Nach Explosion in Neubiberg:Junge liegt nach Sprengstoff-Unfall im Koma

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Mit Schwarzpulver und allen möglichen Chemikalien hat ein 19-Jähriger im Keller seines Elternhauses experimentiert - mit fatalen Folgen: Der selbshergestellte Sprengstoff ist explodiert und hat dem Jungen beide Hände zerrissen.

Susi Wimmer

Mit Spezialanzügen rückte der ABC-Zug der Feuerwehr an. (Foto: Claus Schunk)

Seine Faszination für jegliche Art von Pyrotechnik ist dem 19-jährigen Schüler aus Neubiberg zum Verhängnis geworden: Beim Rumhantieren mit Chemikalien hatte der Jugendliche am Freitag im Keller seines Elternhauses eine Explosion verursacht. Dem 19-Jährigen wurden dabei beide Hände zerrissen, er erlitt am Rücken schwerste Verbrennungen und wurde jetzt von den Ärzten für etwa zwei Wochen in ein künstliches Koma versetzt. "Wie es genau zu der Sprengstoffexplosion kam, müssen wir noch untersuchen", sagte Ludwig Waldinger vom Landeskriminalamt (LKA).

Am Freitagnachmittag ereignete sich die Explosion in dem Bungalow an der Eichenstraße. Der Keller brannte lichterloh, die Feuerwehr löschte mit Wasser und Spezialschaum. Da sich im Kellergeschoss ein riesiger Schaumteppich ausgebreitet hatte, musste die Neubiberger Feuerwehr stundenlang Wasser und Schaum abpumpen, ehe die Experten des LKA den Tatort besichtigen konnten.

Im Heizungsraum des Hauses hatte sich der 19-Jährige eine Werkstatt eingerichtet, in der er mit Schwarzpulver und allen möglichen Chemikalien herumhantierte. "Wir haben gut ein Kilogramm selbst hergestelltes, pyrotechnisches Pulver in dem Haus gefunden", erklärte Waldinger. Im Keller allerdings habe man nichts mehr sicherstellen können: "Durch die enorme Hitzeentwicklung sind keinerlei Spuren mehr vorhanden." Die Heizung sei regelrecht geschmolzen, der Schaden gehe an die 100.000 Euro.

Der 19-Jährige besuchte die Fachoberschule und war "hochinteressiert an Feuerwerken", wie Waldinger sagt. Weder der 21-jährige Bruder, noch die Eltern oder der im Haus lebende 91-jährige Großvater hatten eine Ahnung, was der Schüler dort unten im Keller eigentlich genau trieb. "Der Großteil der für Pyrotechnik notwendigen Chemikalien ist im Handel frei erhältlich", erklärt Waldinger. Erst die Zusammenstellung der Stoffe ergebe die explosive Mischung.

Und offenbar ging der 19-Jährige sehr leichtsinnig mit den Chemikalien um. Er muss den Sprengkörper in Händen gehalten haben, als er explodierte. Der Knall war so heftig, dass eine vorbeiradelnde Frau anhielt und den Notruf wählte. Der Schwerstverletzte konnte noch die Treppen nach oben rennen zu seinem Bruder und seinem Opa, die unverletzt geblieben waren. Seine Eltern waren nicht zu Hause. Der 19-Jährige wurde mit dem Hubschrauber in eine Klinik geflogen. Dort wurden ihm beide Hände amputiert.

Die technische Sondergruppe des LKA hatte zunächst das Haus begutachtet, da nicht klar war, ob sich weitere explosive Mischungen im Keller befinden. Anschließend untersuchten die Sprengstoffermittler den Keller. Bislang könne man nicht sagen, mit welchen Chemikalien der 19-Jährige im Heizungskeller hantiert hatte. Das LKA warne immer wieder vor dem Umgang mit pyrotechnischen Gegenständen. "Aber leider", sagt Waldinger, "kommt es immer wieder zu schweren Unfällen."

© SZ vom 19.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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