat, werde es immer schwieriger, Frauen und Männer zu finden, die ehrenamtlich Dienst bei der FFM leisten. Zum anderen sehen sich erfahrene Feuerwehrleute mitunter gezwungen, die Truppe zu verlassen, weil sie beispielsweise nach Gründung einer Familie keine bezahlbare Wohnung in der Nähe ihres Standorts finden. Aus diesen Grunde hat die FFM-Leitung beantragt, aktive Mitglieder in die städtische Wohnungsvermittlung aufzunehmen. Über eine entsprechende Beschlussvorlage entscheidet der Stadtrat.

Die 1866 gegründete Freiwillige Feuerwehr kümmert sich gemeinsam mit der Berufsfeuerwehr München um die Brandbekämpfung und viele andere Aufgaben. Derzeit hat sie 1038 aktive Mitglieder, die in 22 Abteilungen ihren Dienst tun, die wiederum über das gesamte Stadtgebiet verteilt sind. Dabei ist es notwendig, dass die ehrenamtlichen Einsatzkräfte in der Nähe des Feuerwehrgerätehauses wohnen, um bei einem Alarm rechtzeitig zur Stelle zu sein.

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"Die Ausrückstärke und damit die Einsatzkraft für die Bevölkerung hängt maßgeblich davon ab, dass die Engagierten Wohnraum im direkten Umfeld der Gerätehäuser finden", heißt es in den Erläuterungen zur Beschlussvorlage. Das aber werde zunehmend schwieriger: "Wenn ehrenamtlich Engagierte in Lebenssituationen, die einen Umzug erforderlich machen, keinen neuen Wohnraum im Einsatzgebiet finden, gehen sie der Feuerwehr München als Einsatzkräfte verloren."

Um dies zu verhindern, sollen sie nun in den Genuss der städtischen Wohnungsvermittlung kommen, auch wenn es sich bei den FFM-Leuten nicht um Dienstkräfte der Stadt handelt. Gemäß einer Vereinbarung, die das Personal- und Organisationsreferat vorgeschlagen hat, könnten 18 Wohnungen aus dem Kontingent der Stadt an Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr vergeben werden.

Voraussetzung wäre, dass die Betreffenden das 23. Lebensjahr vollendet haben, dass sie mindestens fünf Jahre bei der FFM tätig sind und dass sie eine Grundausbildung bei der Feuerwehr abgeschlossen haben. Nicht jede der städtischen Wohnungen wäre allerdings geeignet. Die Behausung muss sich im Umkreis von maximal zwei Kilometern zum jeweiligen Gerätehaus befinden, damit gewährleistet ist, dass der Feuerwehrmann oder die -frau innerhalb von zehn Minuten bei der Abteilung ist.

© SZ vom 17.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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