Nach Mord in Sendling:Suche in der Öffentlichkeit

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Verzweifelte Suche nach einer heißen Spur: Nach dem Mord in Sendling hat die Polizei Fotos des Opfers veröffentlicht. (Foto: N/A)

Sie wurde am Eingang ihres Hauses in Sendling brutal mit dem Messer attackiert, doch auch mehr als eine Woche nach dem Mord fehlt der Polizei eine heiße Spur. Zunächst sah alles wie eine Beziehungstat aus, nun ist der Fall noch mysteriöser geworden.

Von Katja Riedel

Auch mehr als eine Woche nach dem Mord an der 31-jährigen Münchner Verlagsangestellten Katrin M. haben die Ermittler der Soko "Aidenbach" keinen Tatverdächtigen und keine heiße Spur. Die Frau war am Abend des 4. Januar gegen 21 Uhr mit der U3 im Bahnhof Aidenbachstraße angekommen und im Eingang ihres nur 700 Meter entfernten Hauses mit 18 Messerstichen attackiert worden. Sie starb kurz nach Eintreffen der Rettungskräfte um 21.05 Uhr im Hauseingang.

Der Mord, der zunächst wie eine Beziehungstat aussah, ist noch mysteriöser geworden. Denn weder der Lebensgefährte noch die bekannten ehemaligen Partner der jungen Frau, die aus Sachsen stammt, kommen nach bisherigen Erkenntnissen als Täter infrage. Die Soko überprüft das gesamte Leben des Mordopfers nach Auffälligkeiten: Die Ermittler recherchieren, ob Katrin M. mit Personen aktuell oder in der Vergangenheit Streit hatte. Dazu werden Freunde und Bekannte in München sowie in Bautzen befragt, wo sich Katrin M. während der Feiertage aufhielt. Zudem werden ihr Computer, ihr Handy und ihre Kontakte im sozialen Netzwerk Facebook untersucht.

Die Ermittler setzen auf zweierlei: Zum einen haben sie bereits den gesamten Tatort und die nähere Umgebung nach möglichen DNS-Spuren untersucht - selbst die Fassade des cremefarbenen Hauses. Auch die blutdurchtränkte Daunenjacke der Getöteten haben sie in kleine Quadrate unterteilt, um möglicherweise eine fremde Blutspur zu finden. Denn die Obduktion zeigte, das Katrin M. sich gegen ihren Angreifer gewehrt hat, ihre Hände waren zerschnitten.

Von der Tatwaffe fand die Polizei nur noch die Klinge, der Griff brach während der Tat ab. An diesem könnte der Täter Erbmaterial hinterlassen haben, doch der Griff ist bisher verschwunden. Polizisten haben darum auch die Umgebung des Tatorts genau abgesucht: Sie haben unter Autos geblickt und auf Vordächer, in Gebüsche und in unzählige Müllcontainer.

Zum anderen hofft die Polizei auf Zeugen. Deshalb hat sie sich Mitte der Woche zu einer Öffentlichkeitsfahndung entschlossen, die bisher ein Dutzend Hinweise aus der Bevölkerung ergab, die die Soko gerade abarbeitet. Die Polizei veröffentlichte nicht nur den vollständigen Namen, sondern auch Bilder, die Katrin M. kurz vor der Tat zeigen.

Von besonderem Interesse ist der Zeitraum zwischen 19.30 Uhr und 21 Uhr: Sicher ist, dass sich die junge Frau gegen 20.15 Uhr aus dem Fitnessstudio verabschiedete, ohne dort mit ihrer Karte auszuchecken. Dort hatte sie seit 18.30 Uhr, direkt nach der Arbeit, trainiert. An der Station Leuchtenbergring stieg sie in eine S-Bahn, die um 20.39 Uhr am Marienplatz ankam. Während der Fahrt nahm eine Videokamera sie auf, es sind aber keine Personen auf dem Film zu beobachten, die sich auffällig verhalten. Am Marienplatz stieg sie in die U-Bahn um und kam um 20.53 Uhr in der Aidenbachstraße an. In der Bahn gibt es keine Videoüberwachung, dafür aber im Bahnhof. Die Polizei geht davon aus, dass der Mörder Katrin M. auf dem Weg oder direkt vor dem Haus aufgelauert hat.

Nachbarn hörten einen Wortwechsel, sie fanden die Frau wenige Minuten nach der Tat. Sie starb an einem Stich ins Herz. Aufgrund der Gewalt, die der Täter angewandt hat, ging die Polizei zunächst davon aus, dass sich Opfer und Täter gut kannten. Doch die These von einer Beziehungstat wird umso unwahrscheinlicher, je länger die Suche nach dem Mörder dauert. Die Polizei schließt darum auch nicht aus, dass Katrin M. zufällig Opfer eines gewaltbereiten Unbekannten geworden sein könnte.

© SZ vom 14.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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