Münchner Westen:Dorf im Neubaugebiet

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Nach den Plänen von Martin Liebhäuser und Catherine Demeter von der Edith-Haberland-Stiftung soll das Gut Freiham bald wie ein altes Dorf aussehen. (Foto: Robert Haas)

Kirche, Handwerk und ein Biergarten: Wie eine Stiftung das Gut Freiham umbauen will

Von Sofie Czilwik

"Die bayerische Identität", kaum ein Begriff fällt an diesem Tag öfter. Im Gut Freiham komme die bayerische Identität beispielhaft zur Geltung, das Gut im Münchner Westen sei eine bayerische Traditionsinsel im Meer des gesichtslosen Städtebaus im Rest der Stadt. So drückte es zumindest Mathias Pfeil vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege aus und Catherine Demeter von der Edith-Haberland-Wagner Stiftung nickt zustimmend. Genau das soll das Gut Freiham werden: ein identitätsstiftender Ort, nicht nur für die künftigen Freihamer, sondern auch für die restlichen Münchner. Und ein Ausflugsziel wie Kloster Andechs.

Vor vier Jahren erwarb die Edith-Haberland-Wagner Stiftung, Mehrheitsanteilseignerin an der Augustiner-Brauerei, das Grundstück von dem Münchner Bauunternehmer Rolf Rossius. Seitdem renoviert und saniert sie das verfallene Gut, das zum ersten Mal im 12. Jahrhundert erwähnt wurde und dessen Besitz in den folgenden Jahrhunderten immer mal wieder wechselte. Entstehen soll nach Plänen der Augustiner-Stiftung ein Dorf wie im 19. Jahrhundert. Mit Kirche, Dorfplatz, Handwerk und natürlich Biergarten.

2016 wurde bereits die Heilig-Kreuz-Kirche fertig gestellt. In den kommenden fünf Jahren sollen in den alten Gutsgemäuern Veranstaltungsräume entstehen, ein Biermuseum und ein Pferdestall für die Augustiner-Pferde, die dann nicht nur zum Oktoberfest, sondern das ganze Jahr über im Stall besichtigt werden können. Altes Handwerk soll hier angesiedelt werden, Schreiner, Schlosser und eine Fassmanufaktur - es ist schließlich das Grundstück einer Brauerei-Anteilseignerin.

Das Gasthaus mit Biergarten soll das Herzstück des Areals darstellen und ein Treffpunkt für die neuen Freihamer werden, die sich in den nächsten zehn Jahren in dem neuen Stadtquartier niederlassen werden. Das Neubaugebiet im Münchner Westen ist europaweit eine der größten Siedlungsmaßnahmen: Wohnraum für rund 25 000 Menschen entsteht dort. Die ersten Bewohner könnten, sagt Stefan Diemling vom Kommunalreferat München, bereits nächstes Jahr einziehen. 15 000 Arbeitsplätze soll es hier geben, zehn Schulen und 22 Kindertagesstätten.

Das Gesicht des neuen Viertels in Freiham wird dann das Gut Freiham, so zumindest lautet der Wunsch von Stadt und Stiftung. Welches Neubaugebiet habe das schon?, fragt Mathias Pfeil vom Landesamt für Denkmalschutz: ein historischer Kern, ein Bezug zu Heimat und Tradition.

Nur das Schloss schräg gegenüber der Kirche passt in das bayerische Idealdorf nicht so richtig rein. Nicht vom Aussehen her, sondern wegen der Nutzung: Es gehört seit 2008 der US-Firma Forever Living. Ein direkter Konkurrent für die Augustiner-Familie sind die Amerikaner aber nicht: Ihr Spezialgebiet sind Nahrungsergänzungsmittel und Körperpflegeprodukte auf Aloe-Vera-Basis.

© SZ vom 14.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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