Münchner Verkehrsverbund:Tarifreform mit eindeutigen Verlierern

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Der MVV hat seine geplanten Preisänderungen als großen Schritt in die Zukunft angepriesen. Senioren beispielsweise sehen das anders

" Das Ringen hat ein Ende" und " Einfacher, klarer, günstiger" vom 7./8. Juli:

Teurer wird's für Senioren

Für die MVV-Seniorenkarte Gesamtnetz zahle ich zurzeit 69,10 Euro monatlich, wobei durch das Abo nur 10 Monate zu zahlen sind, zwei Monate sind gratis. Ab Juni 2019 kostet die Isarcard 65 Gesamtnetz (M+6) monatlich 89,40 Euro (gilt dann aber auch schon vor 9 Uhr; d. Red.). Das ist eine monatliche Erhöhung von 20,30 Euro. Anscheinend fällt auch die Vergünstigung 10 Monate zahlen, 2 Monate gratis fahren, weg. "Einfacher, klarer und günstiger" könnte der MVV normalerweise gar nicht so eine immense Erhöhung durchsetzen, als durch diese Tarifreform. Emma Weis, Dachau

Oder doch mit dem Auto?

Bisher gab es Ringe, jetzt gibt es Tarifzonen. Beide sind mehr oder weniger kreisförmig um die Stadt angeordnet. Neu ist: Ich suche mir die Anzahl der Zonen nach meinem Wohnort aus. Nur dass es jetzt eben weniger Ringe, pardon Zonen gibt; deshalb sind die Preissprünge zwischen den Zonen höher. Ich zahle für diese "Erleichterung" in Zukunft 3 Prozent mehr (bisher 7 Ringe, neu M+2; das soll leichter sein?). Ab der 2,5 Kilometer entfernten Haltestelle Geisenbrunn kostet das im Jahr 230 Euro weniger, obwohl diese noch in der gleichen Gemeinde liegt. Da wird die S-Bahn ihren Fahrradstellplatz von derzeit circa 15 Fahrrädern in Geisenbrunn wohl kräftig ausbauen müssen. Oder mir fällt doch noch auf, dass bis zur Tarifumstellung die Lindauer Autobahn bis München 6-spurig ist. Der Tunnel am Luise-Kiesselbach-Platz ist eh schon fertig... Michael Manert, Gilching

Zu teuer für 40-Minuten-Takt

Natürlich freue ich mich, wenn die Bürger aus Vaterstetten nun nicht mehr nach Haar fahren müssen, da die Zonen zusammengelegt wurden. Für uns aus Sauerlach gestaltet sich dies nun leider anders. Mein Mann war bisher ein überzeugter S-Bahnfahrer und muss von Sauerlach nach Baierbrunn. Hierfür steigt er am Bahnhof Solln um, die Monatskarte kostet ihn bisher 79,10 Euro. Wenn mein Mann nun weiterhin mit der S-Bahn zur Arbeit fahren möchte, zahlt er nach der Tarifreform monatlich 118,90 Euro, was einer Erhöhung von 50,32 Prozent gleichkommt. Und das nur, weil er mit dem Bahnhof Solln die M-Zone touchiert. Natürlich können sie argumentieren, dass er ja dann die Freiheit hat, noch in die Stadt zu fahren, da er die gesamte M-Zone nutzen kann. Aber was, wenn er das nicht will und braucht? Das heißt, er überlegt sich nun ernsthaft, ab 2019 mit dem Auto zur Arbeit zu fahren. Für mich wäre das ähnlich, auch wenn für mich "nur" eine Erhöhung von 14,66 Prozent anfallen würde, was aber auch 15,20 Euro monatlich wären. Da das Gewerbegebiet Gräfelfing mit dem MVV nur schlecht zu erreichen ist, fahre ich mit dem Auto, und so wie es aussieht wird das wohl auch so bleiben. Prinzipiell ist eine Tarifreform des MVV dringend nötig, nur sollten auch alle Aspekte betrachtet werden. Wenn etwa Bürger einer Gemeinde wie Sauerlach deutlich mehr zahlen müssen, so sollte unter anderem auch über eine Takterhöhung nachgedacht werden. Wir haben zeitweise noch einen 40-Minuten-Takt. Und warum gibt es keinen S-Bahn-Ring um München herum? Christine Strauß, Sauerlach

Auf die Schiene? Auf die Palme!

Der Artikel stellt hauptsächlich die günstigeren Regelungen in der M-Zone heraus. Zufällig ausgesuchte Beispiele für Strecken aus dem Umland in die Stadt ergeben zum Teil eine 50-prozentige Preissteigerung. Der Sprung von zwei auf drei Tarifzonen ist enorm. Preise für Vielfahrer sollen bis zu einem Drittel sinken. Am Beispiel einer Vielfahrerin, die täglich von Neufahrn zum Frankfurter Ring pendelt, ergibt sich eine Erhöhung um 23 Prozent. Vielfahrer von Fürstenfeldbruck nach Pasing müssen 50 Prozent mehr bezahlen! (jetzt 4 Ringe, dann M+2).

Auch für die am Stadtrand Wohnenden gibt es Nachteile. Da wird eine massive Preiserhöhung als Tarifreform verkauft! So bringt man die Pendler nicht auf die Schiene, sondern auf die Palme. Stattdessen wäre die Fahrt in Richtung kostenloser Benutzung des ÖPNV, die einige Städte bereits eingeschlagen haben, anzustreben. Die Kreistage müssen noch darüber abstimmen. Die Kreisräte müssen vorher bitte genau nachrechnen! Monika Glemnitz-Markus

Maisach-Gernlinden

© SZ vom 17.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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