Nach Hundeattacke:Immer an die Leine?

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Das Mädchen wird für immer Narben im Gesicht haben: Nach einer Hundeattacke in Harlaching löst der Fall der kleinen Pauline eine heftige Diskussion über schärfere Vorschriften für Hundebesitzer aus.

Christian Krügel

Die zweijährige Pauline wird Anfang Juni bei einem Sommerfest in Harlaching von einem Hund ins Gesicht gebissen. Seitdem liegt sie im Krankenhaus, ist schon mehrmals operiert worden und trägt wohl bleibende Gesichtsverletzungen davon. Über diesen Fall hat die Süddeutsche Zeitung am Wochenende berichtet - und damit eine intensive Diskussion unter Lesern über Leinenzwang und Maulkorbpflicht ausgelöst. Dabei zeigt sich: Die Forderung, auch in München einen generellen Leinenzwang für Hunde einzuführen, wird lauter.

Seit vier Wochen liegt die kleine Pauline nach einer Hundeattacke im Krankenhaus. (Foto: ANGELIKA BARDEHLE)

Eine solche Vorschrift wollen unter anderem auch die Eltern des kleinen Mädchens erreichen. Sie kündigten an, das am Dienstag in der Sitzung des Bezirksausschusses Untergiesing-Harlaching zu fordern. In vielen Städten und Gemeinden des Umlands gibt es bereits eine Leinenpflicht: In Erding und Wolfratshausen, in Garching und Sauerlach, in Gilching und Andechs, zum Beispiel. Allein im Landkreis Ebersberg gilt sie in 14 von insgesamt 21 Gemeinden.

In der Stadt München gibt es dagegen keine generelle Pflicht, allerdings eine Vielzahl von Einzelverordnungen, die regeln, wo Hunde wann frei laufen dürfen. So sind zum Beispiel Kinderspielplätze für sie gesperrt, in einigen städtischen Parks, etwa im Westpark gilt Leinenpflicht, ebenso in allen staatlichen Gärten, auch dem Englischen Garten. Im vergangenen Jahr habe es auch nur 330 Vorfälle mit Hunden gegeben - bei mehr als 31.000 Tieren, hieß es vor kurzem im Kreisverwaltungsreferat (KVR).

Die (allerdings anonymen) Kommentare bei Süddeutsche.de, dem SZ-Internet-Portal, zeigen aber, dass die relative liberale Handhabe der Stadt bei vielen auf Unverständnis stößt. "Hunde haben mehr Rechte als Kinder. Die Kinder müssen aufpassen, nicht die Halter. Und ich war der Meinung, dass in Städten sowieso Leinenpflicht gilt? Das ist nicht der Fall? Das kann ja wohl alles nicht wahr sein", kritisiert ein Nutzer.

Ein anderer schreibt: "Wir werden staatlicherseits vor allem geschützt: vor Rauchern, vor Rasern, vor Radel-Rambos und so weiter, Aber bei einem kleinen Kind, welches von einem Hund für sein Leben entstellt ist, zieht man eine Mitverantwortung der Eltern in Betracht." Dem Münchner Kreisverwaltungsreferat wird von einigen Nutzern Versagen vorgeworfen: "Die Behörden haben einfach gepennt", heißt es.

Hundefreunde wehren sich freilich dagegen, die Tiere generell nur noch als Waffe auf vier Beinen zu sehen. "Wenn ein Mensch einen anderen Menschen mit einem Messer ermordet, schmilzt man auch nicht das Messer ein ", schreibt eine Nutzerin.

© SZ vom 16.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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