Nach Terrordrohungen:"Wir lassen uns den Spaß nicht verderben"

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Die meisten Oktoberfest-Besucher reagieren gelassen auf die Terrordrohungen. Die Wiesnwirte fürchten jedoch Umsatzeinbußen.

Astrid Becker

"Sicherheitskontrolle" heißt das Wort, das auf der Wiesn derzeit wohl am häufigsten fällt. Wer allein in eines der Bierzelte will, muss damit rechnen, nicht nur, wie bisher, Handtaschen öffnen zu müssen, sondern auch von Kopf bis Fuß von den Wachleuten abgetastet zu werden.

Diese drastischen Kontrollen könnten in den nächsten Tagen zu einem Rückgang der Besucherströme und damit auch zu Umsatzeinbußen führen. Zumindest schließen weder Wiesn-Chefin Gabriele Weishäupl noch Wiesnwirte-Sprecher Toni Roiderer dies aus.

Allerdings, so betonen beide, sei das Wichtigste auf der Wiesn die Sicherheit: "Ich bin deshalb voll und ganz mit dem neuen massiven Kontrollkonzept einverstanden", sagt Weishäupl. Auch Roiderer betont, dem "bayerischen Innenministerium und der bayerischen Polizei richtiggehend dankbar" zu sein für ihr "schnelles und konzertiertes Vorgehen".

Er habe selbst "absolut keine Angst", denn "mehr Sicherheit als jetzt kann es auf dem Oktoberfest nicht mehr geben". Dennoch rechnet er insgesamt für die Wiesn mit einem Umsatzminus von rund 25 Prozent: "Aber rückläufige Zahlen sind zweitrangig."

Beide loben die Kooperation der Wiesnbesucher und der Schausteller: "Da führt sich keiner auf oder schimpft böse herum, da zeigt jeder großes Verständnis." Nach Angaben von Festwirten wurden bislang nur vereinzelt Reservierungen für die Wiesn abgesagt. Allerdings, so vermuten Festleitung und Wirte, könnte sich dies schon in Kürze ändern.

Aber auch das sei kein Problem: "Dann machen wir die Zelte eben mit denen voll, die weniger Angst haben", sagt Wirtesprecher Roiderer. Nur: Wer aus Sicherheitsbedenken reservierte Plätze absagt, muss damit rechnen, seine bereits gekauften Bier- und Hendlmarken nicht zurückerstattet zu bekommen. Er kann sie allenfalls, wie gehabt, bis Ende Oktober in den Betrieben der Wirte einlösen.

Die Wiesnbesucher lassen sich indes am Montag von den Terrorwarnungen noch nicht abschrecken. Zwar füllen sich die Zelte und Schaustellerstraßen im Vergleich zur vergangenen Woche etwa eine Stunde später, also erst gegen 12.30 Uhr. Dann jedoch gibt die Wiesn ein gewohntes Bild ab.

Auch die Promis feiern weiter

Elfriede Hirschbeck zum Beispiel ist extra aus Ingolstadt mit dem Zug nach München gekommen, um das Oktoberfest zu besuchen. "Als wir das heute morgen im Radio gehört haben, haben wir schon kurz überlegt, aber dann gesagt: Wir lassen uns den Spaß nicht verderben und fahren trotzdem." Angst verspüre sie keine, vielleicht ein "kleines mulmiges Gefühl. Aber bei den vielen Kontrollen kann eigentlich keine große Gefahr bestehen".

Milan Popovic, der mit seiner Frau und drei Kindern nach München gekommen ist, gibt an, auch in den nächsten Tagen noch über die Wiesn bummeln zu wollen, ebenso wie Anja Fink und ihr Mann Rainer: "Wir haben das Ganze von einer Bedienung gehört. Wir sehen aber kein Problem, obwohl wir selbst zwei kleine Kinder haben."

Auch vielen Prominenten scheint die Lust am Wiesnbummel nicht vergangen zu sein. Regine Sixt feiert ausgelassen ihre Damenwiesn im Hippodrom, die Ehefrau des bayerischen Ministerpräsidenten, Karin Seehofer, unternimmt auf Einladung der Münchner Schausteller mit Kindern aus den von ihr unterstützten Einrichtungen einen Wiesnbummel - und selbst Erzbischof Reinhard Marx lässt sich zum Mittagessen im Hackerzelt sehen.

© SZ vom 29.09.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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